05.: first words and football

166 37 53
                                    

Jeongguk verbrachte den ganzen Tag mit Jimin. Sie zockten, redeten über ihren Urlaub, den Schulanfang und ein wenig über Jeongguks Familie und Eunwoo, bevor Jimin sich losmachte und Jeongguk so langsam wie möglich nach Hause fuhr.

Trotzdem nicht langsam genug. Es war kurz nach acht, als er Zuhause ankam und sich die Treppe hoch in sein Zimmer schleichen wollte. Vom Wohnzimmer kam Gelächter. Vermutlich wurde dort gerade Karten oder Brettspiele gespielt. Jeongguks Vater war ein großer Fan davon nach dem Abendessen noch ein wenig zusammen zu sitzen und Zeit zu verbringen und eigentlich mochte Jeongguk diese Angewohnheit. Das Spielen sorgte dafür, dass er Zeit mit ihm verbringen konnte, und gleichzeitig erschienen Dahye und Hoseok weitaus weniger schrecklich, wenn sie abgelenkt und beschäftigt damit waren zu gewinnen.

Doch heute hatte er keine Lust darauf. Primär weil er die Begegnung mit Taehyung um jeden Preis vermeiden wollte, aber auch um nicht von seinem Urlaub erzählen zu müssen. Er hasste es zu lügen, aber er wollte seinem Vater auch nicht die Wahrheit sagen. Seit Junghyun ausgezogen war, dachte er in dieser Hinsicht sowieso schon schlecht von ihm. Auch wenn er damit bestimmt nicht falsch lag.

Wobei zweimal von der Polizei nach Hause gebracht zu werden, bestimmt nicht an einen Krankenhausbesuch rankommt, aber trotzdem schauten seine Eltern noch immer skeptisch, wenn er sich auf einen Abend verabredete.

So leise wie möglich schlich Jeongguk sich also die Treppe zu seinem Zimmer hoch. Er hatte auf dem Weg ein Tomaten-Mozzarella-Sandwich gegessen, was fürs Abendbrot ausreichen musste. Vielleicht schaffte er es sogar sich zu duschen und in seinem Zimmer umzuziehen, wenn Taehyung noch unten war und seine Familie belagerte.

Die Stimmung relativ weit oben schob Jeongguk seine Zimmertür auf. Hinter seiner Fensterfront zogen sich goldorangene Schlieren von Sonnenlicht über den Himmel und eines der Fenster war angekippt. Es war nahezu perfekt.
Wenn Taehyung nicht auf seinem Bett sitzen und ein Buch lesen würde...

„Oh, hey!"
Wie selbstverständlich nahm er sich die Brille von der Nase und lächelte Jeongguk entgegen.
„Du bist wieder da..."

Jeongguks Mund wurde schlagartig trocken und er räusperte sich einmal aus Angst seine Stimme würde brechen.
„Ja, das bin ich", sagte er und hätte sich dafür schlagen können wie dämlich er dabei klang.

„Schön", antwortete Taehyung und legte sein Buch zur Seite. Er trug nur eine Boxershorts von Jeongguk und schon wieder das verdammte Micky Maus T-Shirt. „Ich wollte eh mal mit dir reden... du warst immer so schnell weg oder hast gepennt. Das hat sich nicht so angeboten."
„Hm. Nee, tut es nicht. Wenn du mich weckst, bring ich dich um", lächelte Jeongguk übertrieben freundlich und warf seine Jacke über seinen Schreibtischstuhl. Taehyung lachte jedoch nur, als hätte er gerade einen Witz gemacht.

„Versuch das mal und wir können weiterreden", grinste er und Jeongguk konnte sich nicht verkneifen seinen dünnen Beinen einen abwertenden Blick zu schenken. „Aber darum geht's gerade gar nicht. Ich wollte dich eigentlich nur fragen, ob es für dich okay ist, dass ich hier bin... bei euch. Du machst bisher nicht so den Eindruck."

„Also eigentlich find ich's nicht okay, aber was soll man machen", zuckte Jeongguk mit den Schultern und ließ sich auf sein Bett fallen. „Ich kann dich ja schlecht wieder vor die Tür setzen."
„Nö, aber wir können ja versuchen uns anzufreunden, dann verspürst du vielleicht auch nicht mehr das Bedürfnis danach", schlug Taehyung vor und lehnte sich ein wenig zurück.

„Was willst du denn über mich wissen?", fragte Jeongguk und sah sich in seinem Zimmer um. Obwohl ein zweites Bett dazugekommen war, war es immer noch sehr groß. Er hatte einen breiten Schreibtisch, genug Platz für seinen Computer, die Außenwand war fast komplett verglast und neben dem viel zu großen Schrank stand ein kleines Bücherregal.

„Spielst du Fußball?"
Taehyung nickte auf eben dieses Bücherregal, das Jeongguk ein wenig zweckentfremdet hatte und zur Aufbewahrung von allem Möglichen benutzte.
Filme, Spiele, irgendwelche Auszeichnungen und tatsächlich die Bücher, die ihm sein Vater jedes Jahr zu Weihnachten schenkte, er allerdings nicht einmal mit einer Zange anfassen würde. Es hatte ihn noch nie gereizt und Menschen die lasen, konnte er auch partout nicht nachvollziehen. Alles, was er wissen musste, stand im Internet.

„Ja", nickte Jeongguk und betrachtete selbstgefällig die Trophäen. „Ich bin Captain in unserer Schulmannschaft." Er sagte es, als wäre es nichts besonderes und es zeigte seine volle Wirkung.

„Wow...", machte Taehyung beeindruckt und nickte anerkennend und für einen kurzen Moment dachte Jeongguk, er habe ihn für tatsächlich eingefangen. Die Worte seiner Mutter fielen ihm ein und er sah sich selbst tatsächlich mit Taehyung über Fußball reden und zusammen spielen. Vielleicht war das ja ihr Anhaltspunkt, der sie zusammenführte. Wenn es dieser war, konnte es zumindest nicht besser laufen.

„Ich hasse Sport."

Das spöttische Grinsen auf Taehyungs Gesicht traf ihn wie ein Schlag in die Magengrube. „Die meisten Sportler, die ich kenne, sind arrogante Sackgesichter. Ein Haufen Idioten rennt auf dem Feld einem Ball hinterher, kegelt dabei alle seine Mitspieler um und reißt sich anschließend das Shirt runter wie ein Affe. Ich mein... go for it wenn's dir Spaß macht, aber mein Fall ist es nicht."

„Woran machst du das fest?", fragte Jeongguk giftig nach und verschränkte die Arme vor der Brust. Sein ganzer Freundeskreis bestand aus Sportlern und zumindest er würde doch wissen, ob sie arrogant waren oder nicht.

„Schlechte Erfahrung in Daegu."
„Wir sind hier in Busan."
„Oh, ich denke, dass Leute wie du überall gleich ticken."
„Sind ja fantastische Grundvoraussetzungen, damit du dich hier bei mir einnistest."
„Ja, das wird noch interessant werden. Vielleicht kannst du mich ja vom Gegenteil überzeugen."
„Vielleicht kann ich dich auch einfach loswerden, bevor ich mich für dich verbiegen muss. Was magst du denn überhaupt?"

Ein Blick auf das Buch in Taehyungs Hand reichte aus. Jeongguk legte den Kopf in den Nacken und rieb sich über die Augen.
„Oh mein Gott", stöhnte er und atmete lange aus. Das konnte was werden.

„Lass mich raten. Leistungskurs Englisch und Kunst."
„Musik und Chemie. Ich bitte dich", grinste Taehyung, doch Jeongguk war jegliche Motivation flöten gegangen, die er gerade eben noch gehabt hatte.
„Ich geh duschen. Mach nichts kaputt", grummelte er, doch Taehyung sortierte seine Beine und stand ebenfalls auf, sodass sie auf einer Augenhöhe waren.

„Behandelst du eigentlich jeden so herablassend, der zu euch kommt?"

Als würde er überlegen, legte Jeongguk den Kopf schief und rieb sich über das Kinn.
„Nö, eigentlich nicht. Nur die, die sich einbilden, dass sie sich nicht dankbar zeigen müssen, obwohl wir sie aufgenommen haben. Und hier einfach weiter genauso scheiße sind, wie sie davor schon waren. Das geht mir nämlich auf den Sack."

„Okay..."
Taehyung nickte langsam und ließ den Blick an Jeongguk runter und wieder hoch gleiten.
„Dann geh mal duschen, damit ich mir überlegen kann wie scheiße ich sein kann, ohne wieder in den Knast zu kommen." Er grinste dabei, doch Jeongguk spürte, dass er diese Worte ernst meinte.

„Versuch's, aber ganz ehrlich..." Jeongguk machte einen Schritt auf Taehyung zu und sah ihn direkt an. Er wusste, dass das den meisten Leuten Respekt einflößte und ihm hoffentlich auch. „...ich werd dich schneller los als du mich. Das verspreche ich dir."

Taehyung starrte jedoch mutig zurück.
„Wir werden sehen", sagte er leise. „Wir werden sehen, Jeongguk."








Ich bin so gehyped auf die Sologeschichten von BTS... die Trauerphase hat irgendwie nicht sehr lang angehalten xD
Bitte gib uns Happy Peppy Hobipalooza, Jungkook Puth und Romantic Jazz Tae!!

Songempfehlung des Tages:
People [Agust D]

Home Sweet Home  ⇢ TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt