• KAPITEL 33 •

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„Jetzt du. Mit wie vielen Personen hattest du schon Sex?"

„Ihr redet über Sex?" Ardy kommt wieder rein, reibt sich seine Augen und gähnt. „Gutes Timing um abzuhauen."
Dann geht er, ich denke, in sein Schlafzimmer.

Tj sieht zurück zu mir, seine Augen funkeln im Licht.
„Willst du das echt wissen?"

„Ja"

„Okay...12 Personen"

„Okay", nicke ich.

„Du siehst nicht okay aus.", hakt er nach.

„Doch, alles gut.", versichere ich ihm.

„Ich...keine Ahnung, ich hab ne Zeit lang nicht wirklich auf die Gefühle von anderen geachtet und so mein Ding gemacht."

„Alles gut", sage ich wieder. Ich trinke einen großen Schluck, den er kritisch beäugt, und fülle dann mein leeres Glas nach. „Du bist dran."

Und so kommen wir von Frage zu Frage, von „Warum bist du mit Jake zusammen gewesen?" hin zu „Wieso hast du mit Drogen angefangen?" und „Was ist deine Lieblingsfarbe?" und „Wen auf der Welt hasst du am meisten?".
Und dann bin ich so betrunken, dass ich über fast alles was er sagt nur noch lachen muss. Und er genießt es, dass ich das mache. Meine Hand liegt auf seinem Knie und seine Hand spielt mit einer Strähne von meinem Haar, denn ich lehne mit meinem Oberkörper an seinem ausgestreckten Arm.

„Oookay...", lache ich. „Zu meiner Verteidigung, ich hab Caroline nur neue Fische geholt, weil ich vergessen hab ihre alten zu füttern, und sie hat das nie gemerkt."

„Du wolltest ihr was gutes tun."

„Sie hätte mich sonst um-ge-bracht"

Er lacht, ich lache, und dann wird es still um uns herum. Sein Finger dreht meine Haare ein, und ich spüre den leichten Zug, der dadurch entsteht. Seine Haare liegen ihm zottelig auf der Stirn, und verdammt sieht er gerade gut aus. Er sieht mehr als gut aus, in dem Licht vom Fernseher getaucht, auf dem nur noch ein endloses Video von einem Lagerfeuer abgespielt wird. Seine und meine Augen schauen einander nur an, und meine Hand verkrampft sich ein wenig in dem Stoff seiner Hose. Meine Lippen kribbeln, als würden sie sich nach dem Gefühl von seinen sehnen. Danach sehnen, geküsst zu werden.
Ich weiß schon gar nicht mehr, was ich sagen soll. Mein Kopf ist wie vernebelt.

Ich schaue nach unten.
Und dann platzt es aus mir raus.

„Wieso liebst du mich nicht?"
Fuck.

„Jade..."

Ich ziehe meine Hand weg.
„Tut mir leid, ich wollte das nicht sagen. Ich weiß nicht, was-"

„Hey-", er greift nach meinem Kinn, um mein Gesicht nach oben zu schieben. Er sieht ernst aus. „Das alles hat nichts damit zu tun, dass ich dich nicht liebe."

„Also liebst du mich nicht."

„Ich hab dir doch schon mal gesagt, dass ich das nicht kann, ich-"

„Aber ich bin dir wichtig."

„Natürlich bist du mir wichtig."

„Dann-...dann....fuck!" Ich stehe auf. Mein Kopf dröhnt und rast, voller Gedanken und voller Frust. „Fuck!"

„Wa-"

Ich wende mich ab, dann wieder ihm zu.
„Ich kann nicht glauben, dass ich mich in jemanden verliebt hab, der so schwierig ist!", sage ich halb lachend, halb frustriert mit Tränen in den Augen, die ich unterdrücke. Ich heule jetzt nicht.
Alles, was sein Gesicht eben noch aussagte, fällt weg.
Da ist nur noch eine blanke Leere in seinem Ausdruck, gemischt mit den aufgerissenen, müden Augen, die mich anstarren.

SHADOWSWhere stories live. Discover now