Kapitel 3 - Ein fantastischer Tag zum sterben

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Aber zuallererst musste er nach Hause, ohne in einen weiteren Unfall verwickelt zu werden. Was selbstverständlich genau der Moment war, in dem Jasper von einem fallenden Blumentopf getroffen wurde.

Oder er wäre getroffen worden, wenn ihn nicht jemand aus dem Weg gezogen hätte. Der Blumentopf krachte neben ihm auf den Gehweg und zerbrach mit einem lauten klirren auf dem Beton. Erschrocken erstarrte Jasper, sah auf die Erde und die weißen Lilien, die zwischen den Tonscherben auf dem Boden lagen und dachte, dass dies sein Kopf hätte sein können. Dann sah er den Kerl an, der ihn am Arm gepackt hatte und lächelte erleichtert.

»Danke, Mann«, sagte er und sah in das Gesicht eines dunkelhaarigen Typen der ihn ansah, als hätte er einen Geist gesehen. Er bemerkte, dass er immer noch Jaspers Arm hielt und ließ ihn los, als ob er sich verbrannt hätte.

»Hey, alles in Ordnung?«, fragte Jasper besorgt. Der Typ zwang sich zu einem Lächeln, das zu strahlend aussah.

»Ja klar. Alles bestens.« Jasper wollte etwas sagen, wurde aber von der Frau, der der Blumentopf gehörte, unterbrochen.

»Oh mein Gott, geht es dir gut? Es tut mir so leid!«, rief sie und Jasper sah zu den Frauen auf, die durch das Fenster im zweiten Stock schauten, aus dem der Blumentopf gefallen war. Er nickte.

»Ja, alles ist gut. Er hat mich gerettet«, erwiderte Jasper, doch als er wieder nach unten schaute, war der Typ schon weg.

Huh, seltsam, dachte Jasper.



Aristes hatte es nicht mit Absicht getan, okay? Es ist ein Unfall gewesen. Er war zur falschen Zeit am falschen Ort und es ist einfach so passiert. Er hat eher nach Instinkt als nach Logik gehandelt und jetzt würde er dafür bezahlen.

Die drohende Gestalt von Hargamon, einem der unzähligen Dämonen der Hölle, blickte mit rot leuchtenden Augen hasserfüllt und angewidert auf Aristes herab. Hargamon wählte seine natürliche Form für dieses Treffen, hauptsächlich in dem Versuch seine Dominanz zu beweisen. Was lächerlich war, denn selbst in seinem Albtraum-Outfit, das aus dürren, ledrigen Gliedmaßen und bluttropfenden Reißzähnen bestand, war Aristes nicht so eingeschüchtert, wie Hargamon es sich gewünscht hätte. Nicht, weil die Situation nicht ernst war (was sie war! Hargamon war wütend und ein wütender Dämon war ein tödlicher Dämon), sondern vielmehr, weil Aristes nichts zu verlieren hatte. Und Hargamon konnte ihn nicht einfach so töten. Der Papierkram wäre furchtbar.

Was Aristes mehr beunruhigte, als die sich zusammenbrauende Gefahr, die Hargamon darstellte, war sein Ruf. Er konnte die anderen Dämonen bereits halblaut hinter seinem Rücken tratschen hören als wäre er das neueste Gespött auf der Clownversammlung die die Unterwelt darstellte. Nachrichten wie diese und Nacherzählungen von dem, was er getan hatte, verbreiteten sich in der Unterwelt schneller als ein Lauffeuer. Aristes wusste, wenn er jemanden fürchten musste, dann seine Vorgesetzten, nicht Hargamon. Er war, wie Aristes auch, nur eine Schachfigur in den kalten, mysteriösen Fingern des Herrscherhauses der Unterwelt. Leider hatte sich ausgerechnet diese Schachfigur in den Kopf gesetzt, Aristes das Leben zur Hölle zu machen. Wortspiel voll beabsichtigt.

Sie standen sich gegenüber wie zwei rivalisierende Katzen mitten in Hargamons ... Höhle. Aristes wollte es nicht Wohnung nennen, weil... nun, weil es eben eine schlecht ausgegrabene Höhle mitten in der Unterwelt war. Es gab keine Fenster, die einzige Lichtquelle waren die biolumineszenten Stalaktiten, die von der Decke hingen. Es vermittelte Aristes den Eindruck, im offenen Maul eines Monsters zu stehen, das ihn jeden Moment auffressen würde.

»So«, schnurrte Hargamon wie ein Jäger, der seine Beute in einem falschen Gefühl von Sicherheit wiegte, bevor er sie mit einem sauberen Schnitt durch die Kehle tötet. »Kannst du mir erklären, warum du den Menschen gerettet hast?« Aristes verzog das Gesicht. Das würde die Unterwelt ihm nie vergessen.

between the shadow and the soulWhere stories live. Discover now