Fünfundzwanzigste Verzierung

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Familie, SAVE und Seele

„With a heart like that, you deserve the world."
R. M. Drake

Wann fahren wir morgen los?", lese ich Lavdims Nachricht in unserer WhatsApp-Gruppe und muss unwillkürlich lächeln. Dass er der erste war, der zugesagt hat, sobald ich Ömers Einladung mit ihnen geteilt habe, lässt mich erneut schmunzeln. „So gegen 13 Uhr hätte ich gesagt. Dann können wir bisschen Zeit mit den Jungs verbringen, ehe wir Essen gehen", antwortet Ubeyd und schaut mich anschließend fragend an. Ich nicke ihm zustimmend zu und lege mein Handy auf die abgerundete Sofalehne.
Neben meinen und Mehdis Geschwistern werden uns morgen Lavdim, Enis, Verda, Mısra, Abbas, Xidir und Hassan — Livas Verlobter — begleiten.

Mehdis Arm, der um meine Schulter gelegt ist, zieht mich enger zu sich, weswegen ich zu ihm schaue.
„Auf einer Skala von eins bis zehn, wie sehr mag Azad Amca seinen neuen Schwiegersohn?", grinst mich mein bester Freund an und schaut im nächsten Moment zu meinem Vater. Dieser lächelt süffisant und wirft seinem besten Freund einen Blick zu, ehe er uns antwortet. „Wenn ich ehrlich sein soll, konkurriert er mit dir und Zeyd um den Platz als Sohnemann, der nicht von mir ist. Aber mal sehen, was daraus wird", seine Worte entlocken Zeyd und Mehdi einen entsetzten Ton und allen anderen ein Lachen. „Also mindestens eine elf?", grinse ich nun und helfe meinem Vater dabei die beiden Jungs aufzuziehen. „Mindestens", betont Okan Amca und zwinkert mir zu. „Unglaublich, dass so ein dahergelaufener Typ plötzlich mit uns konkurrieren kann", zischt Mehdi, doch wissen wir alle, dass seine Wut eher gespielt ist.
Auch wenn er es nicht ausgesprochen hat, wollte er mindestens so sehr wie ich, dass unsere Familie Vahap vollkommen akzeptiert, dass sie ihn in unsere Leben einbetten, als wäre er schon immer ein Teil von uns gewesen.
„Tu jetzt bloß nicht so, als würde dich das stören. Du und Vahap seid quasi zu einem Herz und einer Seele geworden, auch wenn du versucht hast, das zu überspielen", Sena Abla sieht ihren Bruder herausfordernd an und ergeben grinst Mehdi. „Ich mag ihn, also wirklich. Mir war wichtig, dass ihr es auch tut", er blickt kurz lächelnd in die Runde, wendet seine Blicke aber wieder zu meinem Vater. „Aber du hättest Zeyd und mich doch nicht gleich auf den Mond schießen müssen", er wirft beide Hände entsetzt in die Luft. Durch die spontane Bewegung seines Armes falle ich förmlich auf Mehdi und muss unwillkürlich lachen. „Das könnte ich doch niemals", der süffisante Ausdruck meines Vaters wird augenblicklich weich und er sieht die beiden Jungs mit solch einem liebevollen Blick an, dass sie zufrieden lächeln.

Da mein Wagen bei Vahap ist und ich damit wieder nach Hause fahren möchte, bin ich unwillkürlich dazu gezwungen Beifahrerin zu sein. Also sitze ich in Mehdis Wagen und genieße es tatsächlich mal nicht hundertprozentig aufmerksam sein zu müssen. Ich genieße die Musik, die im Hintergrund läuft, während wir über die Autobahn rasen.
Mehdi und sein Bruder diskutieren währenddessen über die gestrigen Worte meines Vaters. Rabia versucht immer wieder ihren Verlobten zu beruhigen und lässt mich unwillkürlich lächeln.
Ich weiß, dass auch Zeyd Vahap ins Herz geschlossen hat, dass er glücklich darüber ist, dass ich ein so passendes Gegenstück gefunden habe und doch ist es für ihn nicht einfach zu akzeptieren, dass sie nun ihre Stellung als Lieblinge meines Vaters mit Vahap teilen müssen.
„Findest du das fair, Mina?", werde ich irgendwann angesprochen, weswegen ich mich erst etwas verloren fühle, doch ich sammle mich schnell und drehe mich zu Zeyd um. „Euch gegenüber nicht, aber ihr wisst doch, dass mein Papa euch nur aufgezogen hat. Dass er Vahap in sein Herz geschlossen hat, finde ich aber mehr als nur fair. Er verdient nichts anderes als das", ich zucke mit den Schultern und schenke Zeyd ein herzliches Lächeln. „Du wirst ja zuckersüß, wenn du verliebt bist", Zeyd beugt sich leicht vor und kneift mich in die Wange, was mir ein lautes Lachen entlockt. „Das bin ich doch immer, liegt in unserem Blut", zwinkere ich meiner Schwester zu, die nur lachend den Kopf auf Zeyds Schulter ablegt.

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