In dieser Nacht habe ich von Hoffnung geträumt. Ein Traum, der das Paradies nicht annähernd beschreiben könnte. Ein Traum, der mir das Herz vor Glückseligkeit schwer werden lässt. Ein Traum, der mir das Versprechen auf eine Zukunft gibt.

Sachte kreisende Bewegungen auf meinem Rücken holen mich aus meinem Schlaf. Ein paar Mal blinzel ich, doch die Sonne scheint grell durch mein immer noch offen stehendes Fenster, dass ich mir gar nicht die Mühe mache, meine Augen weiter zu beanspruchen. Der Geruch von Regen, Wald und Seife steigt mir in die Nase. Nikan. Ich weiß genau, wessen Brust die Nacht mein Kissen war. Eine der besten und gemütlichsten Nächte, die ich je hatte. Es würde mir nicht schwerfallen von nun an jede Nacht so zu verbringen. In Nikans Armen, den Kopf auf seine Brust gebettet und mit streichelnden Bewegungen auf dem Rücken geweckt werden. Auf das Gefühlschaos davor kann ich jedoch gut verzichten. Oh Götter, ich habe Nikan einiges zu erklären. Ich denke es wird Zeit mein Schweigen über die Vergangenheit zu brechen. Allein der Gedanke alles noch einmal erleben zu müssen verursacht mir Bauchschmerzen, doch ich werde das Gefühl nicht los, dass ich mich erst auf meine Zukunft einlassen kann, wenn ich die Vergangenheit verarbeitet habe.
“Guten Morgen“, sagt Nikan als er merkt, dass ich wach bin und drückt mir einen Kuss auf den Scheitel.
“Guten Morgen“, nuschel ich verschlafen und winde mich aus seinem festen Griff, um meine Glieder zu strecken. Habe ich mich die ganze Nacht nicht bewegt? Meine steifen Muskeln deuten jedenfalls darauf hin.
Als ich es endlich schaffe meine Augen offen zu halten, blickt mir ein glücklicher Nikan mit verwuschelten Haaren entgegen.
“Schnarche ich?“, möchte ich wissen, denn sein Gesichtsausdruck scheint mir fast schon zu glücklich.
“Nein, aber du erzählst im Schlaf.“ Ein fettes Grinsen breitet sich in seinem Gesicht aus und ich versuche erschrocken meine Erinnerungen an den Traum durchzugehen.
“Was habe ich gesagt?“ Hoffentlich nichts peinliches. Bitte lass es nicht unangenehm sein.
“Nicht viel, dass ich verstanden habe. Aber es könnte sein, das ein- zweimal mein Name gefallen ist.“ Sein Grinsen wächst ins Unermessliche und es dauert einen Augenblick bis ich realisiere, dass ich nichts peinliches oder unangenehmes von mir gegeben habe. Erleichtert stöhne ich auf und kuschel mich wieder an seine Brust. Ich mache mir keine Mühe zu verbergen, wie sehr ich es genieße.
“Du hast so tief geschlafen, dass dich glaube ich nichts hätte wecken können. Nicht einmal mein Schnarchen und glaube mir, ich schnarche wirklich“, gesteht er und ich muss doch tatsächlich kichern. “Manchmal zumindest“, ergänzt er noch, bevor seine Hand in meine Haare wandert und beginnt mit den schwarzen langen Strähnen zu spielen.

Fast wäre ich wieder eingeschlafen, doch laute Schritte hallen durch den Flur. Eine Tür wird aufgerissen, Nikans Tür, doch Nikan befindet sich nicht in seinem Zimmer, denn er liegt hier bei mir im Bett. Dann herrscht ein paar Sekunden stille. Vermutlich ist derjenige nicht sicher, ob er auch meine Zimmertür öffnen soll. Doch Nikan nimmt ihm die Entscheidung ab, indem er durch die Tür ruft: “Komm rein!“
Sofort wird die Tür aufgerissen und ein abgehetzter Mato steht in der Tür. Als er Nikan und mich gemeinsam im Bett entdeckt, scheint er kurz vergessen zu haben, warum er überhaupt hier ist, doch dann fasst er sich wieder und sagt: “Henry ist auf dem Weg.“
Tja, das war es dann wohl mit dem glücklichen Morgen.

Nikan schält sich aus der Decke und erst da wird mir bewusst, was für eine Hitze sein Körper ausstrahlt. Mir wird nicht direkt kalt, doch der plötzliche Temperaturunterschied versetzt mich in einen kleinen Schock.
“Du bleibst am besten hier“, überlegt er und schaut mich nachdenklich an.
“Gemeinsam. Schon vergessen?“ Ich erinnere ihn an seine Worte, als wir uns erst ein paar Stunden kannten. Er wollte, dass wir das gemeinsam machen und genau das habe ich vor.
Auch ich schaffe es, aus dem gemütlichen warmen Bett aufzustehen und bleibe vor Nikan stehen. Er beobachtet mich. Überlegt. Irgendetwas möchte er sagen, doch spricht es nicht aus.
“Wie lange noch bis er hier ist?“, frage ich also und suche mir schon eine lockere Jeans aus der Komode neben mir, die ich anschließend gegen meine Leggings tausche. Die ganze Zeit von Nikans dunklen Augen beobachtet.
“Er wird als Mensch durch unser Gebiet streifen, damit er sich nicht verwundbar macht, wenn er sich verwandeln muss. Es wird also noch ein paar Minuten dauern“, klärt er mich auf.
Okay, das ist ausreichend Zeit, um uns noch ein bisschen frisch zu machen. Nikan ziehe ich am Handgelenk mit mir ins Bad und stumm putzen wir uns die Zähne.

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