Kapitel 4

16 5 13
                                    

Kennt ihr dem Moment am Morgen, wo man aufwacht und gleichzeitig noch ein wenig im Bett verweilen möchte und doch weiß, es ist nicht möglich?

In den Armen des atemberaubend anziehenden Fremden zu liegen war genau dasselbe. Ich durfte es nicht, jede Sekunde, die ich verharrte wollte mein Herz jedoch mehr dort bleiben. Ganz nah bei seinem Herzen.

Ob es ihm genauso ging konnte ich nicht einschätzen, abgeneigt wirkte er nicht und es könnte Einbildung sein oder die Dunkelheit, aber auch in seinen Augen lag ein warmer Funke.

Mit dem allerletzten bisschen Willenskraft kratzte ich mein Selbstbeherrschung auf, die durch seine Nähe zu Staub zerfallen war und wand mich aus der Haltung. Auch wenn es verdammt schwer war...

Schlagartig schien auch er wieder bei vollem Bewusstsein. Wie das Schicksal so wollte, besaß er wohl die schnelleren Instinkte von uns beiden, denn ehe ich mich irgendwie bewegen konnte, spürte ich eine kühle Klinge an meinem Hals.
Sein warmer Atem strich mein Ohr entlang.

"Nicht bewegen, Flämmchen, das hier muss nicht zwangsläufig böse enden. Wäre sogar ziemlich schade, um ehrlich zu sein", wisperte er.

Wow. Diese Stimme. Wie goldener zähflüssiger Honig, wohltuend, entspannend. Ihm hätte ich ewig lauschen können, egal ob er übers Wetter oder etwas anderes sprach. Die Stimme passte zu ihm.
Zu einem Engel.

Und ich war eine Dämonin.

In einem einzigen Moment platzte meine Traumblase, die all die beflügelden Gefühle eingefangen hatte und den Knall der Traumblase konnte ich förmlich in meinen Ohren wiederhallen hören.

Der Verstand übernahm wieder die Oberhand und dem fiel sofort auf, dass sich an meinen Hals gepresst eine absolut tödliche Klinge befand. Es war offensichtlich, wie meine Chance bei einem jetztigen Kampfversuch standen. Gleich Null.

Meine Vorteile konnte ich ebenfalls an einer Hand abzählen. Meinen schmächtige Statue, mit der ich wendig war, meine Kreativität und mein fehlendes Gewissen.

In meinem Kopf entstanden unzählige Pläne. Pläne in denen der Engel erdolcht am Boden lag, ein Messer im Kopf hatte oder ermordet wurde, doch wenn er eine wichtige Person war, wäre es auffällig, wenn er nicht baldig wieder auftauchen würde.

Man würde Suchtrupps losschicken, die Leiche ziemlich schnell finden und das Schloss zur Sicherheitshochburg mutieren lassen.
Und da käme ich nie wieder raus
Deswegen fiel das schon mal raus.

Dadurch wurde es aber auch nicht leichter, mir irgendwas auszudenken. Allerdings musste ich erstmal diese kalte Klinge von meinem Hals loswerden. So konnte man doch nicht klar denken.

Vielleicht konnte ich mit meinem Ellebogen seinen Magen treffen? Aber auch diese Möglichkeit schied aus, da er mich komplett gegen seinen stahlharten Körper gepresst hielt.

Oh verdammt. Sein Körper war an meinen geschmiegt und das fühlte sich scheiße verdammt viel zu gut an.

Nein Lucy, konzentrier dich!

Das war aber leider leichter gesagt als getan. Diese stählernen Muskel an meinem Rücken, seine starken Arme um meine Schultern...

"Ganz ruhig, okay? Wenn du versprichst nicht zu fliehen kann ich dich loslassen und wir können reden."

Im ersten Augenblick wollte ich schreien, er solle mich einfach nur weiter halten, im nächsten konnte ich einfach nur bestürzt über meine Emotionen mit dem Kopf schütteln.

Ich verhielt mich ja schlimmer als ein schockverliebter Teenager. Alles nur wegen diesem gottverdammten Engel.

Dennoch hatte er recht, wir sollten reden. Vielleicht, nur vielleicht konnte er mir was nützliches für die Flucht verraten und ein wenig Abstand zwischen uns würde mir sicherlich helfen, einen kühlen Kopf zurück zu erlangen.

"Schieß los, Engelsjunge", flüsterte ich und wehrte mich nicht mehr gegen ihn.

Er schien zufrieden und ließ mich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen los.

"Ich sehe wir verstehen uns, Flämmchen", raunte er.

"Ich bin übrigens Jael.
Prinz Jael."

Between Hell and  Heaven Where stories live. Discover now