8. Kapitel

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Asra

Ich starrte einige Sekunden in das Gesicht, bis ich realisierte, wer das vor mir war.

Nun...das hat aber lange gebraucht. Es ist ja nicht so, dass jede Faser deines Körpers schreit, dass vor dir dein Seelengefährte sitzt.

Und da war auch schon wieder meine heiß geliebte innere Stimme.

Sarkasmus steht dir nicht., war ihr einziger Kommentar.

„Du bist wach." Seine tiefe Stimme holte mich zurück. Ich sah wie die Schatten sich an seinen Körper schmiegten und sofort stiegen Erinnerungen vor meinem inneren Auge auf.

Trampeln. Schreie. Und zwischendrin die allumfassende Dunkelheit, die unser Licht verschluckte.

Ich blinzelte heftig, um die Erinnerungen loszuwerden, jedoch konnte ich nicht verhindern, dass die bekannte Angst und der Hass in mir aufstieg. Hastig versuchte ich mich aufzusetzen und in dem Bett zurückzuweichen, doch die schnelle Bewegung bewirkte nur, dass mich ein stechender Schmerz durchzuckte.

Verdammt! Da war ja noch was!

Anscheinend hatte ich meine Emotionen gemeinsam mit dem Schmerz durch unser Seelenband geleitet, denn auch der Schattensänger zuckte zusammen und wich zurück. Dabei wurde seine Miene eiskalt, doch das war mir egal.

Ich schaute mich um, während ich mir mit Mühe ein schmales, undurchdringliches Lächeln ins Gesicht pflasterte, um meine Panik zu überspielen. „Wo bin ich?" Meine Stimme war schneidend.

„In Velaris. Wir haben dich vor den Naga gerettet.", lautete seine kurzbündige Antwort.

Wirklich, Asra! Benimm dich doch mal. Er hat dich beschützt! Also bedank dich jetzt, bevor sein Ton eine noch vorwurfsvollere Note annimmt.

Klappe! Er war ein Schattensänger. Der verdiente keinen Dank.

Du hast deinem Vater gesagt, dass du ihm eine Chance gibst.

Mist! Meine blöde innere Stimme hatte Recht. 

Ich habe immer Recht. Innerlich verdrehte ich meine Augen über diese Antwort.

Trotz allem schaffte ich es, ein widerwilliges „Danke" herauszupressen. Daraufhin starrte er mich nur wortlos an, drehte sich zur Tür, öffnete sie und machte Anstalten hinaus zu gehen.

Im Türrahmen blickte er kurz zurück und schenkte mir einen unergründlicher Blick, bevor er mit leicht bitterem Unterton meinte: „Ich schicke dir jemand anderen hoch. Jemanden, vor dem du keine Angst haben musst. Sie erklärt dir alles."

Scham stieg in mir auf. Ich war, verdammt noch mal, die beste Illyrianerin im Heerlager und verhielt mich einfach nur wie ein verängstigtes Häschen!

Das Schlagen der Tür riss mich aus meinen Selbstbeschimpfungen. Er ist weg!, dachte ich erleichtert, jetzt kann ich mich doch bestimmt ein wenig umsehen. Doch ich hatte die Rechnung ohne meine Wunden gemacht und so lag ich kurze Zeit später stöhnend auf dem Boden und schaute an die hellgraue Decke. Aufstehen konnte ich nicht. Mich generell bewegen konnte ich nicht. Und während ich dort herumlag fiel mir etwas ganz wichtiges auf:

Die Angst, die ich beim Schattensänger gespürt hatte, rührte überhaupt nicht von ihm selbst, sondern von den Erinnerungen an diesen einen Tag. In seiner Nähe hatte ich mich sogar relativ sicher gefühlt. Verdammtes Seelenband!

Azriel

Kaum schloss ich die Tür hinter mir, lehnte ich mich keuchend an die Wand. Warum kann mein Leben nicht ein einziges Mal einfach sein?

Tänzerin im Licht (ACOTAR Fanfiction)Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang