Du machst dass ich nicht mehr schlafen kann.

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Entsetzt sah ich ihn an. “Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“

“Doch“, sagte er mit schwacher Stimme. Er sah so kläglich aus, wie er in die Decke eingerollt in meinem Bett lag und mich mit trägen Ausdruck in den Augen anschaute.

Ich setzte mich neben ihn auf die Bettkante und legte meine Hand auf seine Stirn. Sie glühte förmlich, das war mir vorhin gar nicht aufgefallen. Ich stand auf, ließ mich aber sofort wieder auf's Bett fallen, da mir schwarz vor Augen wurde und alles anfing sich zu drehen. Ich drückte mir Daumen und Mittelfinger auf die Schläfen, damit der stechende Schmerz in meinem Kopf aufhörte. Vor meinen Augen tanzten Lichtpunkte und mir stand der kalte Schweiß auf der Stirn.

“Alles gut, Izzi?“, fragte Felix mich besorgt und legte mir von hinten eine Hand auf die Schulter.

“Was? Ja, mir is' nur 'n bisschen schwindelig, geht gleich wieder.“ Ich atmete tief durch - durch die Nase ein, durch den Mund aus.

Nach 10 Atmenzügen stand ich langsam und vorsichtig auf. “Brauchst du irgendetwas?“

“Kannst du mir was zu trinken holen?“

“Klar. Soll ich dir 'nen Tee machen?“, fragte ich mit sanftem Unterton.

“Ich mag keinen Tee“, antwortete Felix schwach.

“Ach ja, stimmt. Willst du heißen Kakao?“

Felix strahlte mich an. “Das wär' schön.“

Ich verschwand in die Küche, suchte Kakaopulver, Milch und zwei Tassen und mischte alles zusammen. Ich stellte die beiden Tassen in die Mikrowelle und ließ mich erschöpft an meinen Esstisch fallen, ich war noch zu schwach, um längere Zeit zu stehen. Ich stützte meinen Kopf in meine Hände und massierte meine Stirn, hinter der meine pochenden Kopfschmerzen erneut anfingen sich bemerkbar zu machen.

Nach circa zwei Minuten verkündete mir die Mikrowelle mit einem schrillen Ding!, das in meinen Ohren schmerzhaft laut klang, dass der Kakao fertig war. Ich nahm die Tassen raus und verbrannte mir prompt die Finger daran. “Ah, Shit!“ Ich schüttelte meine Hand und pustete, was den Schmerz nur begrenzt linderte. Heute würde so'n richtiger Scheiß Tag werden, das spürte ich jetzt schon.

Mit zwei Topflappen trug ich den Kakao rüber in's Schlafzimmer, wo ich nur ein leeres Bett vorfand. “Felix? Wo bist du?“, rief ich durch die Wohnung.

“Bin hier drüben!“, hörte ich ihn aus dem Wohnzimmer antworten.

Leicht genervt verdrehte ich die Augen und ging rüber zu ihm. Felix hatte sich mit meiner Bettdecke auf dem Sofa breitgemacht und wartete geduldig auf mich. Er hatte sich so fest eingewickelt, dass er aussah, wie eine Raupe in ihrem Kokon, die jeden Moment schlüpfte und zum Schmetterling werden würde.

Er zog die Beine an, so dass ich mich hinsetzten konnte und legte sie dann über meinen Schoß. Ich reichte ihm seine Tasse, die er dankend annahm und sofort runter stürzte. Ich sah ihm lächelnd dabei zu und war so vertieft in seinen Anblick, dass ich meine Kopfschmerzen vergaß. Vorsichtig nippte ich an meinem Kakao, der immer noch extrem heiß war. Es war mir ein Rätsel, wie Felix so immun gegen Hitze sein konnte.

“Wieso hast du eben eigentlich so geschrien?“, fragte er und blickte mich über den Rand seiner Tasse hinweg an.

“Ah, hab' mir nur die Finger verbrannt, nichts schlimmes“, winkte ich ab.

“Lass mal sehen“, beharrte Felix hartnäckig. Ich zeigte im meine Hand, die mittlerweile rot und taub war. Vorsichtig nahm er meine Hand in seine und hauchte Küsse auf die wunde Haut. Das Kribbeln, das von ihr ausging, breitete sich über meinen ganzen Arm bis hin zu meinem Herzen aus, welches daraufhin schneller klopfte.

“Geht's wieder?“, fragte Felix lächelnd und sah mir in die Augen. Ich nickte, ließ seine Hand aber nicht los und verschränkte unsere Finger.

Eine Weile saßen wir still nebeneinander und hingen unseren Gedanken nach. Hin und wieder nippte ich an meinem Kakao. Nach ein paar Minuten durchbrach Felix die Stille.

“Du Izzi?“

“Ja?“

“Ich finde, wir sollten zusammen verreisen.“

flash mich//dizziWo Geschichten leben. Entdecke jetzt