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„Nur noch eine Stunde und dann haben wir endlich aus!", freut sich Allison neben mir und schaut verträumt aus dem Fenster.

„Kannst du eigentlich auch einen Tag ohne Kiyan?"

„Nope", gibt sie ohne Umschweife zu und wirft ihr langes braunes Haar über die Schulter zurück.

„Ich merk's", lache ich und schreibe dann schnell den Aufschrieb von der Tafel ab, bevor unser Lehrer alles wieder weg wischt. Dieser alte Griesgram hat es sich zur Aufgabe gemacht uns Schüler die schlechteste Zeit überhaupt zu bereiten. Jede Menge unangekündigte Tests, mündliche Abfragen, viel zu lernen und dafür verhältnismäßig wenig Erklärungen. Zum Glück ist Allison ein wahres Ass in der Schule und kann mir so aushelfen, wenn ich mal nicht weiter weiß.

„Scheiße", zische ich, als unser Lehrer bereits zum Schwamm greift und beginnt die Tafel zu putzen, „Alli, hast du den letzten Satz?"

„Ja, hier", rettet meine gute Freundin mich und schiebt mir ihre Notizen rüber. Für das, dass sie so eine gute Schülerin ist, hat sie eine grausliche Schrift. Ich muss jeden Buchstaben einzeln entziffern.

„Dankeschön", gebe ich ihr erleichtert das Blatt zurück, „Sag mal, kommen Jacob und Max mit an den Strand nachher?"

„Ne. Die müssen lernen, sie schreiben morgen noch Mathe. Ist das zu fassen? In der Woche vor den Ferien setzt denen ihr Lehrer noch eine Klausur an, echt krass."

„Oha, als ob?"

„Ja, deshalb lernen die beiden Chaoten lieber. Wird zwar auch nicht mehr viel bringen, aber wenn sie meinen", grinst die Braunhaarige mich an.

Sobald der Gong ertönt, springen Allison und ich von unseren Sitzplätzen auf und stürmen nur so aus dem Klassenzimmer. Die Schreie unseres Lehrers über Hausaufgaben ignorieren wir geflissentlich und sind innerhalb weniger Sekunden aus dem Schulgebäude draußen.

„Freiheit", ruft Allison erleichtert und dreht sich, mit ausgebreiteten Armen, im Kreis herum.

„Sweetie, was machst du da?", ruft Kiyan seiner Freundin fragend zu. Der Schwarzhaarige steigt gerade aus seinem SUV und beobachtet Allison verwirrt.

„Hi, ihr seit ja schon da", freut die Braunhaarige sich und geht zu Kiyan, um ihn angemessen zu begrüßen. Was in ihrem Fall ein fetter Knutscher auf den Mund bedeutet.

Neben Kiyans Auto parkt der dunkelblaue Sportwagen von Luke, aus dem er und Brian aussteigen. Der schicke Zweisitzer war ein Geschenk von Lukes Vater zu seinem Geburtstag. Ziemlich großzügiges Geschenk meiner Meinung nach.

Lächelnd begrüße ich die Beiden und auch Kiyan, als Allison endlich von ihm ablässt, mit einer kurzen Umarmung.

„Fahren wir direkt an den Strand oder habt ihr noch hunger?"

„Direkt an den Strand, oder?", meint Allison und schaut fragend in meine Richtung.

Nickend stimme ich meiner Freundin zu und setze mich auf die Rückbank von Kiyans SUV.

Die Fahrt über verbindet Allison ihr Smartphone mit der Musikanlage und spielt laut ihre Playlist ab. Wir beide grölen fröhlich mit und Kiyan schaut leicht genervt auf die Straße. Ich glaube, er bereut es gerade, mich mitgenommen zu haben. Im Doppelback sind Alli und ich ziemlich anstrengend.

Als wir am Strand ankommen, kann Kiyan gar nicht schnell genug aussteigen. Lachend folgen Allison und ich dem Schwarzhaarigen und summen dabei immer noch das zuletzt gespielte Lied. Wir dürfen ja wohl noch gute Laune haben?!

Ich schultere meine Sporttasche und folge Kiyan zum Strand. Allison läuft neben mir her: „Verdammt, ist das heiß heute!"

„Aber übertrieben", stimme ich ihr zu und fächele mir mit meiner Handfläche Luft zu. Schon die ganze Woche herrschen in unserem kleinen Städtchen hohe Temperaturen und heute kratzen wir an den 40 Grad. Meine gute Freundin und ich sind deswegen auch entsprechend luftig angezogen. Ich freue mich sehr auf die Abkühlung im Meer.

Brian | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt