Trainway

814

Es war 814 Tage her, seit Yoongi seinen Waggon als Wohnsitz gemeldet hatte. Zwei Jahre und ein paar gequetschte wohnte er jetzt schon in seiner eigenen Blase der Idylle. Seine Blase, die ihn schützte und einsperrte. Es war seine eigene Entscheidung, doch noch nicht zu spät es wieder zu ändern. Er fühlte sich nur noch nicht bereit dazu.

Der Morgen begann mit Vogelgezwitscher. Dem Klopfen eines Spechtes, der seinen Schnabel gegen die Baumrinde schlug, um an die Käfer dahinter zu kommen. Taehyung entdeckte ohne sich groß umdrehen zu müssen ein Rotkehlchen im nächsten Baum und einen Buchfink der aufgeschreckt aufflog, als Taehyung seinen Blick zu ihm wandte.

Taehyung war müde. Er hatte an sich gut geschlafen, war aber schlecht eingeschlafen. Seine Gedanken hatten endlose Kreise gezogen und ihn erst spät ins Traumland entlassen. Vorsichtig setzte er sich auf. Er wusste, ihre Reise würde weiter gehen, als er Hoseok nicht unweit von ihm entfernt seinen Rucksack packen sah.

„Ey, Taehyung. Iss dein Frühstück und pack die Lebensmittel ein!", rief Hoseok zu ihm rüber und Tae war erstaunt. Der Ältere hatte ihn mit seinen Namen angesprochen. Wer hatte ihn zuletzt beim Namen genannt um ihm mitzuteilen dass es Frühstück gab? Er wusste es nicht. Vielleicht lange bevor sein Leben eine reine Misere wurde.

Das Frühstück gestaltete sich aus frisch gebackenen Brötchen mit Rührei und drei knusprige Baconscheiben, die Yoongi für Taehyung extra vor Hoseok gerettet hatte.

Mit so einem Frühstück fühlte sich Taehyung schon fast überfordert. Er wusste gar nicht mehr wann er das letzte Mal teure Schokocreme mit ebenso teuren Bacon auf seinem Brot hatte. Es war seine Geschmacksexplosion.

Da bekam man gleich gute Laune!

„Danke fürs Frühstück!", verneigte er sich tief vor dem Waggonbesitzer, nachdem er den letzten Bissen genießerisch in sich geschaufelt hatte. Yoongi lachte rau, winkte ab.

„Nicht der Rede wert."

Ihr Abschied fiel einfach. Es gab kein großartiges Gedudel und keine großen Gefühle. Zumindest sichtbar. Tae war sich jedoch sicher, dass Yoongi Hoseoks Anwesenheit gerne noch etwas genossen hätte.

Die Schienen führten sie tiefer in den Wald. Es war idyllisch.

„Weißt du was das für ein Vogel ist?", wisperte Taehyung und zog Hoseok am Ärmel. Der Ältere schmunzelte leicht, seine Augen wirkten wacher nicht mehr so trüb. Die Falten um seinen Augen wirkten nun freundlicher.

„Du etwa nicht?", fragte er und Tae konnte es kaum fassen, dass die Worte ähnlich eines Witzes klangen. Einer Stichelei. Freude umfing Taehyung. Hoseok hatte damit angeboten ein Gespräch zu führen!

Tae lächelte: „Doch, natürlich!"