Wünsche der Nacht

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Cain fühlt wie seine Kehle ganz trocken wird. Er will etwas sagen, doch kein Ton kommt heraus. „Ich glaube er ist weg." Endlich scheint er seine Stimme wieder zu finden. „Evelyn, was machst du hier und wie hast du bitte mein Zimmer gefunden?"
„Das ist leicht gewesen, immerhin war ich schon einmal hier." Cain schaut sie entgeistert an. „Ich bin eine Reinigungskraft, was erwartest du also? Während du durch die Einrichtung gestreunt bist, war ich hier und hab dein Zimmer geputzt. Daher weiß ich auch, dass hier weder Kameras noch Abhöranlagen eingebaut sind." Kaum hat sie fertig gesprochen, umarmt sie ihn liebevoll. „Ich hab es einfach nicht mehr ohne dich ausgehalten." Als ob man einen Schalter umgelegt hätte, wirft Cain alle Zweifel weg und erwidert ihre Geste glücklich. „Es gibt da eine Sache, die ich dir besser erzählen sollte..." Zusammen legen sie sich in sein Bett und kuscheln sich aneinander. Der Schwarzhaarige weiß, dass niemand hereinkommen wird, solange er sich ruhig verhält. Evelyn bekommt große Augen als er beichtet, was er getan hat. Sie drückt sich eine Hand fest auf den Mund, um einen aufkommenden Lachanfall zu unterdrücken. „Schade, dass ich sein Gesicht dabei nicht gesehen habe. Damit hat der Doc sicher nicht gerechnet." Sanft streichelt sie über seine Wange. „Aber ganze zehn Tage lang alleine eingesperrt zu sein finde ich schon hart und übertrieben." Doch so sind leider nun einmal die Regeln. Plötzlich schießt Evelyn auf. „Warte, ich hab dir was mitgebracht." Sie geht zu der kleinen Tasche in der Ecke, die er bis eben nicht bemerkt hat.

„Hab ich dir doch versprochen." Sie stellt die Tasche auf seinem Bett ab und öffnet sie. Darin sind chaotisch verschiedene Gegenstände verstaut. „So, mal sehen..." Evelyn greift blind hinein und zieht das erste für ihn unbekannte Objekt heraus. „Hier, die habe ich am Meer gefunden. Hübsch, nicht wahr?" Sie legt ihm ihren Fund vorsichtig in seinen Händen ab. „Das ist die Schale von einer Kammmuschel. Sie gehört zu den im Meer lebenden Weichtieren." Völlig fasziniert davon, schaut sich Cain den wertvollen Schatz ganz genau an. Er betrachtet die äußere Schicht, die in gelb und Brauntönen erstrahlen und die perlmuttfarbene Innenseite sieht sehr schön aus. „Wenn wir eh schon dabei sind, dann schau dir mal das an." Sie holt eine kleine Dose heraus und öffnet diese. „Was ist denn das?" Er kann etwas sehr feines und gelbbräunliches sehen. „Das ist Sand." Sie nimmt ein bisschen heraus und lässt ihn wieder in die Dose zurück rieseln. „Pass auf, dass du nichts verschüttest." Cain legt die Muschel zur Seite und taucht vorsichtig zwei Finger in das feine Pulver hinein. „Fühlt sich sehr weich an. Was genau macht man mit diesem Sand?"
„Eigentlich nichts Besonderes. Man kann Glas daraus machen soweit ich weiß, aber frag mich nicht wie. An den Stränden findet man unglaublich viel davon und Kinder spielen sehr gerne damit. Wenn man ihn nass macht, dann verklumpt er und man kann damit Sandfiguren bauen." Als nächstes zieht sie einen schlichten Gefrierbeutel mit etwas grünem darin heraus.
„Und das hier ist Plankton. Eine häufige Unterwasserpflanze, die gerne von allerlei Meerestieren gefressen wird." Evelyn kann an seinem Gesicht ablesen, dass er es eklig findet. Doch das absolute Highlight zum Meeresthema hat er noch nicht gesehen. Die Braunhaarige holt eine Aufbewahrungsbox hervor. „Jetzt bin ich aber gespannt wie du darauf reagierst." Sie lacht einmal leise, da Cain nach dem aufmachen seine Stirn runzelt. „Da staunst du, was? Das sind Miesmuscheln, die kann man essen." Der Schwarzhaarige schaut dem ganzen etwas skeptisch gegenüber. Ihm schlägt ein seltsamer Geruch entgegen. „Bist du sicher, dass man diese Dinger essen kann...?" Evelyn macht es vor und steckt sich eine in den Mund und kaut darauf herum. „Natürlich, ich habe sie heute erst gekocht. Probier mal." Der fluffige Käsekuchen war echt gut gewesen, doch dieser kulinarischen Köstlichkeit bringt er weniger Vertrauen entgegen. Dennoch überwindet er seinen Ekel davor und steckt sich eine der gekochten Muscheln in den Mund. Ein paar Sekunden vergehen und Cain wirkt überrascht. „Schmeckt salzig. Die sind echt gut, das hätte ich nicht gedacht." Cain steckt sich noch eine in den Mund. Und noch eine und noch eine.

Evelyn hat ihm noch andere Dinge mitgebracht. Sie zeigt ihm ein paar Steine, eine Feder und eine getrocknete Kirschblüte. Sogar eine dicke Fischgräte ist mit dabei. Sie zeigt ihm neue Fotos von einem Volksfest, einem bunten Schmetterling und sogar vom Vollmond. Absolut alltägliche und unbedeutende Dinge, die Cain in eine völlig neue Welt eintauchen lassen. „Schau, das habe ich mir zum Schluss aufgehoben." Evelyn holt ein kleines, zugeschraubtes Glas hervor. Eine klare Flüssigkeit ist darin. Sie dreht den Verschluss auf und hält es ihm hin. „Das ist Meerwasser, rieche mal daran. Aber komm bloß nicht auf die Idee das Zeug zu trinken." Cain nimmt die kleine Flasche entgegen und schnuppert einmal daran. Ein sehr frischer und salziger Geruch zieht ihm scharf durch die Nase und löst ein seltsames Gefühl in ihm aus. Allerdings hat er sich zu einem kleinen Rebellen entwickelt und tut gerne das Gegenteil von dem was man ihm sagt. Also lässt er sich einen Tropfen von dem Meerwasser direkt auf die Zunge fallen und wünscht sich im selben Moment noch, dass er auf Evelyn gehört hätte. Sie lacht ihn schamlos aus, als er angewidert das Gesicht verzieht. „Ich habe dich gewarnt, aber du hörst ja nicht auf mich." Cain versucht verzweifelt diesen widerlichen Geschmack wieder loszuwerden. „Igitt, was ist das? Schmeckt wie das versalzene Hähnchen von Kowalski, nur hundert mal schlimmer." Evelyn fängt schadenfroh an zu lachen. „Das liegt daran, weil Meerwasser eine sehr hohe Salzkonzentration hat. Wenn man zu viel auf einmal schluckt kann es passieren, dass einem schlecht wird und man sich übergeben muss." Blitzschnell dreht er das Fläschchen wieder zu und drückt es ihr in die Hand zurück. „Schmecken tut es wirklich nicht gut, sehen will ich es trotzdem."

Evelyn packt alle Sachen wieder in die Tasche ein und stellt sie in die Ecke zurück. Sie würde ihm diese gerne hier lassen, doch dann hätten sie alle beide ein richtig dickes Problem. Cain weiß, dass man sie auf der Stelle erschießen würde, falls das irgendwann rauskommen sollte. Daher muss er um jeden Preis den Mund halten und darf nicht einmal in der Gegenwart eines Forschers daran denken. Zufrieden und glücklich, legt sich Evelyn zu ihm ins Bett zurück. Schüchtern legt er einen Arm um sie. „Du machst so viel für mich, aber was kann ich für dich tun? Da bin ich total hilflos..." Evelyn nimmt seine Hand und drückt sie einmal sanft. „Du bist hier und das genügt mir." Sie dreht sich zu ihm um. „...Du hast so wunderschöne, blaue Augen, weißt du das eigentlich?" Sie streichelt ihm sanft über die Wange. „...Sagte die grünäugige Schönheit...", fügt er noch hinzu. Cain kommt näher und haucht ihr einen zarten Kuss auf. „Du hast mir noch immer nicht gesagt wie du hergekommen bist", meint er. „Da steckt kein großes Geheimnis dahinter. Ich bin einen Tag früher zurückgekommen, immerhin bin ich noch immer hier angestellt. Und wie ich sehe, scheinst du mit bunten Farben eine menge Spaß gehabt zu haben." Wenn sie nur wüsste, wie dumm man dabei geschaut hat. Das war eindeutig ein Anblick für Gott gewesen. Mit ihrem Zeigefinger fährt sie die Form seiner Lippen nach. „Das nächste mal wenn ich Urlaub habe randalierst du einfach wieder und ich verstecke mich vorher in deinem Badezimmer. Dann können sie uns zusammen einsperren."

Cain wäre beinahe in schallendes Gelächter ausgebrochen. „Du kommst vielleicht auf Ideen, dann musst du dich aber alle sechs Stunden unter meinem Bett verstecken."
„Damit kann ich leben. Nur dein Essen müssten wir uns dann teilen." Ein langer, stiller Moment vergeht, in denen sie sich einfach nur anschauen. „Darf ich...sie nochmal sehen?" Diese Frage hat ihn jetzt doch überrascht, doch Cain weiß was sie meint. Ohne auch nur ein Wort zu sagen, knöpft er sich sein Hemd auf und zieht es aus. Sofort streichelt sie über seine wunderschönen Prothesen, was ein Gefühl von Geborgenheit bei ihm auslöst. „Ich bin froh, dass du dich für sie nicht mehr schämst." Plötzlich beginnt sie damit ihre Bluse aufzuknöpfen. „Evelyn, was machst du da?"
„Gleichberechtigung für alle." Augenblicklich stehen ihm die Schweißperlen auf der Stirn, als unter ihrer violetten Bluse der schwarze Spitzen-BH zum Vorschein kommt. Cain wird gerade äußerst nervös, denn er hat noch nie eine Frau unbekleidet gesehen. Bei dem damaligen Unfall der Forscherin hat er sich sofort die Augen zugehalten und sich tausendmal bei ihr entschuldigt. „Du siehst aus, als wolltest du etwas sagen." Ohne seine Antwort abzuwarten, kuschelt sie sich an ihn. „...Du bist so schön warm..." Mit schnell klopfendem Herzen legt er einen Arm um sie. „Das ist irgendwie unschicklich..." Evelyn kichert leise. „Nein, ist es nicht." Seine Nähe und seine Wärme lösen Geborgenheit in ihr aus. Ihr ist nicht entgangen, dass Cain einen Blick auf ihre weiblichen Rundungen geworfen hat. Immerhin ist er auch nur ein Mann. „Möchtest du sie einmal anfassen?" Er wäre fast eingeschlafen und schreckt leicht hoch. „Äh...was?"
„Tu doch nicht so unschuldig, du weißt genau was ich meine." Evelyn greift provokant nach hinten, um die kleinen Häkchen ihres BH's aus der Verankerung zu lösen. Gleich danach zieht sie das lästige Kleidungsstück ab und lässt es achtlos auf den Boden fallen.

Langsam kommt Verzweiflung in ihm auf. Gerade weiß sein Körper wirklich nicht in welche Region sein Herz sein aufgebrachtes Blut nun pumpen soll. Nach oben oder nach unten. Völlig überfordert mit der jetzigen Situation, hat er stur den Blick zur Decke gerichtet. „Ach, Cain..." Erneut streichelt sie ihm sanft über die Wange. „Das braucht dir nicht peinlich zu sein. Du musst dich wirklich dafür nicht schämen. Außerdem habe ich es schon längst gesehen." Genau in dieser Sekunde wäre er am liebsten im Erdboden versunken. Cain hat gehofft sie würde nicht merken, dass seine untere Körperhälfte durchaus eine Reaktion gezeigt hat. Es fällt ihm immer schwerer den Wünschen der Nacht aus dem Weg zu gehen. Evelyn drängt ihn nicht und lässt ihm die Zeit, die er braucht. Irgendwann scheinen sich seine Nerven beruhigt zu haben und er kann sie wieder ansehen. „...Und das...geht für dich wirklich in Ordnung...?" Sie lächelt ihn voller Liebe an. „Natürlich, sonst hätte ich es dir nicht angeboten." Cain schluckt einmal. Er zögert noch einen kurzen Moment, bevor er mit seiner Hand ihre weiblichen Rundungen berührt. „...Sie sind weich..." Plötzlich empfindet er das gar nicht mehr so schlimm. Im Gegenteil, er verspürt auf einmal den unwiderstehlichen Drang sein Gesicht darin vergraben zu wollen. Schließlich gibt er dem Verlangen nach und bettet sein Gesicht zwischen die zwei weichen Kissen ein. „Ist das schön...", säuselt er und Evelyn lässt es. zu „Gefällt es dir?"
„Es ist wie der Sonntagsjoghurt, nur viel besser..." Die Braunhaarige lächelt und schließt beide Arme um ihn. Da scheint ihr selbst sein Gewicht nichts auszumachen. In dieser Position könnte er auf der Stelle einschlafen. Doch anscheinend hat Evelyn andere Pläne. „Weißt du, Cain..." Sie errötet ein bisschen. „Mir ist eingefallen, dass ich noch ein Geschenk für dich habe. Ein sehr wertvolles Geschenk..." Plötzlich interessiert daran hebt er den Kopf und sieht sie an. Gespannt darauf, was sie noch zu sagen hat.

Die verbotene Liebe zweier HerzenOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz