3. Kapitel

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Taya fuhr zusammen mit Julian, Shawn und Steffi in einem der beiden gepanzerten und bewaffneten Humvees, die wie der Lkw einen Hybridantrieb besaßen. Alle Fahrzeuge nutzten ihre elektrischen Antriebe. Die Klimaanlage kühlte den anthrazitfarbenen Innenraum angenehm herunter. Sie spürte den weichen Lederbezug unter sich und starrte aus dem schwarz getönten Fenster. Ihr Gewehr hatte sie sich zwischen ihre Knie geklemmt. Vor zwei Minuten hatten sie den Vorhof durch ein gesichertes Tor verlassen. Sie fuhren auf der überdachten, zweispurigen Straße über das Meer zum Festland. Links und rechts liegende Scheiben schützten die Fahrzeuge vor dem Wasser. Nach 200 Metern passierte der dreiteilige Konvoi ein zweites Tor und rollte auf festen Boden. Direkt neben der Brücke erspähte sie den Abschnitt, in dem sich das idyllische Strandcafé befand. Stabile Zäune sicherten diesen.

Taya blickte verträumt dorthin: ,Justin und Jenara haben beschlossen einen längeren Strandabschnitt für Ausflüge zu sichern, um Lagerkoller vorzubeugen. Dabei müssen alle bewaffnet sein.'

„Sollen wir uns für den nächsten Strandspaziergang anmelden?", fragte Taya mit Sehnsucht in der Stimme Julian.

„Ich habe da auch drüber nachgedacht. Das wäre schön", antwortete ihr Sitznachbar mit angespannt.

Taya spürte umso mehr Angst, je weiter sie sich von der gesicherten Zone wegbewegten. Als sie die ersten verunfallten Fahrzeuge erblickte, schlug ihr Herz schneller und sie verkrampfte. Sie drückte Julians Hand, der daraufhin mit den Seinigen ihre umfasste.

Wir nähern uns dem Zielort", erklang Richards helle Stimme über den Funk in ihrem Helm, „Die beiden Begleitfahrzeuge kontrollieren erst die Lage, bevor der Lkw heranfährt. Überprüft per Sichtkontakt vor dem Schießen, ob es sich bei den Zielen um NLNC–Menschen oder Überlebende handelt. Meldet sämtliche Auffälligkeiten und passt gegenseitig auf euch auf!"

Der vor ihr sitzende Shawn war ernst und fokussiert, statt alberne Sprüche zu reißen. Ihr war bei dem Anblick der Welt auch nicht danach. Auf den Straßen parkten teilweise ausgebrannte Fahrzeuge. Schilder wiesen auf die Sicherheitszone bei den Lagerhäusern hin, auf denen jemand in roter Farbe die Worte „nicht sicher" gesprüht hatte. Die Häuser, viele mit traditionellen Strohdächern bedeckt waren, waren geplündert. Flammen hatten ein Wohnhaus verschlungen und davon nur noch ein Gerippe übrig gelassen. Tayas Konvoi schlängelte sich weiter vor, wobei dieser im Weg stehenden Autos ausweichen musste. Der sperrigere Lkw schob mithilfe einer großen Schaufel vorne kleinere Fahrzeuge einfach weg. Ihr kam dessen Motor stärker als bei handelsüblichen Lkws vor. Sie frage sich, ob die Xelari ein Upgrade eingebaut hatten.

Trotz der angenehmen Kühle fing sie an zu schwitzen. Julian schien ihre hohe Anspannung zu bemerken, da er sie anblickte und erneut ihre Hand drückte. Auch wenn sie dies jetzt gerne genossen und abgeschaltet hätte, so musste sie aufmerksam auf die Umgebung achten.

,Die alten Zeiten, in denen man sich mit Gesprächen oder dem Smartphone ablenken konnte, sind vorbei', Wehmut stieg in Taya bei diesen Gedanken auf, ,jetzt müssen wir wachsam sein oder wir sterben.'

Der Konvoi fuhr durch ein verlassenes Dorf und bog links ab. Der Außenbereich der Sicherheitszone mit Wällen aus Sandsäcken und Stacheldraht kam in Sicht. Schilder wiesen auf die Verhaltensregeln hin und drohten bei Nichtbefolgung mit Gewalteinsatz zum Schutz der allgemeinen Sicherheit. Einige Meter hinter den Wällen waren hastig Zäune hochgezogen worden, von denen ein Drittel in Richtung Zentrum der Zone umgekippt waren. Leichen mit Schusswunden, deren Blut getrocknet war, lagen auf dem Boden. Zwei der Begrenzungen waren nach außen umgefallen. In der Nähe drückte sich ein ausgebranntes Auto an einem Baum. Taya konnte bei den beiden komplett verbrannten tote Körper im Wagen nicht sagen, ob es sich bei diesen um Frauen oder Männer handelte. Sie wandte entsetzt ihren Blick ab, fokussierte stattdessen Julians sanfte Augen.

War Zone Earth II: Brennende Erde (Leseprobe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt