6. Kapitel

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Zwei Senkrechtstarter und ein Hubschrauber hoben vom Dach des xelarischen Hauptquartiers ab. Bei diesigem Wetter flogen sie über das Meer, welches starken Wellengang aufwies. Laut der Auskunft des Piloten erreichten die Fluggeräte in maximal 20 Minuten ihr Ziel. Verbesserungen am Antrieb, in Form von Xelari-Technologie, machten das möglich. Taya, die wie alle anderen eine Kampfrüstung trug, blickte sich in der Kabine um. Sie umklammerte angespannt den abgerundeten Griff des Xelari-Sturmgewehrs, das ansonsten kantig gestaltet war. Ein seltsamer Mix aus Angst, innerer Leere und Hoffnung, ihrem ehemaligen Chef zu helfen, erfüllte sie. Mit ihr zusammen befanden sich Steffi, Shawn, Richard, Cassandra, Julian, Kartmann und Gabriele an Bord. Die Ärztin hatte eine zusammenklappbare Liege an ihrem Erste-Hilfe-Rucksack befestigt. Der Psychiater hockte zitternd auf seinem Platz.

„Ich mache mir Sorgen um ihn", flüsterte Taya, drückte Julians Hand und blickte zu Kartmann.

„Das kann ich ihm nicht verdenken. Ich hoffe, dass sein Herz die ganze Aufregung aushält. Du hast mir ja erzählt, dass er Herzprobleme hat", Julian erwiderte den Händedruck seiner Partnerin, „Sollen wir mit ihm reden?"

„Meinst du?", fragte Taya schüchtern.

„Anbieten können wir es ihm", warf ihr Lebensgefährte ein, „ich weiß, er ist dein ehemaliger Chef und hat dich in der Klinik Scheiße behandelt. Aber er ist in diesem Augenblick einfach nur ein Mann, der Angst um seine Familie hat."

Zögerlich nickte Taya. Daraufhin standen sie und Julian auf und klinkten ihre Gewehre in die Halterungen an der Wand ein. Aufgrund ihrer Nervosität, trotz der guten Klimatisierung, schwitzte sie.

„Dürfen wir uns neben Sie setzen?", fragte sie unsicher und empfand die Situation als skurril, „Wir wollen für Sie da sein."

Zögerlich nickte Kartmann: „Ist in Ordnung."

,So habe ich ihn noch nie erlebt. Bisher hat er immer versucht, souverän zu wirken', der Anblick des Psychiaters erschütterte Taya.

„Wir werden Ihre Liebsten lebendig auffinden. Geben Sie die Hoffnung nicht auf", startete Julian und wirkte dabei unbeholfen.

Kartmann blickte mit glasigen Augen auf und seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern: „Ich hoffe, Sie haben damit recht. Der Verlust meiner Frau ist ein schwerer Schlag für mich gewesen. Wenn ich auch nur eines meiner beiden Kinder verlieren würde, würde es mir das Herz brechen und mich zerstören. Ich habe mitbekommen, dass ich von Ihnen und den anderen als narzisstischer, schwieriger Mensch angesehen werde. Aber ich habe vor vielen Jahren teuer dafür bezahlen müssen, dass ich andere von meiner Meinung nicht überzeugen ... nicht die Kontrolle hatte ..."

Tränen schossen aus den Augen des Psychiaters, dessen Hände anfingen zu zittern. Taya blickte ihn mitfühlend an. Trotz seiner bisher oft schwierigen Persönlichkeit verspürte sie ihm gegenüber keine Ablehnung.

„Was ist passiert?", fragte sie sanft, „Wenn es für Sie in Ordnung ist, das zu erzählen."

„Ja", in Kartmanns Stimme schwang keine Arroganz mit und sein Blick wirkte leer, „Eure liebevolle Beziehung erinnert mich an meine Ehe mit Yvonne. Wir waren trotz vieler Jahre noch genauso wie am Anfang ineinander verliebt. Ich erinnere mich noch heute daran, wie sich ihre Küsse und wundervollen Berührungen angefühlt haben. Sie ist mein Ruhepol gewesen, wenn ich nach anstrengenden Schichten nach Hause gekommen bin. Neben ihrer Liebe hat sie mir noch andere wunderbare Geschenke gemacht, nämlich meine beiden Kinder. Dann kam der verdammte Krebs, Darmkrebs. Krebs ist so ein Arschloch. Die erste Chemotherapie sei laut den behandelnden Ärzten gut verlaufen. Yvonne und ich dachten, dass sie es überstanden hätte. Nach sechs Monaten stellten die Ärzte eine Verschlechterung fest. Der Vergleich alter und neuer MRT-Aufnahmen hat gezeigt, dass der damalige Arzt noch vorhandene und gut sichtbare Krebsherde übersehen hatte. Der Vollidiot hat sich die Bilder nicht richtig angeschaut und der Krebs hat sich im Körper meiner Frau ausgebreitet."

War Zone Earth II: Brennende Erde (Leseprobe)Where stories live. Discover now