Dandelions》SKN

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Es war ein stürmischer Wintertag. Noch immer hatte es nicht geschneit und zusammen mit den Temperaturen sank auch deine Stimmung mit jedem vergangenen Tag.

Mit deinen schweren Stiefeln streiftest du durch die durchnässten Straßen des beliebten Tokyo. Jeder hatte irgendwie einen Regenschirm herbeigezaubert, was dich nur aufseufzen ließ. Nur du standest im Sturm des Regens, alleinig mit einer Tasche über dem Kopf, die nicht einmal wasserdicht war.

Irgendwie schien der Weg nach Hause heute Abend viel länger zu sein als sonst. Dein Arbeitstag verging sehr anstrengend, schließlich hatte dein Chef dir mit einer Kündigung gedroht. Es war doch nicht deine Schuld, dass jemand den Kopierer geschrottet hatte! Immer fand das Unglück dich und langsam glaubtest du auch, dass du das Problem wärst. Letztendlich passiert doch alles mit einem Grund, oder? Dein Schicksal war einfach ein wenig härter zu dir.

Seit Monaten konntest du dich auf nichts mehr freuen, alles in deiner Umgebung schien nur noch grau und traurig zu sein.
Du konntest dich nicht mehr an deine schöne Zeiten erinnern, sie schienen nie existiert zu haben. Leben erschöpfte dich und mit jedem Tag wurde dir immer klarer, dass es vielleicht besser für jeden wäre, wenn du einfach verschwinden würdest.

Zu tief warst du in deinen negativen Gedanken versunken, du hattest es nicht rechtzeitig geschafft, die Realität zu erreichen. Als du vom Boden aufsahst, klatschte die Kälte des Winters dir in das nasse Gesicht. Der Regen hatte sich gelegt und der Sturm tobte nur noch in deinem Kopf weiter.
Deine Tasche ließt du vom Kopf sinken, deine zitternden Finger waren so gelähmt von der Kälte, dass du die Tasche ungewollt fallen ließt.

„Verdammt.", fluchtest du, während eine kalte Rauchwolke aus deinem Mund in den Himmel stieg.
Du sahst auf die komplett ruinierte, schwarze Ledertasche, die auf dem dunklen Asphalt lag. Die Straßenlampe reflektierte sein Licht auf der Oberfläche des Materials.
Deine Augen starrten auf die Tasche für einen Moment bevor du dich hinknietest, und diese hobst.

„...Tut mir leid, Kleiner.", mit zusammengezogenen Augenbrauen legtest du die Tasche zur Seite.
Vor dir lag eine eingeknickte, schneeweiße Pusteblume. Die kleinen Samen waren zur Hälfte auf dem Boden gequetscht worden.
Mit Sorgfalt hobst du den Hals und versuchtest den Körper geradezubiegen.
Wieso blühte so spät noch eine Pusteblume?

Kurz hieltst du inne, bis du dann die Blume von ihrem Leid erlöstest.
Du stelltest dich wieder auf und betrachtest die spät blühende Blume regungslos an.
„Du bist also auch ganz alleine, was?", sagtest du zu der schweigsamen Pflanze. Deine Augen schlossen sich als du dich für einen Wunsch entscheiden wolltest. Eine Pusteblume war doch schließlich dafür da, oder?

// ich wünsche mir... Erlösung. Egal wie, bitte, ich will nicht länger so leben.//

Deine Lippen öffneten sich und du stößtest ein Hauch Luft aus deinen Lungen, der dann die kleinen Samen auseinander trennte und mit dem Wind zu tanzen begannen.

Irgendwie fandest du dich in dem Moment schon dezent erbärmlich. Du warst so hoffnungslos, dass du dich sogar an eine arme Pflanze wandtest, die dir auch nicht mehr helfen konnte.
In der Distanz hörtest du die Alarmsirenen von einem Auto, Polizei Glocken mischten sich nun auch ein und raubten dir deine Sinnesorgane.
Die Klänge hatten plötzlich dich umhüllt und rot-blaue Lichter berührten deinen Körper im Sekundentakt.
Verwirrt drehtest du deinen Kopf umher, doch wurdest nur von den großen Strahlen geblendet.
Es dauerte nicht lange bis du zwischen den Sirenen Schreie und Kreische erkennen konntest.
War das Realität? Das war doch alles Einbildung, es musste so sein! Was war denn geschehen? Wieso passierte das bloß?

Mit unsicheren Schritten begannst du auf eines der Lichter zulaufen. Vielleicht war da jemand, der die Situation erklären würde.
Du standest nun inmitten des Kreises, das die vielen Wagen gebildet hatten.
Mittlerweile starben die Sirenen und selbst einige Lichter vergangen in der Dunkelheit der Nacht.
Deine Füße blieben stehen, irgendwie konntest du keine Menschenseele in der Nähe fühlen. Obwohl noch gerade Schreie ertönten, schien das alles nur ein Traum gewesen zu sein.

oneshots | JJKWhere stories live. Discover now