Wir haben schon ein, zwei Kriege geführt

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"Izzi!" Felix lachte und schob mich von sich weg, aber ich ließ mich nicht so leicht abschütteln.

Ich schlang meine Arme um seinen Oberkörper und schmiegte mich an ihn. Ich sah's schon, das wird wieder viele Fan Videos geben.

Wir hatten gerade ein paar Folgen Minecraft Leben zusammen aufgenommen, jetzt liefen wir durch die Stadt und Felix drehte seinen Vlog.

"Heute ist der Herr idoppelzi mal wieder äußerst anhänglich. Ohne Witz, ich sag's euch, ich muss aufpassen, dass er nicht noch anfängt mich zu küssen!", sagte er mit ironischem Unterton und richtete seine Vlogging Cam auf uns. Oh, wenn die Community nur wüsste...

"Du siehst ja auch heute wieder zum anbeißen aus", sagte ich halb scherzend, halb im Ernst.

Wir liefen ein wenig durch Köln, Felix filmte hin und wieder. Es war schwer, eine Gewisse Distanz zu ihm zu bewahren, aber da wir nun mal überall erkannt werden könnten, mussten wir vorsichtig sein.

Wir wollten noch Ramble drehen. Felix meinte, er hätte schon eine Idee, aber er wollte es mir partout nicht sagen, egal, wie sehr ich bettelte.

Abrupt blieb Felix stehen, so dass ich ungebremst in ihn hinein lief und hinten rüber fiel. Er drehte sich zu mir um und schaute mich entschuldigend an. "Sorry, das wollte ich nicht." Er reichte mir seine Hand und half mir hoch. Schon bei dieser kleinen Berührung durchlief mich ein Schauer. Ich schaute ihm in die Augen und hielt seine Hand einen kleinen Moment länger als nötig, nur um dieses Gefühl nicht zu verlieren. In seinen Augen konnte ich sehen, dass es ihm ganz ähnlich ging.

Ich drehte mich um und schaute, wieso Felix stehen geblieben war. Wir standen am Rande eines Jahrmarkts, genau vor einem Riesenrad.

Ich legte meinen Kopf in den Nacken und blickte nach oben. "Felix? Das ist jetzt aber nicht dein Ernst, oder?", fragte ich ihn. In meiner Stimme schwang leichte Panik mit.

"Oh doch, mein Lieber."

"Felix, du weißt ganz genau, dass ich verdammte Höhenangst habe!"

"Ja, weiß ich."

Es schien ihn nicht im geringsten zu jucken. Er griff nach meiner Hand und zog mich Richtung Riesenrad. Er kaufte die Tickets und wir stellten uns in die Schlange.

"Ich mach' das nicht. Ich geh' da nicht rein, das kannst du vergessen." Trotzig verschränkte ich die Arme vor der Brust.

"Komm schon, Izzi. Tu's für die Community. Tu's für mich. Das dauert auch nicht so lange, okay? Ich bin ja bei dir."

So richtig überzeugt war ich noch nicht, aber die Tatsache, dass Felix bei mir war, beruhigte mich ein wenig.

Das Riesenrad hielt an und wir stiegen in eine leere Gondel. Gerade als ich mich hingesetzt hatte, setzte sich das Riesenrad in Bewegung. Erschrocken schrie ich auf und klammerte mich am Geländer fest. Meine Augen hatte ich zugekniffen, damit ich ja nicht nach unten sehen musste.

Ich spürte, wie meine Finger, die mittlerweile rot von dem festen Griff geworden waren, vorsichtig vom Geländer gelöst wurden.

"Izzi, es ist alles gut. Sieh mich an, dir passiert nichts."

Langsam öffnete ich meine Augen und sah direkt in Felix', die mich voller Liebe und Fürsorglichkeit anblickten. Ich konzentrierte mich nur auf ihn, seine Hand, die meine hielt und seine Augen, die mir so viel Sicher - und Geborgenheit gaben. Langsam verschwand meine Angst und ich konnte wieder normal atmen.

Jedoch wurde das Riesenrad mit einem Ruck angehalten. Ohne zu überlegen schaute ich nach unten und bereute es im nächsten Moment sofort. Die Welt vor meinen Augen begann sich zu drehen und mir wurde schlagartig schlecht. "Sssh, alles okay, Izzi. Hör mir zu, schau nur mich an. Du darfst nicht nach unten gucken, hörst du?" Ich nickte, hielt meine Augen jedoch immer noch fest geschlossen. In mir drin tobte ein Krieg - meine Angst kämpfte zusammen mit der Übelkeit und der Panik gegen mich. Und im Moment schien sie stärker zu sein.

Ich spürte, wie Felix mir beruhigend mit seinem Daumen über meinen Handrücken strich. Und ich wusste nicht, wie er das machte, aber er schaffte es tatsächlich, dass meine Angst allmählich schrumpfte und letztendlich ganz verschwand. Ich öffnete meine Augen. Felix saß mir genau gegenüber und hatte sich so weit nach vorne gebeugt, dass sein heißer Atem meine Wangen streifte. "Du brauchst keine Angst zu haben, okay? Ich bleib' bei dir und pass' auf dich auf."

Langsam verschwand auch meine Übelkeit und meine Atmung ging wieder ruhig und regelmäßig. "Können wir anfangen?" Ach ja, ich hatte schon völlig vergessen, dass wir ja eigentlich Ramble drehen wollten. Ich nickte. "Ja, kann los gehen." Felix holte seine Vlogging Cam raus. "Hallo, meine Lieben Joonges und Willkommen zu einer neuen Folge Ramble zusammen mit dem Izzi." - "Hi!" - "Wir sind heute, wie ihr vielleicht schon gesehen habt, in einem Riesenrad und ich sag' euch, dass war 'ne ziemlich anstrengende Überzeugungsarbeit, Izzi hier rein zubekommen." - "Ich find's auch jetzt noch schrecklich."

Felix lachte. "Aber über Izzis Höhenangst soll's heute gar nicht gehen. Ich hab' hier mal einen Tweet rausgesuchten. Und hier steht @DnerTV @izziofficial Ramblet doch mal über größere Events. #ramble. Also ich schätze mal, damit meint sie zum einen Konzerte und Festivals, aber zum anderen auch so was wie die Gamescom, die Videodays oder ähnliche Veranstaltungen. Izzi, willst du anfangen?"

Und so rambleten wir zehn Minuten, bis das Licht an Felix' Kamera blinkte. "Oh, ich sehe gerade, dass mein Akku gleich leer ist. Wir sind jetzt in der Endcard. Hier könnt ihr Izzis Social Media Links abchecken und da drüben meine. Ich muss mich beeilen, damit die Kamera nicht gleich ausgeht. Also macht's gut, haut'er rein und tschüss."

Felix schaltete die Kamera aus und griff sofort wieder nach meiner Hand. "Alles gut? Wie geht's dir?" Ich nickte schwach. "Geht so. Mir ist schlecht von der Höhe und diesem ständigen Gedrehe. Hört das mal bald auf?"

Als hätte man meine Gebete erhört, stoppte das Riesenrad und ein Mitarbeiter öffnete uns die Gondel.

Mit zittrigen Knien und leicht schwankend stieg ich aus - Felix hielt immer noch meine Hand. Hätte er es nicht getan, wäre ich wahrscheinlich einfach umgekippt.

Endlich raus aus dieser Höllenmaschine, zog Felix mich fest in seine Arme und strich mir beruhigend über den Rücken. "Tut mir leid, ich wusste nicht, dass es so schlimm für dich sein würde."

"Schon gut, aber zwing mich nicht noch mal in so was rein, okay?“

"Versprochen."

Er küsste mich zärtlich, so dass ich wieder das Gefühl hatte, ich würde schweben. Aber mit Felix an meiner Seite hatte ich keine Angst davor.

Sorry, aber ich bin ein inkompetentes und faules Stück Banane, ihr dürft mich jetzt alle klatschen. Aber bitte keinen Beifall.

flash mich//dizziWo Geschichten leben. Entdecke jetzt