10 𝐲𝐨𝐮 𝐜𝐚𝐧'𝐭 𝐥𝐢𝐯𝐞 𝐮𝐩 𝐭𝐨 𝐭𝐡𝐞 𝐡𝐢𝐠𝐡 𝐞𝐱𝐩𝐞𝐜𝐭𝐚𝐭𝐢𝐨𝐧𝐬

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Mit meinem Handy in der Hand lief ich alleine durch das Einkaufszentrum und versuchte nicht in einen künstlichen Busch zu fallen, während ich darauf herumtippte. Obwohl die Sonne nicht wirklich ins Einkaufszentrum schien, saß meine Michael Kors Sonnenbrille auf meiner Nase und verdeckten somit meine Augen. Gerade wollte ich einfach in Ruhe durch die Läden laufen und niemandem das Gefühl geben, ich würde nach Blickkontakt suchen – Das tat ich nämlich nicht. Da Molly keine Zeit für mich hatte, Christian irgendwelche Termine wahrnehmen musste und ich keine weiteren Freunde hatte, blieb mir nichts anderes übrig als alleine shoppen zu geben. Natürlich ging ich viel lieber mit Molly shoppen, doch alleine zu gehen war für mich nun auch nicht schlimm.

Ich gab viel weniger Geld für Essen aus und dafür mehr für Klamotten, die ich nach einem halben Jahr wieder aus meinemKleiderschrank sortierte. Doch im Moment genoss ich es einfach mit den großen Shopping Taschen von Louis Vitton und Gucci durch das Gebäude zu laufen.

»Du glaubst gar nicht, wie froh ich gerade darüber bin, dass ich nächste Woche endlich nach England fliegen kann. Ich halte es hier nämlich nicht mehr aus!«, hörte ich mir die Sprachnachricht meiner Freundin Delilah an und schmunzelte leicht, als ich den frustierten Ton aus ihrer Stimme heraushören könnte. »Ich will dort einfach meinen Kopf freibekommen, bevor ich mich dann mit der Uni befassen muss. International Business zu studieren nimmt dir wirklich jeden einzelnen Nerv!«

»Deshalb habe ich mich gegen International Business entschieden und dafür für ein Leben in England. Bis jetzt läuft alles sehr gut.«, schickte ich ihr eine Sprachnachricht und konnte mich nicht wirklich über mein Leben in England beklagen.

Ich wuchs in einem echt wohlhabenden Haushalt in Bad Ragaz mit drei Schwestern auf. Während ich in den ersten Vierzehn Jahren ein Luxusleben führte und mir keinen Kopf um Geld machen musste, merkte ich nach und nach immer mehr, wie meine eigene Familie auseinander fiel. Geld konnte viele Probleme lösen, aber auch Probleme hervorrufen – Deshalb entschied ich mich für ein Auslandsjahr, um ein Jahr von meiner Familie zu entkommen. In diesem Jahr fand ich heraus, was ich aus mir und meinem Leben machen wollte. Ich verlor immer mehr den Draht zu meinem Vater bis ich dann endlich nach meinem Abschluss von Zuhause auszog und mir ein Leben in London versuchre aufzubauten.

Sehr viel hat sich dabei nicht gerade getan.

Neben Molly und Christian gab es nur drei weitere Menschen, die ich nicht nicht ausstehen konnte. Vielleicht sollte ich mehr an meinen sozialen Fähigkeiten arbeiten, was nicht unbedingt jetzt sein musste.

»Glaub mir, Daisy. Ich beneide dich wirklich. Daddys Wunsch abschlagen, aber trotzdem sein Geld kassieren. Würde ich es tun, dreht meiner mir den Geldhahn zu.«, seufzte sie in der nächsten Audio und erklärte mir, dass sie ohne Luxus nicht klarkommen würde.

Es hörte sich im ersten Moment ziemlich oberflächlich an, dennoch verstand ich sie. Wir beide wuchsen ohne Geldprobleme auf und konnten uns immer das holen, was wir uns gerade wünschten. Über die Jahre gewöhnt man sich einfach daran und könnte sich niemals ein Leben ohne Geld vorstellen. Auch wenn ich versuche unabhängig von dem Geld meiner Familie zu sein, fiel es mir sehr schwer. Ich selbst merkte, dass ich mich nach Dingen sehnte, die sich ein durchschnittlicher Verdiener nicht leisten konnte. Mein Audi, die teuren Klamotten in meinem Kleiderschrank, die teure Wohnung – Alles Dinge, die ich mir mit dem Geld meiner Familie in nur Sekunden geholt hatte und wofür ein durchschnittlicher Verdiener über Jahre gebraucht hätte, um es abzubezahlen.

Von jetzt auf gleich einfach einen Cut zu machen fühlte sich für mich schon fast unmöglich an.

Da ich schon über zwei Stunden in dem Einkaufszentrum verbracht hatte, lief ich wieder zurück zum Parkplatz. Mit meinem Handy an meinem Ohr lief ich an einer Gruppe von Jungen vorbei, die am JD Store standen und in ihren eigenen Gesprächen vertieft waren. Unter ihnen erkannte ich im Augenwinkel Tammy und Mason, weshalb ich mein Tempo steigerte und innerlich betete, dass mich keiner von ihnen entdeckt hatte.

»Was ist los? Vor einigen Tagen noch eine große Klappe gehabt und nun scheint es so, als hättest du deine Zunge verschluckt. Mount, du lässt nach.«, sagte ich nach ein paar Minuten und ließ mein Handy in meine Tasche gleiten. »Du lässt nach und stalkst mich dafür.«, fügte ich hinzu und hatte schon in den ersten fünf Minuten gemerkt, dass er mir hinterher lief.

Ich blieb für keine Sekunde stehen, sondern lief einfach weiter.

»I-Ich stalke dich nicht! Ich hab dich zufällig gesehen!«, verteidigte er sich und lief nun neben mir statt hinter mir. »Können wir bitte kurz miteinander sprechen?«, bat er mich und hörte sich wirklich danach an, als hätte er was mit mir zu klären.

»Wenn ich an meinem Auto angekommen bin, möchte ich kein Wort mehr von dir hören. Klar?«, fragte ich und bekam daraufhin keine Antwort. »Tick Tack, Mason.«, drängte ich ihn und hob absichtlich meinen Arm leicht, um übertrieben auf meine Uhr zu schauen.

»Ich will mich entschuldigen. A-Also für das, was auf Christian's Party passiert ist. Ich wollte dich nicht versuchen zu erpressen, damit du mit mir auf ein Date gehst.«, fing er an und hörte sich ziemlich unsicher an. »Das ist auch nicht meine Art, weshalb es mir echt leid tut.«, entschuldigte er sich bei mir.

»Blöd, dass es nun einmal passiert ist.«, kommentierte ich seine Entschuldigung und schnaubte leicht. »Du wolltest mich an Christian verpfeifen, wenn ich nicht mit dir auf ein Date gehe. Mich zu erpressen ist wahrscheinlich das Dümmste, was du machen konntest. Ich reagiere nicht auf Erpressungen und gib bitte nicht dem Alkohol die Schuld für deine Aktion. Das Einzige, was du dadurch bewirkt hast ist, dass ich dich momentan noch weniger als vorher ausstehen kann und selbst die kleinste Chance auf ein Date erloschen ist.«, ließ ich ihn wissen und drehte meinen Kopf zu ihm.

»Daisy, bitte–«

»Hör zu, Mason. Du bist ein echt netter Kerl, wenn man die Sache mit der Erpressung vergisst. Sicherlich findest du jemanden, der zu dir passt und das bin nicht ich. Du und ich spielen in zwei komplett anderen Ligen und auch, wenn du mir gerade sowas von am Arsch vorbeigehst, will ich dich nicht verletzten. Denn ich bin nicht die, für die du mich vielleicht hältst.«, redete ich dazwischen und blieb stehen. Meine Sonnenbrille schob ich mir ins Haar, um Mason anschließend in die Augen schauen zu können.

In seinen Augen erkannte ich seine Unsicherheit viel deutlicher.

»Du bist ein echt harter Brocken, nicht wahr?«

»Leider.«, nickte ich mit meinem Kopf und lachte leicht. »Ich habe sehr hohe Erwartungen und ich bin mir sicher, dass du ihnen nicht gerecht werden kannst. Warum dann noch meine Zeit verschwenden?«, fragte ich und räusperte mich anschließend: »Ich denke, ich hab mich deutlich ausgedrückt, Mason. Bis dann.« Somit lief ich schnell wieder los, bevor er überhaupt reagieren konnte.

𝐌𝐒. 𝐒𝐏𝐎𝐈𝐋𝐄𝐃 ↬ 𝑚. 𝑚𝑜𝑢𝑛𝑡Место, где живут истории. Откройте их для себя