𝕬𝖋𝖋𝖆𝖎𝖗 𝕯𝖚𝖘𝖙

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🥀 Jungkook PoV 🥀
Wie üblich ging ich den Aufgaben meines Alltages nach. Während die eisige Kälte des frostigen Winters solangsam zu verfallen schien, erkannte man draußen bereits die ersten Knospen der Bäume. Passend zur jetzigen Dämmerung schenkte ich der Lady des Hauses ihren geliebten Tee in die Porzellantasse. Meine Finger lagen wie einstudiert auf den kleinen Deckel des Kessels, wobei ich diesen mit der freien Hand festhielt.

„Du weiß nicht, was mir heimlich zugezwitschert wurde von einer sehr reizenden Dame unseres Reiches.",begann meine Hausherrin eine Unterhaltung mit mir, wie jeden Mittwoch Nachmittag auch. Zur Zeit ihrer Teestunde war ich ihr Gesprächspartner, was ebenso ein Teil meines Berufes war. Jedoch gab ich auch ehrlich zu, dass ich hin und wieder gerne mit ihr sprach. Sie war wirklich sehr intelligent, charmant und vorallem auch dominant für eine Frau aus unserer Zeit. Ich bewunderte sie natürlich aufgrund ihrer Stärke und die Art und Weise, wie sie sprach.

„Ich bin ganz Ohr, my Lady.",erwiderte ich in einer ruhigen Tonlage, ohne meine Stimme wirklich zu erheben. Ein Zeichen des Respekts, welches Menschen unter ihrem Stand einzuhalten hatten. In einer gelernten, geraden Haltung stand ich neben der Hausfrau, die sich es auf ihren rubinroten Sessel am Fenster gemütlich machte. Ihre schwarzen Haaren waren streng zu einem hohen Dutt gebunden, wobei man den goldenen und saphirfarbenen Schmuck nicht übersehen konnte. Ketten, Broschen, Ringe sowie Armbänder, die ihren ganzen Körper schmückten.

Auf Befehl blieb ich nun neben ihr stehen. Den Kessel hielt ich dabei stets vor meiner Brust, zudem ich meine Schultern nach hinten zog und aufrecht stehen blieb. Diese Haltung hielt ich manchmal auch für Stunden ein, wenn es mir befohlen wurde. Ein Recht zu sitzen oder auch von dem köstlich riechenden Tee zu kosten, wäre äußerst unhöflich und schamlos gewesen.

„Der Sohnemann aus der Kimfamilie soll tatsächlich eine Affaire haben. Als wäre dies nicht schon skandalös genug, wurde mir erzählt, dass es sich um einen Jungen handelt, den er mit seinen Reizen anzog und zu seinem Eigentum machte. Beschämend, nicht wahr?",erzählte mir meine Hausherrin vom heutigen Klatsch und Tratsch, als sie aus dem Fenster blickte und einen Schluck aus ihrer Teetasse nahm. Sie wirkte entspannt, sobald sie anfing zu schmunzeln und sich zurück lehnte. Ein Schmunzeln, welches ihre Missachtung und Amüsieren unterstrich.

Mir überkam jedoch eine unwillkürliche Gänsehaut bei ihren Worten, was ich mir klaghaft versuchte, zu unterdrücken. Krampfend versuchte ich ebenso meine einstudierten, ruhigen Gesichtszüge einzubehalten. Ein Fehler meiner Haltung, und es würde mir mein ganzes Leben kosten. Dementsprechend atmete ich unauffällig tief durch, sobald ich antwortete:„Die schlimmsten Taten werden desöfteren von den Menschen vollbracht, von denen man es am wenigsten erwartet, my Lady."

Bei meinen Worten ignorierte ich den Fakt, dass ich die Dame sowie den Hausherren auch bei ihren unzähligen Affairen bereits erwischte, weshalb ich ehrlich zugeben musste, wie frustrierend ihre Worte gerade waren. Ich wusste ganz genau, dass es sich um mich bei „diesen Jungen" handeln musste.

„Du warst schon seit deinen jüngeren Jahren ein schlaues Wesen, Jungkook. Ich wusste, dir konnte ich davon erzählen. Am liebsten würde ich es der Welt rausschreien, aber ich möchte dem jungen Herren seine Karriere ja nicht zerstören. Soll er eben als männliche Prostituierte sein Leben fortführen.",entkam es ihr lachend, sobald sie ihren Kopf zu mir wandte und mich anblickte. Selbst jetzt durfte ich mich aus meiner Haltung nicht bewegen. Erst, wenn sie mir dies erlauben würde. Demzufolge schaute ich weiterhin auf den kleinen Fleck der Wand hin.

„Sie tragen immer die klügsten Versen auf ihrer Zunge, die Ihre Lippen wie der süße Klang der Vogelzwitschern verlassen, my Lady.",erwiderte ich in einem behutsamen, zarten Ton. Denn dafür war ich unter den eingestellten Dienstjungen bekannt. Für mein zärtliches und unschuldiges Auftreten, weshalb ich damals auch eingestellt wurde. Bereits viele Menschen, vorallem Besucher dieser Familie, fanden ihren Spaß an mir, worüber ich mich aber nicht beschweren durfte. Schließlich hatte ich keine Rechte als Wesen dieser Menschheit.

𝕻𝖎𝖙𝖞 𝕽𝖔𝖘𝖊𝖘 : 𝕿𝖆𝖊𝕶𝖔𝖔𝖐Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt