Kapitel 5 - (un)brauchbare Dämonen

Start from the beginning
                                    

»Gern geschehen«, krächzte Aristes und grinste den anderen Dämon an, dessen Augen vor Wut nur noch heller leuchteten.

»Ich werde dich und diesen erbärmlichen Menschen fertig machen.«

»Viel Glück dabei.« Hargamon schnaubte eine schwarze, nach Schwefel stinkende Rauchwolke.

»Du glaubst mir nicht.«

»Bitte. Du konntest die Seele eines Menschen nicht stehlen und er hat deinen Todesfluch überlebt. Was lässt dich glauben, dass du jemals seine Seele bekommen wirst?«, fragte Aristes spöttisch und zu seiner Überraschung fing Hargamon an zu lachen.

»Warum denkst du, ich werde es nicht tun? Du hast gerade eine menschliche Seele ganz allein in der Unterwelt gelassen. Es wäre doch schade, wenn ihr was passieren würde, während du hier mit mir plauderst, oder?«, sagte er mit einem schäbigen Lächeln, während Aristes vor Entsetzen bleich wurde. Er wusste, dass er sich nicht um diesen Menschen kümmern sollte. Aber er tat es trotzdem.

Aristes verschwendete keine Sekunde mehr. Er lief sofort zur Lüftungsschacht, wurde aber von Hargamon aufgehalten. Der Dämon breitete seine Arme aus, beschwor zwei flammende Kugeln aus Höllenfeuer in seinen Handflächen und warf sie auf Aristes. Er verfehlte um Haaresbreite, versengte den Ärmel seines T-Shirts, als Aristes auswich, bevor er Hargamons Speer aus der Wand herauszog und ihn auf seinen Besitzer warf. Der Speer drang durch Hargamons Torso und spießte ihn an die Steinmauer hinter ihm. Aufgrund der Natur des Speers (gebaut um Dämonen zu verletzen) konnte Hargamon die Waffe nicht so leicht wieder herausziehen, wie er es gerne hätte. Stattdessen breitete er seine Arme aus und beschwor das Höllenfeuer. Die Flammen kräuselten sich zu Kugeln, so groß wie Basketbälle, und blutrote Flammen flackerten ungeduldig über seine Finger. Aristes duckte sich, als Hargamon sie mit einem wütenden Schrei auf ihn warf und durch die Lüftungsöffnung in den vorherigen Gang zurück schlüpfte. Er fand den Flur leer vor.

Die Bücher und Jasper waren weg.

Aristes stöhnte, um die Sorge zu verbergen, die durch seine Brust raste.

»Wo ist dieser Mensch jetzt hin?«



In der Zwischenzeit beschloss Jasper, mit Büchern und Krücken in der Hand weiterzuziehen, in dem zaghaften Versuch, den Ausgang der Unterwelt selbst zu finden. Er war sich ziemlich sicher, dass er sich verirrt hatte, nachdem er mehrere Gänge mit offenen Türen passierte, die in dunkle Räume voller obskurer Szenen führten. Jasper kam an einem altmodisch aussehenden Wohnzimmer mit weißen Tischdecken und einem leise spielenden Grammophon vorbei. Das Lied klang leicht verstimmt und hallte eindringlich durch die leeren Flure. Es war ein instrumentales Klavierstück, das ihm seltsam vertraut vorkam und gleichzeitig seine Nackenhaare aufstehen ließ. Jasper eilte weiter, vorbei an leeren Korridoren mit dunklen Flecken an den Wänden, die Blutflecken sein konnten oder auch nicht, und flüsternde Schatten, die ihn erschreckten.

Schließlich kam er an eine Abzweigung. Ein Gang führte nach links, einer nach rechts. Beide sahen genau gleich aus. Es war wie in einem Albtraum.

»Wo ist ein Dämon, wenn man wirklich einen braucht«, murmelte Jasper und versuchte, die auf dem Steinboden geschriebenen Runen zu verstehen.

»Vielleicht kann ich ja behilflich sein?«, kreischte eine Stimme neben seinem Ohr. Jasper schrie auf und sprang zurück. Hastig sah er sich nach der Quelle der Stimme um. Er fand sie in Form eines Wasserspeiers, der kopfüber unter der Decke lauerte. Seine gelben Augen glühten in der Dunkelheit und das Flattern seiner ledrigen Flügel machte ein Geräusch, als würde jemand Plastiktüten ausschütteln, bevor sie vorsichtig auf den Rücken gefaltet wurden.

between the shadow and the soulWhere stories live. Discover now