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Christian starrte Robert und Jakob hinterher. Natürlich hatte Robert gemerkt, dass nicht alles gut war. Und jetzt hoffte er einfach, dass es nicht eskalieren würde. Denn auch das wollte Christian nicht. Immerhin wollte er keinen Keil zwischen Robert und seine Söhne treiben. Aber gleichzeitig lief es abgesehen von der Begegnung mit Jakob ja eigentlich ganz gut. Oskar, Anton und Konrad waren ihm gegenüber wirklich fair und sympathisch waren sie auch. Und sie schienen nicht so ein schlechtes Bild von Christian zu haben. Und das beruhigte ihn dann doch. Aber gleichzeitig wollte Christian einfach wieder alleine mit Robert sein. So spannend es war, seine Söhne kennenzulernen. Aber es verunsicherte ihn. Sehr sogar.

Robert stand nach wie vor vor dem schweigenden Jakob. Er wusste nicht, was er über das Verhalten seines Sohnes denken sollte. Er hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass es Probleme geben könnte. Offenbar hatte er sich da verkalkuliert.

"Was los ist? Es ist einfach eine komische Situation, dass du hier mit deinem neuen Freund auftauchst. Klar, ich habe dem zugestimmt. Und ich dachte, dass das schon passen wird. Aber wenn man mal ehrlich ist, dann ist das alles hier doch total absurd. Das habe ich Christian gesagt. Und dass ich es nach wie vor nicht so ganz verstehen kann. Und ich denke, dass das berechtigt ist. Aber gleichzeitig hab ich das Gefühl, dass Christian es wirklich ernst meint. Und natürlich freut mich das auch für dich."

Robert war klar, dass so etwas passieren konnte. Er hatte sich ja schon damals gewundert, nachdem sie den Jungs von der Trennung erzählt haben, dass sie so ruhig reagiert haben. Vielleicht holte ihn das jetzt ein. Aber natürlich verstand Robert es. Wie konnte er auch nicht? Aber es tat auch weh, diese Worte zu hören. Von seinem ältesten Sohn. Doch er wusste, dass er jetzt die richtigen Worte finden musste. Um die Situation noch etwas zu retten. Und Jakob vielleicht etwas zu beruhigen.

"Jakob, ich verstehe es. Wirklich. Vielleicht war es dumm, das Ganze so anzugehen. Vielleicht war es auch zu früh. Aber mir war es wichtig, dass ihr vielleicht in gewisser Weise verstehen könnt, warum ich mich so entschieden habe. Mir war es wichtig, dass ihr euch da nicht außen vor fühlt. Und mir ist auch wichtig, was ihr denkt. Vielleicht war es die falsche Entscheidung, dass ihr euch jetzt kennenlernt. Aber ehrlich gesagt dachte ich, dass ihr alle so fair seid, dass ihr euren Unmut zumindest nicht an Christian sondern höchstens an mir auslasst. Weil Christian da auch nichts für kann. Ihn hab ich hiermit auch überfordert, aber mir zu Liebe ist er trotzdem mit gekommen, obwohl er auch sehr an dieser Idee gezweifelt hat. Was ich damit sagen will, Christian hat das hier auch große Überwindung gekostet. Aber offensichtlich meint er es ja Ernst, sonst säße er jetzt nicht hier. Und ich würde mir einfach wünschen, dass du ihn dafür nicht verurteilst. Ich weiß, du kannst denken und sagen was du willst, aber ich glaube, dass wir in dieser Situation einfach etwas mehr zusammenhalten können. Darum würde ich dich bitten. Denn ihr seid meine Familie und natürlich das wichtigste. Ich brauche euch und ich möchte nicht, dass unser Verhältnis deshalb leidet. Weil dann sind wir doch alle auch nicht glücklich."

Robert sah förmlich, wie es im Kopf seines Sohnes arbeitete. Er wusste nicht, ob er damit etwas bezwecken konnte. Aber ein Versuch war es wert gewesen. Vielleicht könnte er Jakob ja doch noch davon überzeugen, Christian gegenüber fair zu sein.

"Gib mir einfach noch etwas Zeit. Wahrscheinlich war es wirklich nicht fair. Aber versteh mich bitte auch. Wir können hier nicht einen auf heile Welt tun. Das ist vielleicht alles doch nicht so einfach, wie du es dir vorgestellt hast. Aber ich werde nochmal mit Christian sprechen, und dann etwas bedachter und fairer sein, versprochen."

Erleichtert schaute Robert zu ihm. Er hoffte, dass er ihn vielleicht ein wenig zum Umdenken gebracht hatte. Es schien ihm zumindest so zu sein. Gemeinsam gingen sie dann wieder nach draußen, immerhin wollten Christian und er bald weiter fahren. Es war zwar kein allzu weiter Weg mehr nach Dänemark, aber sie wollten auch noch etwas vom Tag haben. Deshalb verabschiedeten sie sich dann so langsam mal und wollten sich wieder auf den Weg zu Christians Porsche machen. Davor gingen Christian und Jakob allerdings nochmal kurz zur Seite. Robert verstand nicht, was sie redeten. Aber Christian wirkte sehr angespannt. Die Zeit schien unfassbar langsam zu vergehen. Zumindest kam es Robert so vor. Er beobachtete die beiden und war froh, als Jakob Christian irgendwann die Hand hinhielt und Christian einschlug. Das war ein gutes Zeichen. Und es beruhigte ihn ungemein.

Dann verabschiedeten sie sich von den Jungs und Andrea, was Robert sichtlich schwer fiel. Er wusste nicht, wann er sie wieder sehen würde. Wahrscheinlich würde es wieder einige Zeit dauern. Und das war natürlich nicht schön. Aber immerhin hatte er jetzt noch zwei Tage mit Christian. Und auf die freute er sich ungemein. Als sie im Auto saßen, mussten beide erstmal durchatmen. Sie ließen den Hof hinter sich, als Robert das Schweigen brach.

"Christian, es tut mir leid, wie es gelaufen ist. Das war meine Schuld. Ich hätte wissen müssen, dass Jakob so denkt. Und ich hätte dich dem nicht Aussetzen sollen. Das war ein Fehler.", sprach Robert verzweifelt aus. Er fühlte sich schlecht. Er hatte Christian in diese Situation gebracht. Christian drehte sich zu ihm und musste lächeln.

"Hey, es ist alles in Ordnung. Jakob hat sich entschuldigt. Er meinte, dass es falsch war, mir solche Sachen zu sagen. Und dass ich eigentlich ganz sympathisch bin. Und dir das nicht sagen sollte, damit du nicht denkst, dass er so schnell seine Meinung ändert." Christian musste bei den Worten etwas lachen. Er war so froh, dass sich die Situation letztendlich noch geklärt hatte. Denn natürlich hatte er sich zwischenzeitlich schlecht gefühlt. Ziemlich schlecht sogar. Aber das Gespräch mit Jakob hatte es dann doch wieder gerade gerückt. Und er war froh darüber. Auch wenn Christian trotzdem wusste, dass es mit Jakob nach wie vor nicht einfach war.
Robert hingegen schaute ihn verwirrt an. Er konnte nicht so ganz verstehen, was Christian soeben gesagt hatte. Statt weiter zu fahren, hielt Robert das Auto auf einem kleinen Parkplatz am Straßenrand. Er drehte sich zu Christian, der ihn jetzt auch verwundert anschaute und sich fragte, was Robert vor hatte.

"Wie, das hat er gesagt? Ehrlich jetzt?"

Christian nickte nur und musste lachen. Und Robert war froh, dass er sich nicht mehr schlecht fühlen musste. Und dass sich Christian offensichtlich nicht mehr schlecht fühlte. Euphorisch beugte sich Robert rüber und zog Christian in einen innigen Kuss. Er war in dem Moment so erleichtert. Christian musste etwas in den Kuss hinein lächeln. Als Robert allerdings mit seinen Händen unter sein Hemd fuhr, da überkam ihn eher eine gewisse Anspannung. Und ihm wurde ziemlich warm. Was Robert allein mit solchen Berührungen in ihm auslöste.

"Robert, vielleicht sollten wir das nicht hier tun.", sagte er mit einer zitternden Stimme. Enttäuscht schaute Robert zu ihm. Aber er wusste, dass Christian Recht hatte. Sie waren nach wie vor in der Öffentlichkeit, es konnte sie jederzeit jemand sehen. Und es war ja auch eigentlich nicht mehr allzu weit bis zu der Hütte in Dänemark.

"Okay, dann müssen wir wohl warten, bis wir in Dänemark sind. Auch wenn mir das gerade nicht leicht fällt."

"Ohh, glaub mir, mir geht es auch so. Bin ich froh, dich endlich wieder für mich zu haben. Und dann auch noch hier, in meinem Porsche." Christian musste sich auf die Lippen beißen. Natürlich machte das was mit ihm. Robert ließ ihn absolut nicht kalt und schon gar nicht, wenn er seinen Porsche so konzentriert durch die Gegend lenkte. Er hoffte einfach, dass Robert auf der Autobahn nicht nur mit 130 fahren würde, damit sie schnell an ihrem Ziel ankommen würden. Denn sonst würde Christian zu ungeduldig. Aber in erster Linie war er einfach froh, dass diese Begegnung mit Roberts Familie geschafft war. Und dass es sich doch noch in gewisser Weise zum Guten gewendet hatte.

Den Ärger ein bisschen aus der Welt geschafft :) Ich hoffe, es gefällt euch!

Die Leere in uns Where stories live. Discover now