Kapitel 30

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Wenn der Blick der Königin noch eine Sekunde länger auf mir gelegen hätte, könnte ich bestimmt zu einem Eisklotz geworden sein.

Mir ging einfach nicht auf wie eine Person so viel Kälte sein konnte. Oder wie sie Herrscherin geworden war.

Soweit ich gehört hatte, heiratete das Königspaar aus Liebe. Von dieser fehlte mir bei deren Anblick allerdings jede Spur.

Für mich sah es eher so aus, als hätte sie ihn mit einem Fluch belegt, einem Gefügigkeits-Zauber, wenn es sowas gab.

Ihre Hand beschrieb eine schnellen Zacken, was die Wachen hinter uns veranlasste, sich aufzurappeln und hastig abzutreten.

Jetzt wäre wohl der Moment der Wahrheit gekommen, der vor dem ich mich am meisten fürchtete.

"Mein Sohn, du musste mir einiges erklären, nicht wahr? Zum Beispiel warum du mit dieser Dämonin zusammen erwischt worden bist."

Die Stimme der Frau klang ebenso wie ihre Augen unterkühlt, fast schon gelangweilt.

Uhren Mund verzog sie zu einem strengen Strich, der die Falten auf ihrem Gesicht nur betonte.

Wahrscheinlich war sie einmal eine sehr schöne Frau gewesen.

Ich konnte mir gut vorstellen, wie sie mit diesen runden, jetzt eingefallenen, Wangen, der Stupsnase und den sanft geschwungenen Augen so manchem Mann den Kopf verdrehte.

Von dieser schönen Frau war nun allerdings nichts mehr zu erkennen.

Vielleicht, nur vielleicht, hatte sie auch mal ein großes Herz und einen freundlichen Geist gehabt. Das wäre die einzige Möglichkeit die mir einfiel, dafür dass sie Königin war.

"Mutter, dass ist Lucy", sagte Jael leise, aus Angst ihre Wut gegen sich zu richten.

Die Königin lachte auf einmal herzlich auf. Der Laut kam einem Bellen sehr nahe, was es ein wenig unheimlich machte. Nicht mal ihr Lachen klang nicht fürchterlich.

"Lucy, wir ironisch findet ihr nicht? Ihr wisst schon wegen Lucifer", erwiederte sie nachdem ihr Lachen verklungen war.

Im Gegensatz zu ihr sah der König neben ihr eher ein bisschen genervt von seiner Frau aus, schien aber zu ängstlich um was zu sagen.

"Mutter, hör mir bitte zu! Es ist so: Lucy bedeutet mir sehr viel, mehr als du dir vorstellen kannst...", er sprach nun in einem beschwichtigendem Tonfall, der nicht wirklich was brachte.

Ihre Reaktion begann mir dem Zucken eines Augenliedes, zu ihrer sich ballenden Faust bis schließlich ihre ganze Haltung das Wort Zorn verkörperte.

Man sah ihr deutlich an wie gern sie jetzt Jael oder mir an die Gurgel gesprungen wäre. Schluss3ndlich schien sie sich auf Venunft zu besinnen, da es zu viele Zeugen, eingeschlossen des Königs gäbe.

Stattdessen schrie sie wutenbrannt auf. Ihr Gesicht färbt sich dunkelrot.

Mich hätte es nich verwundert, wenn sie sich in einen feuerspeienden Drachen verwandelt hätte.

Eigentlich wunderte mich gar nichts mehr bei dieser Irren.

"Du willst mir sagen, dass diese diebische Teufelbrut dir etwas bedeutet? Sie ist nicht gut genug für dich und ihr könnt nicht zusammen sein. Bist du dir ganz sicher, Sohn?"

Sie spuckte förmlich jedes Wort vor unsere Füße. Der Hass in ihnen tat weh, warum auch immer. Als würde ein Messer einmal quer durch mein Herz schneiden.

Meine Schwiegermutter hatte soeben all meine Ängste und Sorgen ausgesprochen. Sie zu hören, machte die Zweifel in mir hundertfach stärker.

Schon wieder sammelten sich Tränen in meinen Augen. Ich wollte auf keinen Fall heulen, nicht vor ihr.

Eine kleiner Tropfen entkam trotzdem und rollte still meine Wange runter.

Vielleicht hatte die Frau Recht. Vielleicht war ich nicht würdig um Jaels Seite zu sein.

Damals als ich mir so sicher war, wir würden das schaffen, hatte ich mir doch nur was vorgemacht.

Wir konnten doch nie dieses Schicksal besiegen, was immer gegen uns zu spielen schien.

Vielleicht wäre es wirklich besser, ihn gehen zu lassen.

Ich wäre nur eine Belastung für ihn.

Außerdem durfte ich jetzt nicht egoistisch handeln und bei ihm bleiben, auch wenn alles in mir danach schrie.

Ich musste jetzt stark sein, für die einzige Person, die mir blieb.

Es tut mir so leid.

Between Hell and  Heaven Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt