𝕮𝖔𝖒𝖊 𝕭𝖆𝖈𝖐 𝕳𝖔𝖒𝖊

296 37 22
                                    

🥀 Taehyung PoV 🥀
Während ich das Gewicht meiner schweren Tasche mit mir hinterher schleppte, blickte ich konzentriert in die Landkarte hinein, die mittlerweile meine einzige Orientierung zwischen dem ganzen Chaos war. Die Karte war teilweise von Dreck bedeckt, zerrissen und zerknickt und kaum noch verwendbar nach den Umständen im Krieg, sodass ich innerlich einfach nur hoffte, irgendwann das Ziel zu erreichen, welches ich seit einem halben Jahr nun verfolgte.

Es war der kleine Ort mitten in der Natur und der friedlichen Stille, wo ein kleines Häuschen aus dunkelbraunen Backsteinen stand. Umgeben von den Tieren -seien es kleine Schmetterlinge, Hummeln oder Vögel- und dem natürlichen Duft des frisch gemähten Rasens, der gegossenen Blumen, dem geernteten Obst und Gemüse.
Die prallen Farben des Obstes, welches gepflückt wurde, von Blaubeeren, Bananen, Kirschen bis hin zu Äpfeln und Birnen, war es ein lebensfroher Anblick mit den bekannten oder unbekannten Pflanzen, die vorort ebenso in aller Ruhe und Frieden jährlich wuchsen.

Jedenfalls stellte ich mir das bäuerliche Leben als eindeutiges Stadtkind von damals so vor. Ich hatte nur meine ganzen Stapeln an Lektüren, Romanen und Sachbüchern, die mir diese bildlichen Darstellungen von solch' einem Leben auf dem Dorf darlegten. Trotz des ganzen Reichtums hatte ich jedoch das Gefühl, immernoch mit meinen 23 Jahren keine Ahnung, keine Bildung und Wissen über das weite und friedliche Leben da draußen zu haben.

Wie baute ich mir ein eigenes Leben auf? Wie gründete und pflegte ich meine mir erwünschte Familie? Wie gehe ich mit finanziellen und beruflichen Schwierigkeiten um?

Alles Fragen, die ich trotz meines hohen gesellschaftlichen Standes nicht richtig beantworten konnte. Egal, wie selbstverständlich und selbsterklärend sich diese Fragen anhörten. Für eine ganze Weile schämte ich mich für mein Unwissen bezüglich dieses Themas, doch nun realisierte ich vor Jahren, dass es eben nicht meine Schuld sondern die meiner Eltern, der egoistischen Gesellschaft, des Adels waren.

Demzufolge wollte ich all diesen Menschen entfliehen und aus meinem Leben auslöschen. Ich wollte mir mein eigenes Leben aufbauen, gestalten und genießen. Ohne auf oberflächliche Eigenschaften zu achten, welches mehr als nur die meiste Zeit meines damaligen Lebens als Adelsjunge beschlagnahmte. Und tatsächlich schaffte ich es auch!

Mein bester Freund diente vor paar Jahren im Krieg mit mir, an meiner Seite, bis er eines Tages durch einen direkten Angriff neben mir starb. Mehr als nur traumatisiert von seinem blutenden Anblick neben mir, überlebte ich diesen Angriff mit mehreren Messerstichen am Schlüsselbein und der Schulter. Nur noch Narben verblieben, die mich an dieses Ereignis tagtäglich erinnerten. Dennoch zog ich an jenem Tag meine Chance aus dieser Situation und spielte ebenso meinen eigenen Tod vor, indem ich ihn und mich zwischen/unter Asche, Steinen und Dreck bedeckte, damit es so aussah, als seien wir Opfer eines Bombenangriffs gewesen.

Nur mit dem Unterschied, dass ich ihn dort hinterließ und flüchtete.

Somit hinterließ ich gleichzeitig auch mein eigenes Zuhause - die Villa, meine Eltern und die toxische Gesellschaft, der ich schon immer entfliehen wollte. Schrecklich war es, zu realisieren, dass ich nicht mal einen kleinen Funken an Trauer oder Sehnsucht nach „Zuhause" dabei verspürte. Dies gab mir nur die weitere Bestätigung, dass ich den richtigen Weg einschlug.

Seit dem Geschehenen war ich nun monatelang unterwegs, denn ich hatte immernoch nach meinem vorgetäuschten Tod ein ganz spezifisches Ziel vor meinen Augen gehabt. Ich strich mir meine mittlerweile schwarzen Haare und die unzähmbaren Locken aus dem Gesicht, nachdem mir die blonde Haarfarbe rauswuchs und ich sie mit einem Messer ganz einfach abschnitt. Dadurch fühlte ich mich echter, natürlicher und realer. Eben der, der ich war, wenn man mich nicht in der Villa zwei Stunden lang frisierte und aufbrezelte.

Auch die sommerliche Temperaturen erreichten bei mir einen kleinen Schimmer an Hoffnung für ein besseres Leben, jetzt, wo ich ganz frei mit einer einzigen Tasche durch das ganze Land reiste und spazierte.

Nun stellte sich die Frage, ob man mich bei meinem eigentlichen Ziel auch nach mittlerweile drei einhalb Jahren noch akzeptierte.

------
Dies nahm ja wohl eine ganz andere Wendung in der Geschichte. :D
Dieses Kapitel widme ich allen Menschen, die selber als Soldaten dienten und letztendlich flüchteten, um ein besseres Leben führen zu können. ♡ Mein Respekt und Ehren geht an sie heraus!

-Eure Eleja :-)

𝕻𝖎𝖙𝖞 𝕽𝖔𝖘𝖊𝖘 : 𝕿𝖆𝖊𝕶𝖔𝖔𝖐Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon