56. Kapitel

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Zitat:

One of the simplest ways to stay happy is... letting go of the things that make you sad.

~ Daily Dose

- Jess' POV -

„Jess? Ist alles okay?", fragte mich Mom sofort, nachdem Matt in seinem Zimmer verschwunden war.

„Klar. Komm ruhig rein." Zögernd kam sie in mein Zimmer und nahm neben mir auf meinem Bett Platz.

„Wirklich alles in Ordnung?" Sie schien verwundert darüber zu sein, was Matt bei mir im Zimmer zu suchen hatte. Ob wirklich alles okay war, wusste ich selbst nicht. Ich wusste nur, dass Matt mich verwirrte und meine Gefühle verrücktspielten, wenn er sich in meiner Nähe aufhielt.

„Jaja, alles gut."

„Okay. Jedenfalls wollten wir ja über deinen Vater und mich sprechen." Richtig. Das hatte ich total vergessen.

„Ja. Warte nur einen Moment", entgegnete ich und schloss meine Zimmertür, bevor ich wieder neben ihr Platz nahm und sie gespannt anschaute.

„Du sollst wissen, dass ich deinen Vater von ganzem Herzen geliebt habe. Ich weiß, ich habe dir das bereits gesagt, aber behalte das weiterhin im Hinterkopf."

Ich merkte schon jetzt wie sich mein Magen zusammenzog und sich meine Atmung um einiges verschnellerte. „Okay. Sprich ruhig weiter", wisperte ich leise und richtete meinen Blick auf meine Hände. Das war eine Angewohnheit, die ich schon seit klein auf hatte und machte, wenn ich mit einer Situation überfordert war.

„Wenn es dir zu viel wird, dann musst du es mir sagen."

„Ja, mach ich, Mom. Ich halte das schon aus, immerhin bin ich kein kleines Mädchen mehr."

„Da wo du recht hast, hast du recht. Das bist du schon lange nicht mehr", entgegnete sie und ich merkte wie ihre Stimme zittrig wurde. Leicht hob ich deswegen meinen Blick an und musste feststellen, dass sie den Tränen nahe war.

„Als du klein warst, du bist denke ich noch in den Kindergarten gegangen, da war ich glücklich in deinen Vater verliebt. Auch David konnte mir gar nicht oft genug sagen wie sehr er mich schätzte und liebte. Jedenfalls wollte ich ihn an einem Nachmittag im Büro besuchen. Du warst bei der Nachmittagsbetreuung, ich hatte früher von der Arbeit aus und so kam mir diese Gelegenheit gut. Ich fuhr also direkt zu deinem Vater. Ich ging in das Gebäude... Die Sekretärin wollte mich zuerst gar nicht durchlassen, was ich im ersten Moment nicht verstand, weil sie wusste, dass ich seine Frau war, doch als ich danach in sein Büro stürmte, wurde mir bewusst, warum sie nicht wollte, dass ich es betrat." Sie holte tief Luft und sah mich bittend an.

„Mom, sag mir bitte endlich was genau passiert ist." Ich hielt es nicht länger aus, merkte wie ich am ganzen Körper zitterte und wollte endlich die Wahrheit wissen.

„Ich habe deinen Vater mit einer anderen gefunden. Ich weiß nicht mal wer diese Frau war, doch in dem Moment in dem ich ihn gesehen habe und sich unsere Blicke trafen, da ist etwas in mir gebrochen. Es hat sich so schlimm wie ein Riss im Herzen angefühlt. Ich bin sofort abgehauen, weil ich den Anblick nicht ertragen konnte. Er hatte sich in mein Hirn eingebrannt. Dein Vater hat immer wieder meinen Namen gerufen, doch ich musste weg von ihm. Später dann, kam er nachdem er dich abgeholt hatte nach Hause. Er meinte, dass es eine einmalige Sache gewesen sei und ich ihm verzeihen müsse. Genau in dem Moment kamst du dann zu uns und ich wusste, dass ich es dir zu liebe versuchen musste. Ich hatte mir vorgenommen, zu probieren den Zwischenfall zu vergessen und für dich bei deinem Vater zu bleiben. Es war nur leider nichts mehr so wie früher. Ich traute David nicht mehr und wusste, dass ich das auch nie wieder können würde. Denn ist das Vertrauen einmal weg, dann kommt es nicht mehr einfach ohne Weiteres zurück. Und dann, ein paar Monate später, fand ich ihn wieder. Mit derselben Frau, in der gleichen Position, nur dieses Mal bei uns Zuhause und da wusste ich es. Ich konnte das nicht mehr. Es... Es war einfach zu viel, Jess!"

Und dann sackte sie in sich zusammen und begann zu weinen. Immer heftiger begann sie zu schluchzen und mehr Tränen sammelten sich in ihren Augen, während ich meine Arme um sie legte und versuchte sie zu umarmen. „Es tut mir so leid. Das muss sich so verrückt anhören. Aber du warst damals noch so klein und hast das alles nicht verstehen können."

„Es ist okay, Mom." Verwundert sah sie mich an, bevor sie ihren Kopf auf meiner Schulter ablegte.

„Ich habe mich so schrecklich gefühlt. Er hatte mich gebrochen. Ich war ein Wrack, als ich deinen Vater und dich verlassen habe, doch ich konnte ihn nicht mehr ansehen. Ich habe dich immer geliebt, das darfst du nie vergessen. Doch das was David gemacht hat, konnte ich ihm nicht verzeihen. Es hat danach einige Zeit gedauert, bis ich wieder jemanden trauen konnte. Dieser jemand war Scott. Er hat mich aufgefangen und den Riss, der durch deinen Vater in meinem Herzen entstanden war, wieder heilen lassen. Dann war da auch noch die Scheidung. Es war schrecklich und hat sich über mehrere Monate hinweggezogen. Wir haben uns das Sorgerecht teilen wollen, dass war die einzige Sache über die wir uns einig waren. Der Rest waren leere Worte und Aushandlungen über wer was bekommen würde."

„Ich kann verstehen warum du nichts mehr von Dad wissen hast wollen, doch warum hast du dich nicht mehr bei mir gemeldet? Und ich meine keine Briefe oder sonstiges. Warum bist du mich nicht besuchen kommen? Es hätte sicher einen Weg geben, dass wir uns sehen hätten können. Ich konnte doch nichts dafür."

„Jess, weißt du eigentlich wie sehr du deinem Vater ähnelst?", fragte sie leise und strich über meine Wange. „Ich habe jedes Mal, wenn ich dich gesehen habe, an David denken müssen. Es ging nicht anders. Du hast so viel von ihm in dir."

- Ella's POV -

„Mom, ich hab dich lieb."

Und wieder schmolz ich förmlich dahin. Wie hatte ich das verdient? Ich hatte sie damals bei ihrem Vater zurückgelassen und mich nicht persönlich gemeldet. Aus einem Grund, für den sie nichts konnte. Weil sie David so ähnlich war. Sie hätte eine bessere Mutter verdient.

„Ich dich auch, Jess", antwortete ich und strich ihr beruhigend über den Rücken.

„Weißt du, du bist für mich die wohl stärkste Frau die es gibt. Ich kann mir nicht vorstellen wie das für dich gewesen sein muss."

„Danke. Das bedeutet mir viel", erwiderte ich leise und merkte wie mir schon wieder einzelne Tränen über meine Wange liefen.

„David war ein guter Vater. Doch ich konnte mir beimbesten Willen nicht ausmalen, warum er mir nicht gesagt hat, dass er nicht mehrwie früher für mich fühlte. Aber Jess, dich hat er über alles geliebt. Denn den Moment, in dem er dich zum ersten Mal in seinen Armen gehalten hat, werde ich nie wieder vergessen. Er hat über das ganze Gesicht gestrahlt und so verdammt stolz ausgesehen! Es hat ausgesehen als würde er seine Welt halten."

Ich schenkte ihr ein trauriges Lächeln und versuchte stark zu bleiben.

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Question: Welche Sicht habt ihr besonders gern?

Jess

Matt

Jace

Cori

andere

Melli ♡

Melli ♡

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