Kapitel 5

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Ein Prinz, von adeligem Geschlecht, mit Krone und allem drum und dran?

Eigentlich hätte es mich nicht überraschen sollen, doch trotzdem kam seine Offenbarung unvorbereitet.

Plötzlich kam mir etwas in den Sinn. Wenn er ein Thronerbe war, konnte ich ihn ideal als Geisel benutzen.
Ich könnte entkommen!

Das war meine Chance für die Freiheit, trotz meines Herzens, was sich beim Gedanken daran ihn zu hintergehen schmerzlich zusammenzog.

Er hatte mich von Anfang an nicht wie eine Aussetzige, anders als viele andere Menschen in Lyran, behandelt.

Er hatte nicht die abtrünnige Dämonin gesehen, zumindest hatte er sich nicht so verhalten.

Vielleicht hätte er sie besser sehen sollen. Das hätte im einiges erspart.

"Du bist also ein Prinz?", fragte ich zur Sicherheit nochmal. Nicht, dass ich den Falschen erwischte.

Sein Blick wurde unruhig und ich sah Misstrauen darin liegen.

Mist, das war zu auffällig gewesen. Auch wenn es vermeintlich nebenbei gefragt gewesen war, hatte ich dabei eines nicht bedacht: seinen messerscharfen Verstand.

Verärgert über meinen Fehler ballte sich meine Hand zur Faust. Natürlich besaß er Köpfchen und wahrscheinlich war in einem Käfig voller vergoldeter Lügen und falschen Zungen zur Welt gekommen. Klar, dass er meinen Verrat nun voraussah.

Auffälliger ging's echt nicht, Lucy.

"Ich bin in der Tat von königlichem Geschlecht. Aber bevor du es versuchst würde ich dir raten es nochmal zu überdenken", übertrieben freundlich lächelte er mich an, unecht.

"Sieh doch Flämmchen, ich bin der Prinz und kann dir helfen. Zusammen sind wir stärker."

Jetzt war ich diejenige, aus deren Blick das Misstrauen sprach. Ich verschränkte die Arme demonstrativ vor der Brust und musterte ihn eingehend.

Dennoch konnte ich aus seiner Körpersprache nicht schlau werden. Während er scheinbar seelenruhig da stand, die Hände entspannt in den Taschen vergraben, huschte sein Blick unentwegt durch den Raum, als würde er eine potentielle Gefahr suchen.

Es wirkte fast so, als versuche er seine jederzeit bereite Angriffsposition zu überspielen indem er sich betont lässig gab. Aber wozu das ganze?

Endlich blieb sein Blick auf mir liegen. Er bemerkte mein Starren und zog provozierend eine Braue nach oben. Den Blick abgewand überlegte ich, was er mir versuchte mit seinen Worten zu sagen.

Es gab eine Ungereimtheit, die ich nicht zu verstehen wusste.

"Was springt für dich dabei raus?" sprach ich die Frage aus.

In seinen Augen begann ein Kampf, so als würde er entscheiden, wie viel er mir erzählen konnte. Der Zwiespalt zeigte, dass er mir nicht genug vertraute, um seine Gründe unbesorgt zu offenbaren.

Es machte mich stutzig, vor allem weil ich glaubte, von Anfang an eine Bindung zwischen uns zu spüren.

Ich musste des Wahnsinns sein, um so etwas Dummes gedacht zu haben.

"Meine Beweggründe sind sagen wir mal... kompliziert. Aber vertrau mir, dass mir dein Erfolg sehr am Herzen liegt, Flämmchen", gab er schließlich von sich.

Die ganze Sache hier wurde zu einem Spielchen mit dem Feuer. Jeder versuchte den anderen mit Worten zu taktierten und könnte sich jederzeit verbrennen.

Mein Entschluss war gefasst, die restlichen Zweifel getilgt. Die verbliebene Hoffnung, nicht dazu zurückgreifen zu müssen, gestorben.

Mit einem entschuldigendem Blick schaute ich in sein schönes Gesicht, welches ich wohl nie vergessen könnte.

Dann, ohne Vorwarnung sprang ich auf ihn zu. Der Ausdruck in seinen Augen brannte sich tief in mein Gehirn ein.

Von aufrichtig, zu überrascht, zu unendlich enttäuscht und vielleicht sogar eine Verletztheit, bei der auch ich einen Stich im Herzen fühlte.

Doch ich durfte jetzt nicht auf diese irrationalen Empfindungen hören, sondern musste entkommen, mit ihm als meine Geisel.

Im Kopf betete ich darum, dass er mir eines Tages vergeben würde, auch wenn ich mir selbst niemals verzeihen könnte.

Es tut mir leid, schöner fremder Jael!

Between Hell and  Heaven Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora