Kapitel 27

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Der Sand knirschte unter meinen Lederstifeln und hallte laut in meinen Ohren wieder, zumindest kam es mir so vor.

Auch wenn ich versuchte möglichst lautlos meine Schritte zu bemessen, gelang mir der lautlos Gang genauso wenig wie Jael rechts von mir.

Wie sich rausgestellt hatte, war gerade später Abend, an dem die Sonne aufgrund der Jahreszeit ziemlich spät untergegangen war.

Wenigstens ein Anhaltspunkt für meinen zeitlichen Orientierungssinn...

Nach unserer Entscheidung zur Tat zu schreiten, hatten wir beschlossen, dass es am klügsten wäre sich an die Person zu wenden, in deren Macht alles stand.

Jaels Vater, der König der Engel und somit Herrscher über alles.

Mein Schwiegervater.

Allein dieses Wort ließ mich zappelig werden. Ich würde den Mann treffen, der Jael großgezogen hatte und Angst vor dem Kennenlernen besaß ich alle mal.

Immerhin verkörperte er doch das engelhafteste was es gab oder? Und dann käme ich als das Gegenteil...

Konnte er mich akzeptieren oder war ich in seine Augen unwürdig? Regelrecht panisch schoss mir ein Szenario nach dem anderen durch den Kopf.

Eines schlimmer als das andere.

Ich sah mich bereit von den Wachen abgeführt und als Spinnerin abgestempelt werden oder auf einem brennenden Scheiterhaufen als Hexe beschimpft.

Manchmal gab es bei uns als Strafe noch den Scheiterhaufen, bei besonders schwerwiegenden Verbrechen.

Was wäre schon schlimmer als eine Dämonin, die eventuell mit einem Zauber, den Prinz in ihre Fänge gezogen hatte...

Gleiches galt für die Königin. Erzählungen zufolge musste sie eine strenge Frau in den Fünfzigern mit einem Hang zu Sadismus sein.

Klang nicht wirklich freundlich, dennoch sagte ich mir, dass man auf diese Geschichten nicht viel geben sollte.

Ob das klug wäre galt es abzuwarten...

Es war nicht fair einen Menschen nach Gerüchten zu beurteilen, schließlich wollte ich auch nicht so behandelt werden.

Ich fragte mich zwar momentan viele Dinge, so viele, dass meine Gedanken zu summen begannen, dennoch freute ich mich ein wenig auf Jaels Eltern.

Vielleicht konnte ich ja den einen oder Anderen Zug bei ihnen bemerken, der ihm ähnelte oder seinen Schwestern.

Um den Kopf frei von diesen Gedanken zu bekommen schüttelte ich den Kopf, wobei meine Haare durch die Luft wirbelten.

Plötzlich berührte etwas warmes meine kühlen Finger. Der Kontrast von warm und kalt ließ mich fast überrascht aufquieken. Es waren Jaels Finger, die nach meiner Hand griffen.

Mittlerweile war ich mir sogar zu hundert Prozent sicher, was seinen siebten Sinn für mich anging.

Immer wenn ich emotional aufgewühlt war, äußerlich aber nichts durchsuchen lassen wollte, spürte es mit dieser Gabe meine wahren Empfindungen.

Wir machte er das bloß?

Gerade wollte ich ihn danach fragen, als polternde Schritte laut wurden. Von der Kreuzung vor uns Bogen von links auf einmal ein paar stolze Gestalten mit Uniformen auf.

Auf ihren Köpfen saß eine durch die Fackel in ihrer Mitte beleuchtete Pickelhaube und an dem Oberteil des vordersten Mannes glänzten stattliche fünf Abzeichen um die Wette.

Soldaten.

Sie sollten sich momentan also auf Nachtpatrouille befinden. Diese Rundgänge wurden schon eigentlich immer durchgeführt.

Den Grund dafür hatte ich nie so recht erkennen können, aber von den harten Strafen wusste jeder hier.

Warum war mir das nicht eingefallen? Jael wusste doch vermutlich nicht von diesen Überwachungen, immerhin lebte er ein paar hundert Meter über dem Erdboden.

Natürlich waren diese Wachen aus der Armee von seinem Vater, allerdings war es nicht ganz so geplant gewesen mit der Offenbarung.

Eine Möglichkeit der Flicht war bereits ausgeschlossen, da sie uns offensichtlich bemerkt hatten.

Schnurstracks steuerten sie in einem gefährlich stechendem Schritt auf uns zu. Der Mann mit den vielen Medaillen, der Anführer wie ich annahm, schien Jael erkannt zu haben.

Komischer Weise kam mir sein Gesicht bekannt vor. Diese Augen und sein siegessicherer Blick.

Wir hatten uns schonmal getroffen. Der gescheiterte Diebstahl durch den ich erst zu Jael gefunden hatte...

Er war die Wache, die mich damals fest erledigt hatte und das wusste er.

Mit einem schnurrendem Ton sagte er: "Ich glaube hier gibt es einiges zu klären, Herr Prinz und Frau Diebin."

Das Lächeln wirkte im Gegensatz zu dem freundlichen Tonfall alles andere als nett.

Auch das noch!

Between Hell and  Heaven Where stories live. Discover now