Kapitel 17

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Vorsichtig öffnete ich die Augen und blinzelte gegen das helle Tageslicht. Die Sonne strahlte erbarmungslos auf die Welt Alamae nieder und die einzigen Hindernisse, Wolken, ließen sich weit und breit nicht blicken. Nur ein großer Ringplanet, der Saturn an Größe und Farbe ähnelte, war am hellblauen Himmel leicht zu erkennen und nahm ein Stück von diesem ein. Als ich bemerkte, dass ich immer noch in dem unheimlich leuchtenden Runenkreis stand, brachte ich schleunigst ein paar Schritte Distanz zwischen uns. Mein Magen rebellierte und ich vermutete, er würde sich wohl nie an das Gefühl gewöhnen, nach oben, gen Himmel zu schießen. Ich konnte es ihm aber auch nicht verübeln. Nach und nach kam auch der Rest meiner kleinen Familie durch dieses etwas gewöhnungsbedürftige Tor eingetrudelt.


Der gestrige Tag war mit meinen Freundinnen nur umso schneller vergangen, da sie mir alte Geschichten und Legenden über die Engel erzählt hatten, wovon es nebenbei bemerkt, ziemlich viele gab. Nach einer relativ schlaflosen Nacht wurden wir vier von Chenoas herzlosem, brutalem und vor allem grausamen Wecker gezwungen, aufzustehen. Für mich war es diesmal jedoch einfacher, weil ich wusste, dass ich wieder in eine fremde Welt gehen durfte, während die anderen fleißig die Schule besuchen durften. Auch wenn ich es am nächsten Wochenende alles nachholen musste, war es das, meiner Meinung nach, auf alle Fälle wert.

Der teure schwarze Mercedes, der am Tor auf meine Mutter und mich wartete, gehörte erstaunlicherweise meinem Onkel, welcher doch tatsächlich meinte, so würden wir unauffällig durch die Stadt, bishin zu der Hütte kommen, an der ich zum ersten Mal die andere Welt betreten hatte. Ich hatte mir nach dieser Aktion vorgenommen, unbedingt den Job von ihm zu erfahren, der ihm ja anscheinend eine Menge Geld brachte.


Letztendlich kamen wir an der besagten Hütte an, die alt und verlassen in der Mitte eines Feldes stand. Besonders schwierig war es für meine Großeltern, durch ein Portal in eine andere Welt zu reisen und mit gefühlt enormer Geschwindigkeit zur Sonne zu fliegen. Von ihnen hatte ich gesagt bekommen, sie hätten sich erst zweimal überwunden, dort hinüberzugleiten, da es zu dieser Zeit besonders dringend war. Meine Mutter hatte das, wie sie mir nuschelnd mitteilte, schon sehr oft durchgemacht und wirkte dementsprechend auch gelassen.


Nun waren wir alle hier. Auf den ersten Blick könnte man meinen, wir wären noch auf der Erde. Die Umgebung sah wie ein ganz normaler Wald aus, aber hielt man inne und lauschte der Stille, drang ein leises Flüstern an die Ohren. Es schien weit weg, begleitete uns aber fortwährend, als wir durch den Wald liefen und die Richtung zur Hauptstadt einschlugen. Auch die dicht bewachsenen Bäume hatten etwas Seltsames ansich, ihre Blätter schimmerten und machten den Anschein, sie würden sachte strahlen.


Ich konnte meinem Onkel nur staunend folgen und dabei die Pflanzen- und Tiervielfalt bewundern, die sich auf unserem Weg mehrmals bemerkbar machte. Blumen, die man für Rosen halten würde, wären sie nicht über zwei Meter groß. Ein paar weiße Gräser, welche so stark strahlten, das es in den Augen wehtat, wenn man direkt hineinblickte. Auf einem mossbewachsenen Ast, hockte ein... Etwas, von dem ich außer zwei großen grauen Augen, die jeden unserer Schritte genua beobachteten, nur grünes Fell ausmachen konnte. Libellen -zumindest dachte ich, dass es welche waren- schwirrten haarscharf an meinem Gesicht vorbei, bevor sie in die Höhe schossen. Hinter mir konnte ich meinen Opa schon wieder schimpfen hören, da offenbar irgendwas vor seinem Gesicht flog und nicht so einfach verschwinden wollte.


„Wir werden bereits erwartet." murmelte Onkel David vor mir. Unterdessen schob ich einen nervigen Ast zur Seite, der sich in meinem Sichtfeld befand und achtete darauf, dass mein Großvater hinter mir ihn zu fassen bekam, bevor ich ihn losließ, damit er ihn nicht ins Gesicht traf.

Angel AcademyWhere stories live. Discover now