Eine Rose für dich

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Lena glaubt, dass sie nie mehr Luft bekommen wird, sie hat vergessen, wie man atmet. Wie in Zeitlupe sucht sie nach den Augen von Supergirl und fürchtet sich vor dem, was sie dort erkennen wird.

Der Mund und ihre Augen sind weit geöffnet. Supergirl scheint eben sowenig wie Lena selbst zu begreifen, was sie überkommen haben mag. Lena spürt, den Fokus, der auf ihr liegt und dennoch kann sie nur in Supergirls Gesicht blicken, alles andere scheint bedeutungslos.

Sie scheint wie ein unschuldiges Wesen von einem fremden Planeten, rein und unberührt, dass mit voller Wucht von einer Luthor getroffen wird. Sie wirkt keinesfalls entsetzt oder ablehnend, nur in Wunder und Erwartung was passiert. Langsam bekommt Lena wieder Luft und ihre Mundwinkel gehen wie von selbst nach oben und ohne dass sie die Kontrolle darüber hätte. Eine Kontrolle, die sie in Supergirl's Gegenwart vielleicht nie hatte. Es muss zusätzlich am fehlenden Sauerstoff liegen, dass ihre Mundwinkel schief werden und sie Supergirl ein Lächeln schenkt, dass nur verliebte Idioten zustande bringen können. Sie benötigt keinen Spiegel, um zu wissen, wie dümmlich sie grinsen muss. Sexy und charmant waren nie mehr gesehen. Als wäre sie mit den Fingern in der Keksdose erwischt worden. Vielleicht ist Supergirl ihr Keks.

Supergirl starrt Lena an und errötet dabei heftig. Es beginnt zart an ihrem Hals und zieht sich zu ihren Wangen empor. Es ist sowas von Kara, dass Lena die vertraute Wärme in ihrer Brust spürt. Doch das Beste ist, dass sich Supergirls Gesichtszüge langsam entspannen und in einem breiten Lächeln enden.

„Miss Luthor, Sie haben uns ordentlich aus dem Häuschen gebracht. Kommen Sie bitte zu uns auf die Bühne, Liebes."

Sobald Lena ihren Namen hört, wird sie zurück in die Realität katapultiert und das Ausmaß ihrer Aktion, wird ihr allmählich bewusst. Ihr Kopf wird klarer und sie nickt Cat Grant zu, ehe sie sich in Bewegung setzt.

Jack neben ihr wirkt verärgert. Sie wirft ihm einen Seitenblick zu.

„Lena, war das nötig? Ich hasse es, dass du mir die Frauen vor der Nase wegschnappst? Deine kleine Reporterfreundin ist gegangen, falls dich das interessiert."

Lena zuckt entschuldigend mit den Schultern und setzt einen Fuß vor den anderen. Auf ihrem Weg nimmt sie Getuschel wahr. Menschen, die sich die Hand vor den Mund halten und Bemerkungen murmeln wie: Was bildet die sich ein, oder: Die ist stinkreich, oder: So etwas gab es noch nie, eine Luthor und eine Super. Lena hat schon weitaus Schlimmeres gehört.

Dann nimmt sie die Stufen nach oben und ist am Rande der Bühne. Sie möchte in Supergirls Gesicht aus nächster Nähe sehen, braucht das Blaue ihrer Augen, benötigt die Gewissheit, dass sie darin keine Zurückweisung finden wird. Doch vor Scham, schafft sie es nicht vollständig aufzusehen und so trifft ihr Blick die Stelle, an welcher der Hals in ihre Schulter übergeht.

Cat Grant klatscht in die Hände und ein paar einzelne Gäste fallen mit ein. Sie geht auf die Ältere zu und kann hinter ihr die Silhouette von Supergirl erkennen. Sobald sie die Mitte der Bühne erreicht, wird der Applaus lauter und Lena fühlt sich seltsam betreten.

Cat Grant greift nach Lena's Hand und nimmt diese in ihre eigenen Hände, ehe sie ein Küsschen links und eines rechts neben Lena's Wange in die Luft haucht. Wenn Lena die Augen öffnet, würde sie Supergirl sehen, aber sie hält diese für die kurze Begrüßung geschlossen.

„Lena Luthor, Sie sind einmalig und verdienen meinen höchsten Respekt für diese noble Geste. Mit dieser Summe können wir so viel Gutes tun," raunt Cat Grant nah an ihrem Ohr. „Und ich könnte unsere wertvolle Heldin in keine bessere Gesellschaft geben, als die Ihre." Angesichts des Applauses deutet sie an das Rednerpult.

„Auf ein Wort Miss Luthor, wenn sie möchten."

Lena bedankt sich bei Cat und betrachtet einen Augenblick das Rednerpult. Ja, sie sollte sich etwas aus dem Ärmel schütteln und improvisieren. Besser so, als wilde Spekulationen über sich ergehen lassen.

Und so spricht sie routiniert in das Mikrophon und teilt den geladenen Gästen mit, das sie weiß, wie wichtig diese Einrichtungen sind und dass sie glücklicherweise in der Lage ist diese finanziell zu unterstützen. Sie erzählt, dass sie selbst daran arbeitet einen Weg zu finden, um Krebs zu heilen. Sie erwähnt Jack, das gemeinsames Projekt, dass er mittlerweile alleine weiterführt und er heute Abend zufälligerweise ihre Begleitung ist. Als sie seinen Namen fallen lässt, klingelt es bei den Anwesenden. Hat er vorhin selbst ordentlich mitgeboten. Lena beendet ihre Rede mit einer Entschuldigung an Jack, dafür dass sie im Supergirl weggeschnappt hat. Ihre Rede endet mit einem lässigen „Sorry, Jack," dabei macht sie eine entschuldigende Geste, mit zerknirschten Zähnen. Was so viel bedeutet wie: kein bisschen sorry.

Ein Lachen geht durch die Menge und sie erhält abermals Applaus und dann legt Cat Grant ihr die Hand auf die Schulter und Lena sieht aus dem Augenwinkel heraus, wie Cat die Rose, die auf dem Pult liegt, aufhebt.

„Hier ist Ihre Rose für Supergirl, Miss Luthor." Lena nimmt die Rose entgegen und Cat Grant tritt zurück und macht damit den Weg frei. Lena hält die Rose in beiden Händen und riecht kurz daran. Der Duft ist unverkennbar, frisch und verheißungsvoll. Sie geht die wenigen Schritte die sie trennen auf Supergirl zu, froh darüber etwas in ihren feuchten Handflächen zu halten.

Dann sieht sie in blaue Augen. Die Blonde betrachtet sie mit festem offenen Blick, in dem Stolz mitschwingt. Es erinnert Lena an Kara, die sie nach ihrer ersten öffentlichen Rede in National City genauso angesehen hat. Lena bleibt mit klopfenden Herzen vor ihr stehen und lächelt sie einen Moment lang an. Eines von ihren selten Lächeln, wovon sie weiß, dass es ihre Grübchen zum Vorschein bringt. Dann beugt sie sich nach vorne und flüstert in ihr Ohr.

„Supergirl, darf ich dich zu einem gemeinsamen Date ausführen? Es wäre mir ein wahres Vergnügen."

Supergirl nickt und das „Ja", dass sie dabei haucht, kann Lena viel weniger hören als viel mehr von ihren Lippen ablesen. Und dieses Mal grinsen sie beide breit. Lena überreicht ihr die Rose, die Supergirl vorsichtig in ihre Hände nimmt. Unter gesenkten Lidern blickt sie mit leicht rosigen Wangen zu ihr auf. Der Anblick bereitet Lena tief in ihrem Inneren ein seltsames Gefühl, das ein bisschen zieht, aber auf eine wohlige Art und Weise. Lena glaubt nicht, dass sie dies schon mal gespürt hat. Am liebsten würde Lena ihr einen festen Kuss auf den Mund drücken, aber das wäre wohl weniger angemessen.

Lena nimmt ein paar Awww Rufe wahr und jemand möchte wissen, was Lena geflüstert hat, doch sie ignoriert es.

Die Presse steht bereit und hat Fragen und knipst gemeinsame Bilder von Ihnen. Sie stellen sich in die gewünschten Positionen zusammen, es nichts Unangemessenes, sie berühren sich dabei nicht. Unter den freundlichen Rufen drängen auch ein paar gegenteilige heraus: Was für ein inszeniertes Schauspiel! Lena Luthor steht es ihnen zu eine Super zu Daten? Kaufen sie sich damit ihren Seelenfrieden? Was wird ihre Familie dazu sagen?

Supergirl führt sie mit sich. Sie hält ihr den Vorhang hinter der Bühne auf und Lena kommt ihrer Aufforderung nach und schlüpft hindurch. Sie folgt Supergirl und nach ein paar Schritten sind sie in einem kleinen angrenzenden Raum. Lena schenkt ihrer Umgebung keine Beachtung mehr, sie nimmt nur wahr, dass der Lärmpegel hier gedämpft zu ihnen dringt und der DJ einsetzt und seine Musik auflegt. Dort stoppt Supergirl und Lena wird deutlich bewusst, dass sie hier alleine sind. Nur sie beide. Die Rose, die sie in der Hand hält, steht so im Kontrast zu ihrem Anzug. Es ist wie ein Symbol, dass zwischen ihnen beiden etwas ist, dass sie zueinander näher bringt. Verlegen stehen sie sich gegenüber, bis Supergirl zu sprechen beginnt.

„Das war ausgesprochen großzügig von dir, Lena. Das ist eine große Summe Geld, welche du gespendet hast. Vielen Dank dafür," sagt sie leise, doch Lena kann sie trotz der entfernten Musik gut hören.

„Ich kann dich doch nicht den Wölfen zum Fraß überlassen," witzelt Lena aus Verlegenheit. Dabei ist sie selbst der hungrigste Wolf.

„Besser nicht," stimmt Supergirl zu und kichert nahezu.

Es folgt eine weitere verlegene Pause.

„Du siehst heute Abend wunderschön aus, Lena."

Die Worte lassen ihr Herz schneller schlagen. Wüsste sie es nicht besser, würde sie denken, Supergirl flirtet mit ihr. Aber sie kann sich bei ihr nie sicher sein, „Als hätte ich geahnt, dass du hier sein wirst, habe ich das Kleid nur für dich gewählt," erwidert Lena, was der Wahrheit entspricht.

Supergirl schmunzelt und spielt mit dem Stiel der Rose.

„Vorsichtig. Der Stiel hat Dornen."

„Ich bin kugelsicher, Lena."

„Natürlich. Trotzdem, Dornen sind schmerzhaft," sagt Lena und legt ihre Finger zaghaft über die die der Blonden, sie streicht zärtlich darüber.

Diese lächelt, wird dann aber ernst. „Ich kann nicht länger bleiben," es klingt beinahe traurig. Ihr Kopf ist gesenkt und sie blickt auf ihre Hände.

„Supergirl Verpflichtungen?"

„Ja, aber ich sehe dich bald. Ich komme auf dich zu, wegen des Abendessens, dann können wir reden." Wenn Lena's Verstand anwesend wäre, würde sie fragen, über was sie reden möchte, doch so bemerkt sie nur, dass Supergirl ihr noch näher gekommen ist.

„Ich möchte, dass wir uns verstehen, du warst aufgebracht, als wir uns das letzte Mal gesehen haben," fügt sie hinzu und blickt ihr direkt in die Augen.

„Jetzt bin ich es nicht," erwidert Lena.

„Das ist gut," antwortet Supergirl simpel. Und Lena muss über die Art und Weise, wie sie es sagt, herzlich lachen.

„Es ist schön, wenn du lachst. Es zeigt deine Grübchen," gesteht Supergirl und drückt ihre Hand. Lena schlägt dass Herz bis zum Hals. Und dann beugt sich die Blonde vor und küsst Lena nahe an ihrem Mund, dort wo die Wange beginnt. Es ist die Stelle, an der Lena ihr Grübchen hat.

Lena spürt, wie sie unter diesem Kuss erglüht und schamrot wird. Irgendetwas daran ist intimer, als hätte Supergirl sie auf die Lippen geküsst.

„Hab noch einen schönen Abend, Lena."

„Flieg vorsichtig," erwidert Lena, immer noch befangen.

Das bringt Supergirl erneut zum Lachen und Lena lasst den Klang ihr Herz wärmen. Sie bleibt zurück, dümmlich grinsend, als wäre sie ein verliebter Vollidiot.

- ***


Lena hält sich noch eine Weile im Bereich hinter der Bühne auf, um sich zu sammeln. Sie benutzt dort die Toilette und checkt vor dem Spiegel ihre Frisur und zieht sich den Lippenstift nach. Sie überlegt, ob sie überhaupt zurück zur Party kehren soll, was würde sie dort schon erwarten? Mit der Presse wird sie sich heute, nicht mehr auseinandersetzten müssen. Üblicherweise werden diese nur für den offiziellen Teil geladen, sobald die Musik lauter wird, sind die Aasgeier dazu angehalten den Saal zu verlassen, damit die Leute ausgelassen feiern können. Sie könnte sich amüsieren, tanzen und trinken. Lena ist keine Partyqueen, zumindest nicht in Anwesenheit dieser Sorte geladener Gäste.

Zudem wird Jack angefressen sein. Von ihm sollte sie sich zumindest offiziell verabschieden. Die Versuchung klammheimlich zu verschwinden, ohne aufwiedersehen zusagen ist groß, aber ihre Manieren halten sie davon ab.

Sie irrt ein wenig herum, es wäre seltsam, wenn sie den Weg zurück durch den Vorhang über die Bühne nehmen würde. Es muss einen zweiten Ausgang geben. Sieht so aus, als wäre sie in einem Konferenzraum gelandet.

„Lena!"

Als sie hört, wie Supergirl ihren Namen ruft, wird sie damit völlig überrumpelt. Ihr Herz schlägt schneller, während sie sich nach der vertrauten Stimme umdreht. Doch dort steht Kara in ihrem bezaubernden Kleid und Lena fragt sich, wie sie nur so blind UND taub sein konnte. Und sie schallt sich dafür selbst, dass sie es immer noch nicht realisiert hat. Das vorhin war auch Kara. Kara war es, die ihr diesen Kuss gegeben hat, der ihr die Röte ins Gesicht trieb.

„Kara, was machst du hier?", dass einzige, was ihr einfällt.

„Oh, ich war auf der Suche, nach ... Essen. Ich hab vorhin zu viel von dem Tablett genommen, bis es leer war. Du weißt schon, diese kleinen gefüllten Teigtaschen und ähhm. Ich wollte nicht unhöflich sein und es zurück in die Küche bringen. Auffüllen lassen. Dabei hab ich mich verlaufen und ... hier bin ich gelandet."

Arme Kara, kein Wunder dass Lena, ohne mit der Wimper zu zucken in diese Freundschaft eingetaucht ist und so heftig dafür brennt. Kara ist so bezaubernd, wenn sie so verunsichert und stammelnd vor ihr steht. Ganz zu schweigen von dieser absurden Geschichte, die sie sich ausgedacht hat. All die Male als Lena darüber gelacht hat, hat sie in Wahrheit die Welt gerettet. Sie muss sich hier in diesem Bereich umgezogen haben, geht es Lena durch den Kopf. Dass sie unter diesem Kleid ihren Anzug nicht trägt, ist glasklar.

„Ist alles okay, Lena? Du schaust mich so eigenartig an. Hab ich irgendetwas im Gesicht? Auf meinem Kleid?"

„Nein, Kara. Du siehst wunderschön aus, das ist alles. Diese Gedanken hatte ich wahrlich von dem Moment an, als ich dich darin gesehen habe. Ich hätte es dir sofort sagen sollen. Ich meine es ernst. Dein Kleid ist wie für dich gemacht. Du siehst absolut atemberaubend aus."

Kara ist sichtlich überrascht. Ihr Mund öffnet sich ein paar Mal und schließt sich wieder, zudem errötet sie heftig.

„Danke," verlegen spielt sie mit der Schleife an ihrem Kleid und Lena fühlt ihren Blick daran gefesselt.

„Ähm. Hab ich was auf der Party verpasst? Ich war eine Weile weg,"

„Allerdings."

„Ja?" Kara blickt ihr neugierig in die Augen und Lena fragt sich, wie viel sie ihr von dem, was sie eh schon weiß, verraten soll.

„Ein Date mit Supergirl wurde versteigert. Der Erlös wird unter Einrichtungen die Hilfe nötig haben aufgeteilt."

„Wow. Das klingt aufregend. Wer hat das Date bekommen? Jemand den ich kenne?"

Lena schaut ihr lange in die Augen. Schau nicht an, diese süße kleine Reporterin, fischt nach Informationen. Erschreckenderweise findet sie gefallen an einem kleinen Spiel.

„Ja. Aber du wirst nicht darauf kommen. Du kannst gerne raten," antwortet sie cool.

Kara runzelt die Stirn.

„Winston Baker?"

„Völlig daneben."

„Snapper Carr?"

„Ich bitte dich. Überlege ernsthaft."

„Hmm, vielleicht Jack Spheer?"

„Heiß, aber falsch."

Kara tut so, als würde sie weiter überlegen und Lena gibt ihr einen Hinweis.

„Jack's Angebot wurde mit der doppelten Summe überboten."

„Du warst es," feuert Kara heraus und Lena blinzelt ein paar Mal.

„Bingo," sagt sie und atmet lange aus. Mit einem Mal weiß sie nicht, wohin das Gespräch nun führen wird.

„Wieso hast du es getan?", fragt Kara nach einer Weile.

Lena lacht bitter auf. Sie weiß es ist wie eine Berg- und Talfahrt. In einem Moment möchte sie Kara küssen, im nächsten Augenblick will sie ihre Faust gegen ihren stählernen Körper schlagen. Sie entscheidet sich für die Wahrheit, alles andere macht ohnehin keinen Sinn mehr.

„Was jeder denkt? Das ich es getan, weil ich eine Luthor bin und meine Macht damit demonstrieren möchte. Das ich mir die Freundschaft von Supergirl erkaufe und sie unter meinem wachsamen Auge behalten werde. Als könnte ich Supergirl kontrollieren. Nicht ein Einziger kommt zu der Auffassung, dass ich es aus einem simplen Grund heraus getan habe. Das ich mir ein Abendessen mit Supergirl wünsche. Du willst die Wahrheit wissen? Der Gedanke daran, dass Supergirl mit jemand anderen als mit mir auf ein Date ausgeht, macht mich rasend vor Eifersucht."

Kara starrt sie an und schluckt schwer. Die Antwort hat sich völlig aus der Fassung gebracht. Lena hat sie damit möglicherweise gebrochen. Doch sie wollte es so. Fordere niemals etwas heraus, mit dessen Verlauf du nicht umgehen kannst.

„Lena, da ist etwas, über das ich mit dir sprechen möchte. Ehrlich gesagt, denke ich schon einige Zeit darüber nach, wie ich es dir am besten erzählen könnte."

Ihr Puls beschleunigt sich. Sie wird doch nicht. Hier? Jetzt? „Natürlich, Kara. Du kannst mit mir über alles reden. Ich hoffe, das weißt du."

Irgendwo wird eine Türe brutal aufgeschlagen und mehre Stühle scheinen umzufallen. Lena zuckt erschrocken zusammen. Kara stellt sich in sekundenschnelle beschützend vor sie, egal von welcher Gefahr sie ausgehen mag, sie wird Lena nichts geschehen lassen.

Lena horcht. Jemand flucht und definitiv Schritte, die näher kommen.

„Du bleibst hinter mir," gibt Kara Anweisung, als hätte sie vergessen, dass sie ihren Anzug nicht trägt. Lena will dagegen sprechen, sie ist grundsätzlich nie hilflos, doch unter dem strengen Blick, den sie erhält, weicht sie automatisch ein paar Meter zurück in eine Nische und nickt.

„Oh Junge, du bist so heiß, drück mich gegen die Wand, Schätzchen."

Lena hört wohliges stöhnen und ist das Cat Grants Stimme?

„Alles was du willst Baby, ich mach dich glücklich. Du wirst dich gleich so gut fühlen."

Und ist das Jack Speers Stimme? Ach du Scheiße!

Kara die ein paar Meter vor ihr steht, scheint ebenfalls zu realisieren, was hier vor sich geht. Sichtlich geschockt, versucht sie einen unentdeckten Abgang zu machen und läuft dabei gegen einen Stuhl. Sie hält diesen unmittelbar fest, um keine weiteren Geräusche zu verursachen. In der Schnelligkeit ihrer Bewegung stößt sie dabei gegen ein Flipchart, das von einem Stuhlkreis umringt wird. Die Eisenstange kippt um, schlägt erst gegen den Stuhl und dann mit einem lauten Knall gegen das harte Parkett. Einzelne Blätter segeln durch die Gegend und der Krawall ist laut genug um die beiden Turteltauben von ihrem eifrigen Liebesspiel aufhorchen zu lassen.

Lena kann Cat's bohrenden Blick über die Entfernung zum Ende des Raumes ausmachen, wo sie sich versteckt. Neben ihr ist eine weitere Türe, die Flucht ist so nah.

„Kara Danvers, ich schwöre Ihnen. Wenn sie ihren Job behalten möchten, machen sie die Fliege," es klingt trotz der harschen Worte gefasst. Keinesfalls peinlich berührt darüber, mit halb offener Bluse ertappt worden zu sein.

„Bin weg. Ich habe nichts gesehen. Ich bin blind," erwidert Kara und hält sich entsetzt die Hand vor Augen. Sie läuft blindlings rückwärts, was sie abermals gegen einen Stuhl stolpern lässt. Sie murmelt und es klingt wie kleine Flüche, während sie sich ihren Weg weiter nach hinten bahnt.

Cat wendet sich dessen ungeachtet ihrem Lover des Abends zu und gibt dabei Laute von sich, die mit Hirschen in der Brunft vergleichbar sind.

Kara ist nun fast bei ihr angekommen und Lena's kann Kara murmeln hören. Wie ein Mantra wiederholend: „Oh Rao, ich bin blind, ich bin taub."

Lena legt ihre Hände um ihren Körper und flüstert in ihr Ohr.

„Ich hab dich, keine Sorge," und Lena zieht sie mit sich.

let me 'date' youWhere stories live. Discover now