Kapitel 5 - (un)brauchbare Dämonen

1.4K 129 24
                                    

Aristes verschwand nicht absichtlich. Jasper hatte das Metallgitter über ihren Köpfen nicht gesehen, weil er ständig auf den Boden sah, damit er nicht stolpern und sich das Genick brechen würde. Er hatte auch nicht gesehen, wie sich das Metallgitter geöffnet hatte und jemand Aristes blitzschnell packte um ihn durch die Öffnung in einen anderen Flur zu ziehen. Ohne loszulassen, wurde Aristes gegen die nächste Wand gedrückt, die Füße in der Luft baumelnd.

»Was denkst du, was du da mit diesem Menschen machst?«, spuckte der Dämon, der ihn festhielt.

»Oh, hallo Hargamon. Schön dich zu sehen«, krächzte Aristes. Dämonen mussten nicht unbedingt atmen, aber es war schön, die Option zu haben. Vor allem, wenn sie ihre Stimmbänder voll ausschöpfen wollten. »Wir machen eigentlich gar nichts. Zeig ihm nur die Unterwelt. Eine Art Sightseeing-Tour.« Hargamon beobachtete ihn mit leuchtenden Augen, aber Aristes schaffte es, sich unter dem einschüchternden Blick nicht zu winden. Er zweifelte nicht daran, dass Hargamon ihm gefährlich werden konnte, aber wenn all die Jahre, die er mit Dämonen zusammen lebte ihn eines gelehrt hatten, dann war es, seine Schwächen und wie viel Angst er tatsächlich hatte, zu verbergen.

»Ich hätte nicht gedacht, dass du so dumm bist.«

»Und ich habe gedacht, dass mich besser kennst. Nach allem, was wir zusammen durchgemacht haben«, seufzte Aristes dramatisch, als Hargamon die Waffe seiner Wahl manifestierte. Der Speer sah scharf genug aus, um Papier zu durchschneiden, geschweige denn seinen Schädel und brachte Aristes sofort zum Schweigen. Hargamon deutete damit auf seine Brust, die Stelle, an der sein schwarzes Herzchen gerade so schnell schlug, dass ihm schwindelig wurde.

»Du bist eine Verschwendung als Dämon. Muss ich dich daran erinnern, was passiert ist, als du das letzte Mal versucht hast, den Helden zu spielen?«, knurrte Hargamon, entblößte seine scharfen Zähne und ernüchterte Aristes, als hätte er gerade eine Ohrfeige verpasst bekommen. »Ich werde nicht zulassen, dass du diese Seele rettest. Genauso wie ich dafür gesorgt habe, dass du damals in Europa niemanden retten konntest. Entweder wirst du dich von diesem Menschen fernhalten, damit der Fluch seine Aufgabe ohne weitere Einmischung erfüllen kann. Oder du bringst ihn selbst um und bringst mir seine Seele.«

»Sonst was?«, würgte Aristes hervor. Hargamons Klauen klammerte sich immer noch unnachgiebig um seine Kehle.

»Oder der Papierkram, der deinen Tod betrifft wird deine geringste Sorge sein. Gut möglich, dass der sogar bereits erledigt ist«, lächelte der Dämon kalt. Aristes hätte beinahe gelacht.

»Das ist wirklich schmeichelhaft, aber ich kann nicht. Jasper töten, meine ich. Ich habe mit ihm einen Vertrag geschlossen.«

»Nein, hast du nicht«, spuckte Hargamon aus und Aristes verzog das Gesicht.

»Ähm, doch, das habe ich. Überprüf den Papierkram.« Dass Hargamon ihn so plötzlich losließ, schockierte ihn so sehr, dass er nicht auf den Füßen landete, sondern wie eine Marionette, deren Fäden durchtrennt wurden, zu Boden fiel. Aber Aristes war das egal. Er wusste, dass er gewonnen hatte. Für jetzt zumindest.

»Ich hasse dich«, rief Hargamon und warf seinen Speer in dem Versuch, Aristes wie eine Zielscheibe auf dem Schießstand aufzuspießen. Aber Aristes war schneller, rollte aus dem Weg und stand auf. Der Speer schlug neben ihm gegen die Wand und ging sauber in den Stein. Das Wissen, dass er ihn nicht umgebracht hätte, selbst wenn er ihn aufgespießt hätte, war nur ein kleiner Trost. Es stimmte, dass Dämonen sich gegenseitig verletzen konnten. Sie konnten kämpfen und sich gegenseitig zerreißen. Aber sie konnten sich niemals gegenseitig töten. Nicht entgültig, zumindest. Es war eine Regel, die so unnachgiebig war wie die Schwerkraft selbst. Die einzigen Kreaturen, die gefährlich genug waren, um Dämonen für immer zu beseitigen, waren die Vertreter des Himmels.

between the shadow and the soulTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang