Kapitel 8 - Der Fluch schlägt zurück

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Sie beschlossen, durch den Park zurück zu Jaspers Wohnung zu gehen. Es war ein schöner Tag. Die Sonne schien und es war warm genug, um die Wohnung ohne Jacke zu verlassen. Nicht, dass Aristes jemals einen getragen hätte. Das heutige T-Shirt der Wahl war weiß mit einer kleinen Brusttasche, auf der neben dem Symbol einer kleinen Mehrweg-Kaffeetasse die Aufschrift ›Given enough coffee, I could rule the world‹ stand. Jasper musste lachen, als er den Aufdruck sah.

»Was?«, wollte Aristes wissen und Jasper schüttelte den Kopf.

»Deine Kleiderwahl«, begann er. »Sie ist nicht wirklich... Du weißt schon...«

»Sag mir nicht, du würdest es ehrlich bevorzugen, wenn ich wie Hargamon aussehe.«

»Oh Gott, nein, ich schätze ich bin einfach voreingenommen. Ich habe mir Dämonen in menschlicher Gestalt immer weniger leger vorgestellt.« Aristes schnaubte amüsiert.

»Du meinst du hast Leder oder Anzüge erwartet?« Jasper hob zustimmend die Augenbrauen.

»Mhm. Aber ich denke, was du trägst, ist bequemer.«

»Wir verstehen uns«, grinste Aristes. »Außerdem, weißt du wie teuer Kleidung sein kann? Vor allem, wenn du sie regelmäßig mit deinen Flügeln zerreißt oder ein Dämon dich mit Höllenfeuer angreift. Anzüge passen nicht wirklich zu meinem Lebensstil. Ein T-Shirt hingegen ist billig, bequem und ich kann Löcher für meine Flügel hineinschneiden, von daher... «, erklärte Aristes und drehte sich leicht um, um die beiden Schlitze auf seinem Rücken zu zeigen. Sie waren groß genug, um ein Paar Flügel hindurch zu quetschen. Die Schlitze selbst wurden durch Klettverschlüsse zusammengehalten.

»Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht. Was machst du übrigens mit deinen Flügeln? Ich weiß, du hast welche. Warum kann ich sie nicht immer sehen?«, wollte Jasper wissen.

»Sie sind Teil meiner natürlichen Form, das heißt, sie existieren in der menschlichen Welt nicht wirklich. Ich kann sie bei Bedarf herbeirufen, aber ansonsten haben sie wenig bis gar keine Substanz.«

»Wie kommt es dann, dass ich ständig Feder in meiner Wohnung verstreut finde?«, wollte Jasper wissen und Aristes sah plötzlich etwas verlegen aus.

»Oh das. Na ja, meine Flügel neigen dazu, zu jucken, wenn ich sie zu lange nicht benutze. Sie brauchen frische Luft zum Atmen und die richtige Federpflege ist gar nicht so einfach, wenn man sie ständig verstecken soll.«

»Du meinst, du hast meine Wohnung zur Federpflege benutzt wie die Tauben auf meinem Balkon?«, neckte Jasper, was Aristes dazu brachte, vor Verlegenheit und Empörung rot zu werden.

»Wie kannst du es wagen meine Flügel mit Tauben zu vergleichen!«

»Aber liege ich falsch?«

»... Nein... «, gab Aristes widerwillig zu. »Aber wenn du meine Flügel schon mit Tieren vergleichen musst, sind sie mindestens so hübsch wie die von dem Schwan da drüben. Nur schwarz.« Jasper schaute nach rechts, wo der erwähnte Schwan aus dem See mitten im Park watschelte. Der Schwan sah sie und beschloss, näher zu kommen. Und Jasper fühlte plötzlich ein ungutes Gefühl in seinem Bauch, das normalerweise ein zutreffendes Omen für bevorstehende Ereignisse war. Von da an ging es tatsächlich nur noch bergab.

Der Schwan war nicht der einzige, der von der Wolke aus Unglück über Jasper Kopf angezogen wurde. Die halbe Vogelwelt beschloss, ihm zu folgen, wie das Entenpaar, das aus den Tiefen eines Busches auftauchte, gefolgt von einer Gans, die aussah, als könne sie es kaum erwarten, Chaos anzurichten. Hinter einem Baum tauchten drei weitere Enten auf, die nichts Gutes im Schilde führten, und ein kleiner Schwarm Tauben landete neben ihnen im Gras. Jasper sah die Vögel angeführt von dem herannahenden Schwan, der mit ausgebreiteten Flügeln auf sie zu kam und beschloss zu rennen. Und die Vögel folgten kreischend und mit schlagenden Flügeln.

between the shadow and the soulWhere stories live. Discover now