18 - Vaas Path

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Einige Sekunden vergehen, in denen seine braunen Augen sich tief in meine Seele bohren. Dann steht er auf, meine Hände immernoch mit seinen umklammert, und zieht mich hoch. Eine Hand lässt er los, mit der anderen zerrt er mich hinter sich her, zurück zu den Hütten des Piratenlagers. Ich sehe, wie in der Ferne die Sonne langsam aufgeht. "Hey du Pisser, mach da hinten sauber!", ruft er dem erstbesten seiner Männer zu und nickt in die Richtung, aus der wir kommen. Viel Spaß dabei, den Bonnie-Matsch vom Boden zu kratzen, denke ich mir. Ich versuche, mit meiner jetzt freien Hand, Vaas auf den Arm und Rücken zu schlagen, aber er reagiert überhaupt gar nicht darauf. Stattdessen schleift er mich überraschenderweise zur Bar, schubst mich durch die Tür und auf einen Stuhl an einem Tisch in der Ecke. "Was schaust du Wichser so, kümmer dich um deine Scheiße!", schreit er einen Piraten an, der es gewagt hat, einen Blick in unsere Richtung zu werfen. Ich sehe, dass Shreek und Tracy an der Bar sitzen. Alois kommt mit schnellen Schritten zu uns und stellt zwei Flaschen Bier und eine Flasche Rum mit zwei Gläsern auf den Tisch, welche er sofort befüllt. Danach geht er so schnell, wie er gekommen ist.
Vaas setzt sich mir gegenüber, holt seine Pistole heraus und hält sie über dem Tisch in meine Richtung. Er grinst sein wahnsinniges Grinsen und wischt mit der anderen Hand etwas Blut aus meinem Gesicht. "Ich muss mich bei dir bedanken, mi amor, dieses Weib hat nichts als Ärger gebracht", sagt er und trinkt seinen Rum in einem Zug leer. Ich tue es ihm gleich, ein angenehmes, warmes Brennen läuft meine Kehle hinab. "Ach, so ist das also? Und das was du gesagt hast, bevor du mich erneut hast weg sperren lassen, war sicher nur alles Spaß oder wie? Fick dich, Vaas, und verarsch dich doch selbst." Wütend nehme ich mein Bier und leere die halbe Flasche in nur einem Zug. Er wackelt ein wenig mit der Pistole, zögernd, dann legt er sie ab. Einfach so. Das ist meine Chance, ihn zu töten, aber etwas in mir weigert sich dagegen. "Chica, hör zu, ich habe dir gesagt dass es nicht einfach ist. So ein blödes Weib wie das, was du zu Mus verarbeitet hast, holt sich doch keiner freiwillig. Das einzig Gute an ihr war, dass sie für jeden die Beine auf gemacht hatte, wann immer man wollte. Aber ich musste sie hier akzeptieren. Sie ist... Naja, war, die Nichte von meinem Boss. Und dadurch, dass er nun Mal das Sagen hat und dieses Weib kurioserweise mag, musste ich mich seinem Willen beugen. Ich konnte ihr nie etwas abschlagen, weil sie dann sofort zu Hoyt gerannt wäre. Und töten konnte ich selbst sie auch nicht. Aber das Problem hast du für mich ja jetzt gelöst. Die Frage ist nur, was ist jetzt Hoyt sage, nachdem sein Goldschatz sauber in den Boden geboxt wurde."
Als er fertig ist mit Reden, haut er sein Bier in einem Zug weg, während ich noch zwei Rum eingieße. "Also, gehe ich richtig in der Annahme, dass ich dir quasi diese Hure vom Hals geschafft habe und du mir somit einen riesigen Gefallen schuldest?", frage ich mit gehobener Augenbraue, ehe ich meinen Schnaps trinke. Er schaut mich wütend an, greift wieder nach seiner Pistole und hält sie wieder in meine Richtung. "Was, denkst du etwa, du bist jetzt der verfickte Messias weil du diese Schlampe totgeschlagen hast? Du bist immernoch mein scheiß Eigentum, der Gefallen, den ich dir tue, ist, dass ich Hoyt nicht verrate dass du seine Nichte tot geschlagen hast und dass ich dich hier angenehm leben und vor allem am Leben lasse", flüstert er in einem bedrohlichen Ton. Ich greife nach seiner Hand, die die Pistole umklammert und führe sie ruckartig an meine Stirn. "Dann tu es, tu es du VERDAMMTER WICHSER, DRÜCK DEN SCHEIß ABZUG!", schreie ich ihn an.
Er sieht mich absolut überrascht an, das ist wohl das Letzte, womit er gerechnet hat. Alle Augenpaare aus der Bar sind auf uns gerichtet. Er schwenkt die Waffe nach rechts, neben meinen Kopf und drückt ab. Ich zucke nicht einmal mit der Wimper. Er hat anscheinend irgendeinen Piraten hinter mir getroffen, da ich Schmerzensschreie vernehme. Nur dumpfe, leise Schreie, da meine Ohren verdammt weh tun wegen dem Schuss und meine Hörfähigkeit leicht beeinträchtigt ist. Ich grinse, weil ich jetzt weiß, dass er mich nicht töten kann oder will. Er grinst auch, ich weiß nicht warum. Er steckt seine Waffe wieder weg, stattdessen holt er ein Tütchen mit weißem Pulver aus seiner Hosentasche und verteilt fast alles davon auf dem Tisch, nur um es mit einer Rasierklinge in kleine Streifen zu portionieren. Ich sitze da, sehe ihm zu und trinke den Rest meines Bieres aus. Fülle mein Glas erneut mit Rum. Als er fertig ist, rollt er einen Geldschein zusammen und zieht. Er reicht mir den Schein und ich tue es ihm gleich, ich spüre nicht einmal ein Brennen, so wie es beim letzten Mal war. Ich gönne mir eine weitere der Linien, gebe ihm den Schein zurück und hebe mein Glas. Er erhebt seins auch, stößt mit mir an und sagt: "Darauf, dass die Schlampe tot ist und vor allem darauf, dass du von deiner Scheiß Angst geheilt wurdest und genauso verfickt loco geworden bist, wie ich es bin."

Between two worldsWhere stories live. Discover now