Schlacht von Saragarhi

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12. September 1897, Britisch-Indien. Was heute Pakistan ist und an Afghanistan grenzt, war damals sehr unkontrolliertes und unruhiges Gebiet. Besonders, da es sich bei der Grenze zwischen Britisch-Indien und Afghanistan befand. Aufgrund dessen kam es immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen und die Briten errichteten eine Reihe von Forts an der Grenze, um diese abzusichern.

Zwei dieser Forts waren Fort Gulistan und Fort Lockhart. Sie waren nur einige Meilen voneinander entfernt, aber aufgrund eines kleinen Berges dazwischen, konnte man nicht zum jeweils anderen Fort sehen. Saragarhi war ein kleines Dorf, dass sich zwischen den beiden Forts befand. Bei diesem Dorf, auf dem Berg, der die Sicht verdeckte, wurde ein kleiner Posten errichtet. Dieser war dafür da, die Kommunikation zwischen den beiden Forts sicherzustellen. Dafür wurden Heliographen verwendet, die mit Spiegeln das Sonnenlicht reflektierten und so Signale übermittelten. Der Posten bestand aus einer äusseren und einer inneren Mauer, sowie einer Hütte, auf der sich ein kleiner Turm befand, von dem aus kommuniziert wurde.

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(https://commons.m.wikimedia.org/wiki/File:Battle_of_Saragarhi.png#mw-jump-to-license)

In den beiden Forts befanden sich jeweils ca. 500 Mann, im Posten in Saragarhi war nur eine kleine Truppe postiert. Anfangs September 1897 kam es zu mehreren Angriffen auf die Forts durch mehrere Stämme der Paschtunen. Fort Gulistan wurde zweimal angegriffen, konnte aber beide Male von Fort Lockhart verstärkt werden, nachdem sie über Saragarhi über die Angriffe informiert wurden. Da ein grösserer Konflikt warscheinlich wurde, wurde Verstärkung angefordert.

Am 12. September befanden sich 21 Sikh-Krieger der Britisch-Indischen Armee beim Posten von Saragarhi. Die Sikh-Religion, auch Sikhismus genannt, entstand im 15. Jahrhundert. Sikh sind sehr stolze Krieger und ähnlich wie Gurkhas, absolute Badasse. Die Briten rekrutierten sehr viele Sikh für ihr Militär und diese erfüllten ihre Pflicht immer mit bedingungsloser Treue. Die 21 Sikh, die den Posten besetzten, entdeckten am frühen Morgen afghanische Truppen, die erneut aufgetaucht waren. Doch diesmal war keines der beiden Forts ihr Ziel, sondern der Signalposten von Saragarhi selbst. Sie wollten die Kommunikation zwischen den beiden Forts abscheiden, bevor sie sich um die Forts selbst kümmerten.

(Sikh-Soldaten der Zeitperiode)

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(Sikh-Soldaten der Zeitperiode)

Als die Afghanen anrückten, wurde den 21 Sikh bewusst, dass sie keine Aussichten auf einen Sieg hatten. Ihnen standen mindestens 10'000 Feinde gegenüber. Sie informierten Fort Lockhart über die Situation, die sie im Gegenzug darüber informierten, dass sie ihnen keine Verstärkung senden konnten. Sie waren zu schwach besetzt und die Verstärkungen waren noch nicht eingetroffen. Die Sikh besprachen sich und beschlossen einstimmig, sich weder zurückzuziehen, noch sich zu ergeben. Sie würden den Posten bis zum letzten Mann verteidigen, um den Verstärkungen genug Zeit zu geben, die Forts zu erreichen. Unter dem Kommando von Ishar Singh bereiteten sie sich auf den unvermeidlichen Kampf vor, der ihnen mit grösster Wahrscheinlichkeit den Tod bringen würde.

Die afghanischen Truppen gingen um ca. 09:00 Uhr zum Angriff über und stürmten bergauf auf den Posten zu. Aufgrund dem Gelände konnten sie ihre massive Überzahl allerdings nicht ausnutzen, was die Verteidigung erleichterte. Die Sikh, die auf der äusseren Mauer des Postens ihre Verteidigungspositionen eingenommen hatten, eröffneten das Feuer. Der Beschuss erwies sich als sehr effektiv und der erste Angriff brach zusammen.

Die Afghanen starteten einen zweiten Angriff, der erneut unter Beschuss geriet. Diesmal erreichten sie die Mauer und versuchten, diese zu erklimmen. Es kam zum blutigen Handgemenge, bei dem Bhagwan Singh, der erste Verteidiger, fiel und ein weiterer schwer verwundet wurde. Trotzdem wehrten sie auch diesen Angriff wieder erfolgreich ab. Tote und Verwundete wurden ins Innere des Postens gebracht.

Um 14:00 Uhr war die Hälfte der Verteidiger gefallen und dem Rest ging die Munition aus, aber sie hielten die Stellung immer noch. Die afghanischen Anführer, von der hartnäckigen Verteidigung überrascht, riefen ihnen nun zu, dass sie verschont, ja sogar belohnt werden würden, wenn sie sich ergeben würden. Sie würden Reichtümer und wichtige Positionen erhalten, wenn sie die Waffen niederlegen. Die Verteidiger weigerten sich, auf diese Angebote einzugehen. Sie würden weiterkämpfen.

Die Afghanen zündeten nun das Gestrüpp um den Posten herum an. Dies sorgte für reichlich Rauchentwicklung, was den Verteidigern erschwerte, die Angreifer auszumachen. Da erhielten sie eine Nachricht von Fort Lockhart. Von einer Stelle, die sie nicht sehen konnten, versuchten mehrere Afghanen, die Mauer zu erklettern. Ishar Singh musste mit einigen anderen Verteidigern diese Angreifer zurückschlagen, während die restlichen Afghanen einen weiteren Angriff auf die Mauer starteten.

Diesen Angriff konnten sie nur temporär aufhalten und die äussere Mauer wurde von den Angreifern gestürmt. Die Sikh mussten sich in die innere Mauer zurückziehen. Allerdings müssten sie sich dabei während dem Handgemenge vom Feind lösen und wären dementsprechend verwundbar. Ishar Singh befahl seinen Männern den Rückzug und stürzte sich alleine auf die Meute. Sein Opfer verschaffte den anderen Sikh genug Zeit, um sich hinter die innere Mauer zurückzuziehen. Allerdings waren sie von den vorherigen Verlusten so geschwächt, dass sie diese Stellung nicht lange halten konnten und die innere Mauer wurde ebenfalls gestürmt, wobei die restlichen Verteidiger den Tod fanden.

Gurmukh Singh war der letzte Überlebende, der während der Schlacht per Heliograph mit Fort Lockhart kommuniziert hatte. Er sendete seine letzte Nachricht. Er bat um die Erlaubnis, seine Waffe nehmen zu dürfen. Er erhielt die Erlaubnis, packte den Heliographen zusammen und eröffnete dann das Feuer auf die Afghanen. Er verteidigte die Hütte und tötete dabei 20 bis 40 Angreifer, bevor es diesen zu viel wurde und sie die Hütte in Brand steckten. Während er starb rief er den Sikh-Schlachtruf: "Bole So Nihal, Sat Sri Akal!", was übersetzt mehr oder weniger bedeutet: 'Rufe laut in Ekstase! Wahr ist der große Zeitlose!'


Nachdem sie den Posten zerstört hatten, wandten die Afghanen sich Fort Gulistan zu. Aber die 21 Sikh hatten sie so lange aufgehalten, dass das Fort erfolgreich verstärkt worden war. Als britische Streitkräfte den Posten bei Saragarhi zurückeroberten, fanden sie die Leichen der 21 Verteidiger und diejenigen, von 600 Angreifern. Die Sikh hatten das beinahe dreissigfache an Angreifern getötet.

Alle 21 Sikh wurden mit dem Indian Order of Merit ausgezeichnet, die höchste Auszeichnung, die von der britischen Armee an indische Soldaten verliehen wurde. Es gibt keine andere Schlacht in der britischen Geschichte, in der alle beteiligten Soldaten mit dem höchsten verfügbaren Orden ausgezeichnet wurden.



Die Schlacht von Saragarhi ging als eines der grössten letzten Gefechte in die Geschichte ein und für Sikh-Regimenter in der indischen Armee ist der 12. September bis heute eine Gedenkfeier.



12.09.21

Ich bin momentan nicht sehr fit. Zum Glück habe ich das Kapitel um einiges voraus geschrieben.
Ich habe gerade die erste Staffel von 'The Owl House' auf Disney+ gesehen und bin jetzt dezent damit besessen. Tolle Serie, ich empfehle sie.

Ausserdem, nur um das klar zu machen. Ich habe dieses Kapitel nicht geschrieben, weil Afghanistan gerade aktuell ist. Das Kapitel war schon lange vorher geplant.

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