21 - Vaas Path

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Am nächsten Tag wache ich leicht verkatert auf. Ich spüre, dass ich in einem weichen Bett liege, aber ich liege dort nicht alleine. Links neben mir höre ich lautes Schnarchen, ich drehe mich in diese Richtung und sehe Vaas neben mir. Scheiße. Was ist nur los mit mir. Mir wird klar, wie sehr ich von meinem ursprünglichen Leben abgedriftet bin, aber ich habe nicht einmal ein schlechtes Gewissen. Ich habe gestern eine Frau getötet, einfach ein Leben beendet. Klar, eigentlich wollte ich nur aus diesem Käfig raus. Aber das war kein Grund, ihren kompletten Schädel zu Mus zu verarbeiten. Das ist einfach nur gestört. Ich habe Drogen konsumiert, mehrmals sogar und mich betrunken, und stelle fest, dass es mir nichts ausmacht und ich auch nicht vorhabe, das unbedingt in Zukunft zu lassen. Wenn mein Dad mich so sehen würde, wenn Citra mich so sehen würde... Was wäre dann? Mein Dad macht sich bestimmt in jeder Minute Sorgen um mich, aber ich habe nichts besseres zu tun, als mich zur Enttäuschung seines Lebens zu entwickeln. Was für eine Scheiße. Plötzlich muss ich anfangen, laut zu lachen. Was. Für. Eine. Scheiße. Ich kann nicht aufhören zu lachen, und weiß nicht einmal wieso. Links neben mir fängt Vaas an, sich zu regen und schaut mich verwirrt an. "Hermosa, was ist mit dir?", fragt er verschlafen. Ich schaue zu ihm und - er schaut mich total schockiert an. Vaas kann schockiert gucken? Warte warte warte, WIE habe ich ihn angeschaut, dass er wirklich schockiert ist? Irgendwie muss ich noch mehr lachen, keine Ahnung wieso. Er richtet sich schlagartig auf und keine Sekunde später hat er mir schon eine verpasst. Ich verstumme. Der Schmerz breitet sich über meine Wange aus, aber es stört mich nicht. "Schätze, das hab ich gebraucht", sage ich und grinse. "Was ist mit dir? Irgendwas ist anders", stellt Vaas fest, nimmt mein Kinn in seine Hand und dreht meinen Kopf nach links und rechts und betrachtet mich intensiv. "Du hast es doch gestern bereits gesagt, Mi Amor. Ich bin genauso verrückt wie Du, schätze ich. Irgendwas in meinem Kopf ist gestern kaputt gegangen", flüstere ich grinsend und ohne darüber nachzudenken. Meine Antwort überrascht sogar mich selbst, aber auch er schaut mich leicht überrascht an. "Jetzt guck nicht so", fordere ich ihn auf und setze mich mit Blick zu ihm auf seinen Schoß. Ich lehne meine Stirn an seine und lege meine Hände auf seine muskulösen Schultern. "Schließlich ist es das, was du aus mir gemacht hast." Ich grinse ihn breit an, aber er sieht so aus, als wäre ihm gar nicht mehr zum Lachen zumute. Wusste gar nicht, dass er auch so eine Seite hat. "Als ich das gestern gesagt hatte, dachte ich, dass das nicht stimmt, sondern dass du nur einen emotionalen Ausrutscher hattest", sagt er ernst und schaut mich an. "Das ist wahrscheinlich der intelligenteste Satz, den du jemals zu mir gesagt hast. Aber du hattest gestern wohl recht, auch wenn du es nicht wahr haben willst." Ich schaue ihm aus meinen großen Augen direkt in seine und sie sehen... Traurig aus? Fuck was hat der Spinner nur. Sieht irgendwie süß aus und irgendwie verpasst es meinem Herzen auch einen kleinen Stich, wenn er so traurig schaut. "Was hast du?", frage ich. Er schaut mir direkt in die Augen. "Scheiße Mann... Ich mochte dich so, wie du warst, Hermosa. Und wollte nicht, dass du so wirst, wie ich. Und ich hab es wieder verkackt. Mit diesem ganzen Scheiß hier." Er hebt ruckartig seine Arme und zeigt dabei demonstrativ einmal um sich. In meinen Augen stehen einfach nur zwei riesige Fragezeichen. Er mag mich, so so. "Achso, du magst mich so gerne, dass du mich wieder eingesperrt hast, bis ich mich befreit und diese Nutte umgebracht habe. Das ist... Eine komische Art jemandem zu zeigen, dass man ihn mag. Der war echt gut." "Fuck ich habe hier ein SCHEIß BUSINESS ZU FÜHREN UND WENN DU VOR DEN ANDEREN 'NEN AFFEN MACHST, MUSS ICH HALT KONSEQUENZEN ZIEHEN, GEHT DAS IN DEIN KLEINES KÖPFCHEN REIN BONITA?", schreit er mich an, ohne dass ich meine Stirn von seiner nehme. Wieder muss ich lachen. "Schon klar, ich werds mir merken und beim nächsten Mal keinen Affen machen. Wenn ich das nächste Mal so einer Hure gegenüber stehe, die mir sagt, ich soll mich von dir fern halten, töte ich sie am besten sofort." Seine Hand wandert über meinen Hals, hoch zu meiner Wange und streicht einmal darüber. "Hermosa... Es tut mir so, so unendlich Leid, was ich dir angetan habe. Was ich uns beiden angetan habe. Jedes Mal hat mein Herz weh getan, wenn ich so etwas tun musste. Du musst das verstehen. Und ich versteh jetzt auch, wieso es mir selbst weh getan hat. Ich glaube, ich... Ich glaube ich hab mich verliebt in dich." Zum ersten Mal senkt er seinen Blick. Ich kann einfach nicht glauben, dass er das wirklich gesagt hat. Ich konnte mir niemals vorstellen, dass er überhaupt zu solchen Gefühlen ernsthaft fähig ist, geschweige denn dazu, diese zu äußern. Natürlich gibt es keine Garantie dafür, dass er das ernst meint, eine Garantie gibt es bei Vaas Montenegro einfach niemals. Aber irgendwie hüpft mein Herz dabei doch etwas hoch. Ich hebe sein Kinn ein Stück an und lege meine Lippen auf seine. Der Kuss ist ganz anders, als sonst, total sanft und liebevoll. Ich löse mich von ihm und muss lächeln. Auch er lächelt mich an. "Hermoso, ich glaube, ich hab mich auch verliebt in dich... Sonst hätte ich wohl nicht so auf Bonnie reagiert." Jetzt bin ich diejenige, die etwas verlegen zur Seite schaut. Er nimmt mein Gesicht in seine Hände und zwingt mich so dazu, ihn anzusehen. "Mi Amor..." Er küsst mich, diesmal etwas intensiver als davor und ich spüre, wie wir beide dabei lächeln. Wer hätte gedacht, dass er auch so eine Seite hat.

Between two worldsWhere stories live. Discover now