Geheimnis

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Unfassbar starrt Lena in das vertraute Gesicht. Die Tatsache breitet sich in ihrem Verstand aus. Langsam, langsam erkennt sie die Ähnlichkeit und begreift. Es lässt sie fragen; wie konnte sie sich von einer Brille und einem Pferdeschwanz blenden lassen? Offensichtlich ist sie nicht das Genie, von dem sie immer geglaubt hat, sie wäre es. Ihre Gefühle haben ohne jeden Zweifel ihren Verstand vernebelt. Sie fühlt sich wie eine Idiotin. Diese Frau hat sie zu einer gemacht.

Doch wie hätte sie jemals diese zwei völlig unterschiedlichen Personen in ihrem Kopf  zusammen bringen können? Und das führt sie zu noch ganz anderen Problemen.

Doch das Ausmaß und die Konsequenzen galt es erstmal auszuschalten. Kara stöhnt und quält sich, ihr Zustand wird eindeutig von etwas hervorgerufen und natürlich..., es sind die Partikel aus dem Gerät, dass sie für Supergirl ausgelegt hat, auf welche diese reagiert.

Lena befreit sich aus der Hand, die nach ihr tastet und ignoriert das Kara weiterhin ihren Namen ruft. Sie eilt auf die Terrasse und zieht das Gerät aus der Kübelpflanze hervor. Ein kleiner Luftbestäuber mit der Essenz aus ihrer Forschung an Kryptonit. Achtlos wirft sie es über die Balkonbrüstung und lässt es fallen. Sie beobachtet nicht, wie ihr Werk den Boden hinab segelt. Hauptsache das Teil ist weg. Es war nicht ihre beste Erfindung, dennoch hat sie funktioniert. Ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden eilt sie zurück zu Kara.

Dort lässt sie sich auf der Bettkante nieder und beugt sich etwas vor. „Kara, dir wird es gleich besser gehen. Alles ist gut, es ist überstanden." Wie lange wird es dauern, bis diese zu sich kommt? Sie studiert Kara's Gesicht und ihr Magen krampft sich zusammen. An der Stirn der Blonden hat sich eine kleine Falte zwischen ihren Augenbrauen gebildet. Es ist dieselbe Stelle, welche sie bei Supergirl ebenfalls entdeckt hat, wann immer diese sich sorgt. Anscheinend wollte Lena nicht erkennen. Sie blickt auf die einladenden vollen Lippen und auf die halb geöffnete Bluse. Kara ist Supergirl, sagt sie sich nochmals. Und neben dem Schock fühlt sie sich verletzt. Kara mag gute Gründe haben ihre Identität geheim zu halten. Lena kann verstehen, das eine Luthor sicher nicht zum Kreis der Insider gehört, dennoch kann sie nichts dagegen tun, dass es weh tut angelogen zu werden. Lena ist nicht irgendjemand! Sie kam Supergirl nahe. Kara kam ihr nahe.

Sie wird später das Geschehene verarbeiten. Jetzt gilt es zu überlegen, was sie mit dieser Entdeckung und dem Wissen daraus anstellen wird. Lena blickt in das bildschöne Gesicht und trifft eine Entscheidung. Doch bevor sie dies tut, erlaubt sie sich, wonach sie brennt und stiehlt sich, wonach sie sich sehnt. Etwas, das sie tief in ihrem Herzen in Erinnerung behalten kann, ehe die Dinge zwischen ihnen von nun an anders liegen werden.

Sanft drückt sie ihre Lippen auf die weichen der Blonden. Sie verweilt einen Augenblick, ehe sie den Druck verstärkt und ihren Mund dabei ein wenig öffnet. Sie lässt all ihre Gefühle in diesen Druck und versinkt darin. Beinahe hat sie den Eindruck, als bewegten sich die himmlischen Lippen unter ihren eigenen, was nicht sein kann. Mehr gestattet sie sich nicht und langsam löst sie sich wieder. Mit ihrem Finger streift sie sachte den Lippenstift fort, den sie dort hinterlassen hat und verwischt damit ihre Spuren. Behutsam knöpft sie die geöffnete Bluse zu. Verschließt einen Knopf nach dem anderen und während sie das tut, verschließt sie damit soviel mehr. Die letzten zwei Knöpfe sind abgefallen, als sie diese hastig geöffnet hat, aber der Anzug mit dem unverkennbaren 'S' auf der Brust bleibt dennoch im verborgenen. Lena richtet sich auf, blinzelt nicht geweinte Tränen weg, während sie sich sammelt. Mit zusammengepressten Lippen wartet sie darauf, dass Kara Danvers zu sich kommt.

Diese tut es mit einem Lächeln, dass sich auf ihrem Gesicht abzeichnet, sobald sie die Augen öffnet. „Lena, du bist hier." Lena schluckt schwer, in ihren Augen liegt so viel Wärme. Ein Blick, der etwas tief in ihrem Inneren erreicht und nahezu alles vergessen lässt, was geschehen war. Nur schmerzlich vorstellbar, dass diese Frau sie Monate lang angelogen hat und ihr eine tollpatschige, schüchterne Reporterin vorgegaukelt hat, die ein Marmeladenglas nicht ohne Hilfe öffnen kann. Lena wendet sich ab.

let me 'date' youWhere stories live. Discover now