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"Christian, ich weiß trotzdem nicht, ob ich es schaffe, alles aufzugeben. Meinst du, wir können einen Kompromiss finden? Mit dem wir beide leben können?".

Das war eigentlich der Aspekt, der nach wie vor alles zum Einstürzen bringen könnte. Im Prinzip standen sie wieder dort, wo sie auch kurz vor ihrer Trennung standen. Aber dieses Mal hatten sie es gespürt, was es bedeutete, wenn sie aufgeben. Und das wussten sie vor ihrer Trennung noch nicht. Und es war offensichtlich für beide nicht länger auszuhalten gewesen. Deshalb war die Situation dann doch eine andere. Und in Christian reifte ein Gedanke heran. Irgendwie musste er mit seinen Forderungen ja auf Robert zukommen. Sonst würde es doch wieder nichts werden. Und das wollte Christian erst Recht nicht.

"Wir werden es natürlich nicht öffentlich machen. Natürlich nicht. Ich weiß, dass das keine Option ist. Aber es macht mir nichts mehr aus. Zumindest nicht mehr allzu viel. Ich will einfach wieder mit dir zusammen sein. Vielleicht können wir es einfach nochmal so versuchen wie vor ein paar Monaten, nur dass wir dieses Mal etwas lockerer mit der Situation umgehen. Dass man uns auch öfter zusammen sieht. Das wäre das, was ich mir vorstellen kann."

Robert staunte ein wenig über Christians Worte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass er so bereitwillig auf ihn zu kommen würde. Und eigentlich war ihm klar, dass er darauf eingehen müsste. Mehr konnte auch er nicht von Christian verlangen. Und wahrscheinlich musste Robert einfach mal ein wenig über seinen Schatten springen, Mut zeigen und sich nicht von anderen Menschen einschüchtern lassen. Auch wenn es ihm nach wie vor schwer fiel. Denn dann wurde es immer wahrscheinlicher, dass es heraus kam. Und jetzt waren es ja auch wirklich schon einige Menschen, die über sie beide Bescheid wussten. Sie mussten nach wie vor über die Situation mit Kubicki sprechen.

"Ja, ich denke, dass ich damit gut leben werden kann. Und ich weiß, dass wir ein höheres Risiko eingehen müssen und werden. Aber es kann sowieso doch jederzeit an die Öffentlichkeit kommen, wenn Kubicki beispielsweise dann doch mehr redet, als wir jetzt hoffen. Aber irgendwie müssen wir damit umgehen und vielleicht gäbe es ja doch wirklich mehr Akzeptanz, als ich bisher immer gedacht hatte. Ich hoffe es zumindest. Und sonst müssen wir mit den Konsequenzen leben. Auch wenn wir es vielleicht nicht unbedingt herausfordern müssen."

Glücklich schaute Christian zu ihm. Es gab nichts, was ihn in diesem Moment glücklicher machen konnte. Er durfte endlich wieder mit Robert zusammen sein. Auch wenn es nicht perfekt war, war es für ihn in diesem Moment alles, was er wollte. Was er brauchte. Auch wenn er wusste, dass sie noch einiges besprechen mussten, nahm er Roberts Gesicht in seine Hände und legte seine Lippen ganz sanft auf Roberts. All die Emotionen, dieses unfassbare Glück, lud er in diesem Kuss ab. Und auch Robert ging es nicht anders. Manchmal sagten Gesten mehr als Worte. Und gerade war definitiv solch ein Moment. Ihre Liebe war wohl noch Kilometer entfernt spürbar. Zumindest müsste das so sein, so viele Emotionen lagen in dem Kuss. Trotzdem löste sich Robert nach einiger Zeit und guckte wohl etwas verträumt, aber trotzdem auffordernd zu Christian. Sie wussten beide genau, das es damit nicht getan war. Dass sie noch etwas zu besprechen hatten.

"Ich weiß, Robert. Die ganze Sache mit Wolfgang. Es tut mir Leid, dass das passiert ist. Ich hatte es wirklich nicht auf dem Plan, dass sie auch da waren. Aber gut, das ist jetzt ja nunmal passiert. Ich weiß, dass er jetzt extremen Druck auf mich ausüben kann und wenn er wollte, dann natürlich auch auf dich. Aber ich denke, dass ich das in erster Linie aushalten und ihn eventuell etwas besänftigen muss. Ich denke, dass er es nicht so schnell an die Öffentlichkeit geben wird, wenn ich ihm noch so einiges ermögliche. Also da würde ich mir nicht so sonderlich viele Gedanken drüber machen. Aber natürlich, es ist ein Risiko."

"Da hast du natürlich Recht. Wobei ich denke, dass er tatsächlich eher Druck auf dich ausüben will. Bei mir kommt er damit ja nicht sonderlich weit, abgesehen davon war er mir gegenüber all die Jahre fair. Ich hoffe einfach, dass er das beibehält. Auch wenn das gestern ja wirklich nicht dafür gesprochen hat. Aber naja. Die Frage ist ja eigentlich, was wir machen, wenn es doch rauskommen sollte."

Christian musste nicht allzu lange überlegen. Es gab immerhin nicht allzu viele Optionen. Und eine Trennung wäre in keinem Fall eine Option. Zumindest nicht für Christian.

"Wenn es heraus kommt, wie auch immer. Man könnte uns ja doch auch zusammen sehen. Oder irgendwer erzählt es. Also wenn es heraus kommt, dann sollten wir uns davon nicht unterkriegen lassen. Ich würde behaupten, dass wir es dann zunächst versuchen sollte, zu dementieren. Wenn es keine Beweise gibt, dann ist das ja auf jeden Fall möglich. Und ansonsten könnten wir es natürlich auch einfach erstmal ignorieren, solange die Gerüchte nicht zu ernsthaft werden. Das sollten wir doch hinbekommen?!"

"Ja, das denke ich auch. Am besten erstmal ignorieren und ansonsten dementieren. Aber was machen wir, wenn wir es nicht mehr verleugnen können? Das Ganze dann einfach so hinnehmen?"

Christian nahm Roberts Hände in seine. Das hatte er immer so sehr geliebt. Es hatte ihm Sicherheit und eine innere Wärme gegeben. Und jetzt durfte er das endlich wieder tun. Jetzt gehörte Robert wieder zu ihm. Aber er sah, dass er zweifelte. Nach wie vor. Aber wie sollte man in solch einer Situation auch nicht zweifeln? Immerhin ging es hier um alles. Um ihre private und berufliche Existenz, die ihr gesamtes Leben ausmachte. Jetzt wollte Christian Robert etwas dieser Sicherheit geben.

"Es gibt eine Sache, die ich nicht mehr erleben will. Und das ist, nicht mehr mit dir zusammen sein zu können. Ich kann mir nicht vorstellen, dass etwas anderes schlimmer ist. Ich werde nach wie vor alle Konsequenzen tragen und im Notfall werde ich zumindest als Parteivorsitzender zurücktreten. Was mit unseren Ministerposten passiert, wäre natürlich eine andere Frage. Vielleicht würde es reichen, wenn ich früh genug zurück trete. Bei dir wäre es bei Weitem nicht so ein Skandal wie in meiner Partei. Ihr seid doch gerade diejenigen, die immer Toleranz und solche Dinge betonen. Vielleicht kann ich es damit retten. Und es wäre auch gar nicht ausgemacht, dass wir wirklich zurücktreten müssten. Vielleicht würde die Gesellschaft tatsächlich besser damit umgehen, als wir es gerade denken."

"Danke Christian. Für alles. Dass du so viel für uns beide geben würdest. Es tut mir immer noch weh, wenn ich nur daran denke, dass es Konsequenzen für uns hat. Aber vielleicht ist es der richtige Weg, dass wir es einfach auf uns zukommen lassen. Und abwarten, was passiert. Wir müssen es ja nicht darauf ankommen lassen, dass es an die Öffentlichkeit kommt. Aber wenn doch, dann werden wir uns dann der Situation stellen. Ich hoffe einfach, dass alles gut werden wird. Aber mit dir kann es eigentlich nur gut werden."

"Robert, denk einfach daran, Probleme sind auch nur dornige Chancen. Wir schaffen das.", lachte Christian. Für diesen Spruch erntete Christian einen Schlag gegen seine Schulter, denn er wusste genau, wie er Robert damit auf die Palme bringen konnte. Und es gefiel ihm. Endlich hatte er Robert wieder in seiner Hand.

"Christian? Weißt du noch, was ich in dem Brief damals geschrieben habe? Dass ich gehofft habe, dass es das nicht endgültig war und dass der richtige Zeitpunkt hoffentlich für uns kommen wird. Und ich habe geschrieben, dass du einen riesigen Platz in meinem Herzen eingenommen hast. Ich glaube nach diesen acht Monaten ist mein Herz endlich wieder vollständig. Und vielleicht ist es tatsächlich der richtige Zeitpunkt. Lass es uns herausfinden."

Es gibt neuen Lindbeck Content 🥳 Die letzten Tage hatte ich nicht sonderlich viel Zeit, Motivation und Kreativität, deshalb kommt das Kapitel erst jetzt. Aber ich hoffe, es gefällt euch. Endlich läufts mal wieder bei den Beiden :)

Die Leere in uns Where stories live. Discover now