Teil 6

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Obwohl ich nicht so großen Hunger habe, nötigt mich Akay dazu einen ganzen Teller Nudeln zu essen. Mir ist danach fast schlecht.
Am Abend muss ich mich noch auf eine Wage stellen und es notiert sich mein Gewicht. Was auch immer er mit dieser Info anfangen will...

„Wir schlafen im gleichen Bett?", entkommt es mir, als ich diese Tatsache realisiere. Dabei ist das Bett eindeutig nicht für zwei Personen gedacht. Das wird eng...
„Klar, ist doch nichts dabei", meint er schulterzuckend. Dabei stellt der Alpha sich an meine Seite und löst das Haargummi aus meinen Haaren, um anschließend durch diese zu streichen.
„So siehst du auch sehr lieb aus. Trägst du die Haare manchmal auch offen?"
„Nein, die hängen mir dann immer nur ins Gesicht", entgegne ich und nehme ihm mein Haargummi aus der Hand. Dieses gebe ich um mein rechtes Handgelenk.
Ich will nicht mit ihm in dem Bett schlafen. Wäre es zumindest ein größeres...
So verkünde ich: „Ich schlafe auf der Couch."
„Wie du willst", meint Akay und streichelt mir flüchtig über den Rücken, bevor ich aus dem Raum gehe.

Es vergehen zwei Tage, die mich leicht verrückt machen, weil ich nicht raus darf. Ich will mich endlich wieder bewegen! Deshalb renne ich gerade die ganze Zeit durch die Wohnung. Heute bin ich das erste Mal alleine hier, weil Akay bei seinem Praktikum ist. Gerne würde ich alleine rausgehen, doch der hat mich ernsthaft in der Wohnung eingesperrt!
Die meiste Zeit versuche ich mit lesen tot zu schlagen. Glücklicherweise hat mir der Alpha sein Computerpasswort gegeben.
Ich lese gerade einen Artikel über verschieden politische Gruppierungen des Landes, die jedoch zu klein sind, um sich durchsetzen zu können, da nehme ich plötzlich einen angenehmen Geruch war. Ich will es zuerst ignorieren, doch er lenkt mich zu sehr ab. Von wo kommt der her?
Dieser Duft scheint überall in der Wohnung zu hängen. Es riecht herrlich nach einem Regenschauer im Sommer.
Etwas neben der Spur, führen mich meine Beine ins Schlafzimmer. Kurz darauf liege ich schon eingekuschelt in die Decke. Hier scheint der Duft besonders stark zu sein. Immer wieder reibe ich meine Nase über Leintuch und Polster.
Ich will mehr...
Aber wo?
Ein ungutes Gefühl macht sich in meinem Unterleib breit.
Ich habe so viel über die Symptome gelesen, doch nun kann ich keine Sekunde vernünftig denken.
Verkrampft schließe ich meine Arme um den Bauch. Ganz klein kauer ich mich zusammen und jaule auf vor Schmerz, den ich in meiner Lage nicht verstehe.

Als ich am Rande bemerkt, wie die Wohnungstür aufgesperrt wird, habe ich bereits meine gesamte Kleidung durchgeschwitzt. Mir ist schrecklich heiß, doch schaffe es nicht meine Kleidung auszuziehen. Dafür fehlt mir die Kraft. Andauernd durchfluten mich Wellen von Schmerzen.
Verzweifelt und mit enormem Kraftaufwand hebe ich meinen Kopf. Die Haare kleben mir im Gesicht. Ich kann kaum die Gestalt erkennen, die auf mich zukommt.
Akay, ich weiß instinktiv, dass er es ist, kommt auf mich zu. Sanft streicht er mir eine Haarsträhne aus meinem verheulten Gesicht und haucht: „Ich werde dir helfen."
So gut ich kann lehne ich mich seinen Berührungen entgegen. Dabei versuche ich auch irgendwie meine klebrige Kleidung von meinem Körper zu bekommen. Dies schaffe ich jedoch erst mit seiner Hilfe.
Nervös zupfen ich nun an seinem Oberteil.
Ich will, dass auch Akay sämtlichen Stoff von sich nimmt. Bestimmt fühlt sich seine Haut darunter angenehm an.
Dabei fällt mir erst auf, dass der Geruch von Sommerregen eindeutig von ihm ausgeht. Kaum hat der Alpha sein T-Shirt ausgezogen, schlinge ich mühsam meine Arme um seinen Oberkörper und vergrabe mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Tief inhaliere ich seinen Duft.
Plötzlich lande ich am Rücken in der Matratze.
Wann hat er seine Hose ausgezogen?
Mit dieser Frage kann ich mich nicht länger auseinandersetzen, weil er seine schlanken Arme links und rechts von meinem Kopf abstützt und über mir kniet. Dabei fixiert er mich mit seinen Augen, wie ein Raubtier seine Beute.
Doch ich habe keine Angst. Ich habe mich lediglich kurz erschrocken. Viel zu sehr will ich mehr von ihm.
Aufgeregt stoße ich andauernd meine Hüfte nach oben.
So bemerke ich schnell, dass nicht nur ich hart bin.
Mit seinen schlanken Fingern streichelt er mir über die Wange und säuselt: „Das hat tatsächlich etwas."
Schneller als ich mich wehren könnte, werde ich von ihm weggerissen und auf den Bauch gedreht. Dabei entkommt mir ein verwirrtes fiepsen. Sofort bäume ich mich unter dem Alpha auf. Ich will mich so nicht hinlegen. Am Rücken war es viel angenehmer. Vor allem, weil da nicht meine Erektion gegen die Matratze gedrückt wird.
Doch meine Gegenwehr wird direkt durch ein Knurren seitens des Älteren zerschlagen. Ich gebe nach, ganz von alleine. Jedoch kann ich mir ein Wimmern nicht verkneifen.
Hoffnungsvoll sehe ich seitlich zu Akay auf. Bitte, er soll mir helfen. Doch er lehnt sich nur über mich drüber, um etwas aus seinem Nachttischchen zu holen.
Danach setzt er sich auf mein Steißbein und drückt mit einer Hand meine linke Schulter nach unten.
Ich erschrecke mich, als ich etwas kaltes, weiches auf meinem rechten Schulterblatt spüre. Es verbreitet an jenen Stellen an denen es ankommt etwas Kühles. Fast als würde Akay Wasser mit etwas Watte auf mir verstreichen.
Dies lenkt mich derartig ab, dass ich die Finger von seiner anderen Hand kaum bemerke. Sie wandern immer weiter südwärts.
„Ngh...", stöhne ich auf. Ohne Vorwarnung, ist der Alpha mit einem Finger in mich eingedrungen. Doch so schnell, wie er gekommen ist, verschwindet er auch wieder.
Warum?
Ich werde wieder unruhiger. Was macht Akay da mit der Watte und dem nassen Zeug auf meinem Rücken?
„Halt still!", herrscht mich der Alpha an. Ich gehorche mit größter Anstrengung.
Mit einer Hand drückt der Schwarzhaarige meinen Oberkörper übertrieben kräftig gegen die Matratze.
Noch bevor ich mich fragen kann, wo seine zweite Hand ist, spüre ich etwas spitzen auf meinem Schulterblatt.
Was?
Schmerzerfüllt schreie ich auf. Zeitgleich wird mir mit einer Klinge in die Schulter geschnitten. Jämmerlich und kreischen versuche ich mich zu wehren, aber ich schaffe es nicht.
Ich bin viel zu schwach und erschöpft. So sehr, dass ich am Ende nur noch kraftlos und weinend im Bett liege. Es ist mir zu viel.
Obwohl es nur vier Buchstaben sind, kommt mir die Dauer, des ständigen einschneiden in meine Haut vor, wie eine Ewigkeit.
Schließlich höre ich, wie das Messer zu Boden geworfen wird.
Da fühle ich Akays Atem an meiner Schnittwunde. Ängstlich wimmere ich auf. Was will er jetzt? Wird er mir noch mehr Schmerzen bereiten?
Doch nichts unangenehmes Folgt. Ganz vorsichtig beginnt der Alpha über meine Wunde zu lecken, was wahre Wunder bewirkt. Der Schmerz lässt etwas nach und ich kann erleichtert durcharmen. Zusätzlich streichelt er meine Seite sanft und beschert mir damit eine angenehme Gänsehaut.
Für meinen Geschmack löst sich Akay viel zu früh von meiner Wunde.
Enttäuscht seufze ich auf und nuschel leise: „Weiter..."
Doch er hat mich bestimmt verstanden. Leider kommt der Alpha nicht meiner Bitte nach sondern meint mit einem rauen Unterton in der Stimme, den ich nicht verstehe: „Ach Junge, wir sind hier noch lange nicht fertig. Keine Sorge..."
Dabei streicht er langsam mit beiden Händen meine Seiten entlang nach unten.

Als ich aufwache, fühle ich mich einfach total ausgelaugt, obwohl ich eben geschlafen habe. Zum Glück gibt es Vorhänge vor den Fenstern, die kaum Sonnenstrahlen hindurchlassen.
Wo ist Akay?
Ich liege alleine in dem Bett am Bauch. Kein Laut ist außerhalb des Zimmers zu vernehmen.
Ist mein Alpha nicht zu Hause oder liest er nur wieder auf der Couch?
Aber warum hat er mich überhaupt alleine gelassen?

Ich bekomme ein enormes Verlangen Akay zu sehen, ihn zu berühren und in seinen Armen zu liegen. Sein Geruch liegt intensiv in der Luft.
Also kann er nicht weit weg sein!
Umständlich quäle ich mich aus dem Bett. Meine Schulter schmerzt leicht, jedoch kann ich fühlen, dass sie bereits begonnen hat zu heilen.
Wackelig stelle ich mich auf die Beine und stütze mich an der Wand ab, um das Gleichgewicht halten zu können.

Voller Anstrengung gehe ich die Zimmer der Wohnung nach und nach ab. Dabei ist mir vollkommen egal, dass ich nichts anhabe, durchgeschwitzt bin und etwas eingetrocknetes zwischen meinen Beinen ist.
Doch ich finde Akay nicht.
Also ist er tatsächlich gegangen?
Frustriert gehe ich auf die Knie.
Warum?
Diese Frage geistert in meinem Kopf herum und ich finde keine Antwort, die mich nicht zum Weinen bringt.
Was habe ich nur falsch gemacht?

Ich weiß nicht wie lange ich am Boden hocke und heule, doch irgendwann versuche ich krampfhaft all meine Sorgen auf die Seite zu schieben und schleife mich ins Badezimmer.


2 Stunden zuvor


Akays Sicht
Durch ein lautes klopfen an der Eingangstür, werde ich aus meinem schlafgerissen. Ein Wunder, dass der Omega bei dem Krach noch schlafen kann. Die Nacht war wohl härter für ihn, als ich gedacht hätte.
Vorsichtig löse ich mich von Clemens und sammel mir Kleidung vom Boden.
„Ich komm ja schon!", maule ich die Tür an.
Wer zum Teufel stört mich bitte jetzt?
Hoffentlich sind es nicht schon wieder die Bullen. Aber selbst wenn. Da ich den Jungen gezeichnet habe, werden sie ihn mir nicht mehr wegnehmen können.

Schnell habe ich mir eine Jogginghose und einen Hoody übergezogen. Mies gelaunt reiße ich die Wohnungstür auf und fauche: „Was is?"
Ich blicke zornig auf zwei Polizisten. Die Beiden kenne ich jedoch noch nicht - zumindest nicht bewusst. Vielleicht liegt es auch an meiner Müdigkeit und der Tatsache, dass ich jetzt bei meinem Omega sein will und nicht mit diesen Lakaien der Regierung diskutieren will.
Ich war vorsichtig!
Die können mir nichts nachweisen!

Die Typen mustern mich kurz. Danach meint der eine: „Sie stehen unter Verdacht Medikamente gestohlen zu haben. Deshalb..."
„Erzähl mir mal was Neues!", unterbreche ich ihn und meine selbstbewusst: „Habt ihr Beweise für die Anschuldigung? Nein? Gut, dann kann ich mich ja jetzt um meinen Omega kümmern!"

Ich will mich schon von den Bullen abwenden und die Tür zuknallen. Aber ich werde aufgehalten, da der eine seinen Fuß in den Türrahmen schiebt.
Genervt werfe ich ihm einen giftigen Blick zu. Doch er redet ruhig weiter: „Wir haben Beweise, die gerade geprüft werden. Deshalb bitte ich Sie uns auf das Revier zu begleiten."
„Ich hab den Omega eben Markiert. Es wäre vollkommen unvernünftig ihn jetzt alleine zu lassen. Das sollten selbst Sie als Beta wissen", meine ich unzufrieden. Ich habe mich mittlerweile sehr gut informiert. Nach der Zeichnung könnte ein Kontaktabbruch zum Alpha in dem Omega eine psychische Störung auslösen. Die können doch nicht von mir verlangen dieses Risiko einzugehen!

Doch es sind leider Bullen, die nichts anderes können, als stur Befehle zu befolgen.


Jetzt

Clemens Sicht
Mittlerweile habe ich mich geduscht und eine Hose angezogen. Wegen meiner Wunde, lasse ich das T-Shirt lieber weg. Ich weiß nicht wie ich die Kraft für diese Tätigkeiten aufbringen konnte.
Nun liege ich - weiterhin erschöpft - auf der Couch. Das Bett war mir zu blutig und außerdem ist die Bettwäsche von mir durchgeschwitzt und zusätzlich voll mit Sperma. Eine Möglichkeit wäre das alles zu waschen und neu überzuziehen. Doch dafür fehlt mir leider die Kraft.
Wann kommt Akay endlich?
Ist er bei seiner Praktikumsstelle? Hoffentlich nicht... Dann würde es sicher noch ewig dauern, bis er zu mir zurückkommt.
Bitte nicht...
Tränen fließen mein Gesicht herab. Ich halte es nicht aus. Warum mag mich mein Alpha nicht?!
Ich... ich muss zu ihm...

Schlüsselklimpern, die Wohnungstür wird aufgesperrt. Schnell reiße ich meinen matten Körper nach oben und sehe wie paralysiert auf die Wohnungstür.
Aber als ich die Gestalt im Türrahmen erkenne, geben all meine Muskeln nach und ich falle frustriert zurück auf die Couch.

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