Kapitel vierzehn - Immer nur Probleme

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Damit legte er auf und sie schaltete wieder das Handy aus.

Fürs erste hatte sich Kara in einem Safe House am Stadtrand niedergelassen, um die ersten Tage abzuwarten. Aus Tagen wurden Wochen, und daraus schon wieder Monate. Sie fand keinen Zeitpunkt, diese Stadt zu verlassen - vielleicht würde sie es nie.

Wie zu erwarten, hatte die Welt kein gutes Bild von SHIELD mehr - hätte sie aber auch nicht, wenn sie in ihrer Haut gesteckt hätte. Zudem hatte Natasha Romanoff alle Daten vom SHIELD Server veröffentlicht - damit auch Karas Akte. Verschlüsselt natürlich, doch das wäre nur ein kleiner Umweg für die, die ein wenig was von Codes verstanden.

Nicht gerade der nahtlose Übergang, den sie sich gewünscht hätte. Aber sie hätte wissen müssen, dass irgendwie alles ans Licht kommen würde. In Zeiten des Internets mehr, als je zuvor.

Es waren vier Monate vergangen, in denen sie nur die Wohnung verlassen hatte, wenn sie einkaufen oder spazieren ging. Von Clint hatte sie lediglich über die Nachrichten etwas gehört - er wurde in die Vereinigten Staaten geflogen, um als mehr oder weniger prominentes Ex-Mitglied SHIELDs vor dem Kongress auszusagen -, aber das war ja auch das, was sie wollte, oder?

Normalerweise ging sie Abends spazieren, wenn es dunkel wurde und die meisten Menschen bereits zuhause waren. Die Clubs waren voll, der Bürgersteig dagegen wie leer gefegt. Es war einfach der perfekte Zeitpunkt, um seinen Beinen ein wenig Freilauf zu gewähren.

Ihre übliche Runde ging um zwei Blocks, doch, wenn es irgendwo Stress gab, nahm sie manchmal eine Abkürzung, oder ging gar nicht.

Heute war einer dieser Tage, an denen man lieber nicht das Haus verließ. Schon bevor die Sonne untergegangen war, hatten sich die Anwohner in ihrer Stammkneipe versammelt, um eines dieser Fußballspiele zu gucken. Es wurde in den Nachrichten berichtet, dass sich eine große Menge von Fußballfans auf dem Platz vor der Notre-Dame versammelt hatte, um gemeinsam das Spiel von zwei beliebten Mannschaften in Frankreich zu sehen - mit Tumult war zu rechnen, was bedeutete, dass mehr Polizei vor Ort sein würde.

Da wollte Kara doch nicht zwischen kommen.

Durch die dünnen Wände konnte ab und zu Sirenen hören, während sie auf ihrem Bett saß und irgendeinen Film im Free-TV verfolgte. Ihre Nachbarn - ein dicker Glatzkopf und seine ebenso runtergekommene Frau - hatten ihren Fernseher auf laut gestellt, sodass jedes Wort des brüllenden Sportmoderators verstanden werden konnte. Wenigstens übertönte das manchmal die Kommentare ihrer Nachbarn.

Werbepause. Ein ehemaliger Kinderstar stellte Bohnen aus der Dose zur Show. Kara schaltete den Fernseher aus und rieb sich die Schläfen.

Musste das jetzt den ganzen Abend so weiter gehen?

Gelangweilt richtete sie sich auf und verließ den Raum. Von der Küche aus konnte man den Mischmasch von drei Stimmen zwar immer noch hören, doch sie bildete sich ein, dass es sie hier weniger nerven würde.

Ein klirrendes Geräusch ertönte, als sie gerade ihre Tiefkühltruhe nach Schätzen durchsuchte. Augenblicklich war ihr Kopf hochgefahren.

Oh bitte nicht.

Das Flashback vom letzten Mal, als sie in ihrer eigenen Wohnung angegriffen wurde, drängte sich zurück an nach ganz vorne in ihrem Gehirn. Gerade, als sie nach der Schusswaffe in ihrer Schublade greifen wollte, wurde ihre Wohnungstür aufgetreten.

Sie presste sich gegen die Küchenzeile und entsicherte ihre Waffe. Zeit, die Tiefkühltruhe zu schließen, war nicht. Wohl übel musste sie ihrem Eis beim schmelzen zusehen.

Schritte ertönten aus zwei unterschiedlichen Richtungen - sie vermutete aus ihrem Schlafzimmer und dem kleinen Gang, den man kaum Gang, sondern eher einen sehr schmalen, sehr kleinen Raum nennen konnte.

Zu ihrem Glück und gleichzeitig Pech waren die Fernsehergeräusche immer noch nervig laut zu hören. Das bedeutete, man hörte sie nicht schnell - die Einbrecher hörte man jedoch auch nicht gut.

Der Fakt, dass sie so gut wie umzingelt war - mit beiden ihrer Ausgänge versperrt -, stresste Kara ein wenig. Auch, dass ihr Küchenfenster so klein war, dass sogar die Luft kaum daraus abzog, machte alles nicht besser.

Ihr blieb also nur noch kämpfen. Sie wünschte sich nur, das hätte sie vorher gewusst. Dann hätte sie nicht so viel vorher gegessen.

Die Personen in ihrem Schlafzimmer schienen näher an ihr dran, doch sie ließ sie zu sich kommen. Kara kletterte auf die Arbeitsplatte ihrer Küche. Wenn sie schon angegriffen wurde, konnte sie wenigstens den Überraschungseffekt nutzen.

Der Erste öffnete die Tür zu ihrem Schlafzimmer und wurde von einem ungespühlten Kochtopf am Kopf erwischt. Er ging zu Boden, während der nächste nach ihm über seinen Körper stolperte.

Es war unmöglich von der Arbeitsplatte festzustellen, ob der Typ tot war. Wo sich Kara sicher sein konnte war, dass er blutete, und dass er nicht bei Bewusstsein war. Fürs erste musste das reichen.

Der zweite, der über seinen bewusstlosen Kollegen gestolpert war, brachte eine Sekunde, um wieder sein Gleichgewicht zu sammeln. Kara gab ihm diese nicht und schoss ihm in den nicht geschützten Kopf.

Abrupt wurde der Fernseher auf der anderen Seite der Wand leiser gestellt. Auch die Nachbarn waren auf einmal ganz still.

Na scheiße.

Demnächst konnte sich Kara schon wieder ein neues Zuhause suchen.

Zeitgleich stürmte ein Haufen schwer bewaffneter Männer mit Schutzkleidung und allem drum und dran aus der anderen Tür und zielten ihre Waffen auf sie.

Sie fragte sich, von wem sie wohl geschickt wurden. Der Grund, warum sie geschickt wurden, war ihr zu 90% bewusst. Das Serum musste seine Runden gemacht haben.

Hatte Clint es erwähnt, als er verhört wurde? Oder war es der Doktor, der sie als seine wissenschaftliche Entdeckung nutzen wollte?

Die amerikanische Regierung war es mit Sicherheit nicht - das war nicht die Art, die sie kennengelernt hatte. Aber wer war es dann?

"Habt ihr Jungs euch verlaufen?", überspielte die Situation mit einem Witz.

Als einen letzten Versuch, die Situation in ihrem Sinne zu wenden, sprang sie auf die Männer zu - in der Intention, sie umzuschmeißen wie Bowlingpins.

Der Typ, der ganz vorne stand, schoss dennoch auf sie und sie ging zu Boden wie ein losgelassener Stein. Umwerfen tat sie keinen mehr. 

Kara I | 𝐇𝐚𝐰𝐤𝐞𝐲𝐞Where stories live. Discover now