★15.Kapitel★

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Minhos Sicht:

Ich verstehe es nicht.
Ich verstehe die komplette Welt nicht mehr. Nach unserem Ausflug zur Hütte, ist Jisung so anders. Total distanziert und außerdem ignoriert er mich. Habe ich irgendwas getan, was ihn verletzt hat? Als ich am Donnerstag Abend nach dem Bad, wieder in die Hütte gekommen bin, saß er weinend und gedankenverloren auf dem Boden..Ich konnte ihn so nicht sehen, aber irgendwie hatte ich da das Gefühl zum ersten mal den richtigen Jisung gesehen zu haben. Den gebrochenen Jungen, der nicht mehr kann und einfach jemanden braucht der ihn über alles liebt.
Außerdem habe ich ja gedacht, dass ich wieder derjenige sein werde, der ihn weg stößt, aber anscheinend ist es nun mal er. So muss er sich wohl gefühlt haben, als ich dies getan habe.
Es fühlt sich schrecklich an.
Es fühlt sich so an als würde ich nicht komplett sein, als würde mir etwas fehlen.
Felix habe ich auch schon gefragt, was mit ihm los ist, aber dieser weiß darauf auch keine Antwort. Er saß am Freitag nicht mal neben mir, wie sonst auch immer. Er ignoriert mich und es tut weh. Das zeigt mir nur wieder, dass ich das nicht hätte zu lassen können. Es tut weh und ich vermisse ihn. Das letzte mal als es so stark weh tat, war als mein Dad mich verließ..
Meine Mom redet immer noch nicht mit mir, was wohl daran liegt, dass der Brief immer noch auf dem Tisch liegt. Als ich das gesehen habe, ist es so als hätte mein Herz einen weiteren Knacks bekommen. Ich glaube, wenn noch jemand was sagt oder macht was mir weh tut, dann bricht mein Herz komplett in tausende Teile.
Seid dem Jisung mir aus dem Weg geht sind zwei Wochen vergangen. Felix sieht mich jedes mal entschuldigend an, jedoch winke ich nur ab. Es muss ihm nicht leid tun, er kann nichts dafür.
Nun sitze ich als letzter alleine in diesem Raum und beobachte Chan wie er seine Sachen zusammen packt.
"Minho...die Stunde ist rum."
"Ich weiß.."
Er sieht zu mir und lächelt mich leicht an.
"Wie geht es dir, Minho? Haben du und Jisung irgendwie Streit?"
"Weiß nicht..."
Damit beantworte ich sogar beide fragen gleichzeitig. Ich habe einfach keine Ahnung wie es mir geht. Bei Jisung habe ich mich nach langem wieder Lebendig gefühlt, aber jetzt fühle ich mich wieder wie ein Roboter. Die Menschen machen mir wieder Panik und von meinen Gedanken und Gefühlen fange ich erst gar nicht an. Es macht mich fertig, dass ich nicht weiß was mit Jisung los ist oder ob ich was getan habe.
Chan setzt sich zu mir und mustert mich. Was er wohl sieht?
Einen verwirrten und überforderten Jungen, der nicht schlafen kann und sich wieder immer mehr zurück zieht? Der seit zwei Wochen mit niemanden außer Felix und nun mit Chan geredet hat und dem die Ängste und Stimmen wieder zu Kopf steigen und mich fertig machen? Ich weiß das ich mein Leben nicht wegen Jisungs Stimmungswechsel wieder zurück in mein altes tief fallen darf, aber ich kann es nicht anders. Er ist der erste den ich nach Jahren wieder in mein Leben und Herz gelassen habe und nun? Nun ist er derjenige der geht und mich verletzt hat...
Aber wie sagt mir jeder so schön? Das leben besteht aus Schmerz und aus jedem Schmerz kommt man stärker heraus...
Wieso macht es mich überhaupt so fertig?
So richtige Freunde waren wir eh nie, aber es war auch mehr als fremde und er hat mich wohl fühlen lassen. Er ist doch...ja was ist er überhaupt?
Ich weiß nur das ich ihn vermisse und das Gefühl habe, dass meine Welt ohne ihn wieder Schwarz weiß geworden ist.
Toll jetzt zitiere ich schon so etwas ähnliches wie aus die wilden Kerle..
Ich hatte in letzter Zeit so viel Zeit zum Filme gucken. Sooni, Dori und Doongi beschweren sich nicht. Schließlich werden sie nun von frühs bis abends wieder verwöhnt.
Ich liebe meine drei Katzen...auch wenn sie oft zicken.
"Du solltest nach Hause, Minho." sagt Chan, weswegen ich zusammen zucke.
"Ich weiß nicht mal ob ich das will. Ich will nicht Zuhause sein. Ich will auch grade nirgends sein.."
"Was geht dir durch den Kopf?"
"Viel zu viel. Jisung vor allem. Dann meine Mom und mein Dad. Ich hinterfrage alles und das macht alles schlimmer."
"Du denkst immer mit den Kopf und anstatt auch mal mit dem Herzen. Du denkst lieber vorher nach bevor du etwas machst, weißt du und manchmal ist es genau das was dich fertig macht oder dich zögern lässt. Du kannst auch einmal den Kopf ausschalten und einfach nur auf dein Herz hören. Schließ mal die Augen Minho."
Zögerlich tue ich es.
"Was sagt dir dein Herz. Was möchte dein Herz?"
Als ich Jisungs und Moms Gesicht sehe, schrecke ich zusammen, reiße die Augen auf und falle seitwärts vom Stuhl.
Das muss wohl lustig aus gesehen haben.. jedenfalls als ich zu Chan sehe, verkneift er sich ein grinsen.
Blödarsch!
"Ich glaube das solltest du öfters mal machen. Von mir aus, handle auch impulsiv. Denk nicht drüber nach und mache es einfach, okay?"
Ich nicke nur, stehe auf und nehme meinen Beutel, ehe ich das Haus verlasse und meine Mom sehe, die am Auto lehnt und raucht.
Seid wann raucht sie wieder?
Ich muss ihr ganz schön zugesetzt haben.
Stumm gehe ich zu ihr und sehe sie an. Leicht lächelt sie mich an.
Ein Wunder...
"Wie war es heute?"
Sie spricht wieder mit mir?
Okay?
"Genauso wie letzte Woche.."
Ich steige in den Wagen und atme tief durch.
Ich vermisse Jisung.
Seufzend hole ich mein Handy raus und sehe auf WhatsApp. Das letzte mal war ich vor zwei Wochen online. Wozu sollte ich es auch?
Mir schreibt eh niemand.
Ich seufze und stelle mein Handy wieder aus.
"Minho.."
"Warum redest du plötzlich wieder mit mir, Mom?"
"Du siehst nicht so aus, als würdest du glücklich sein. Davor sahst du wieder glücklicher aus."
"Ich war nie glücklich."
"Bei Jisung schon."
Ich schnaube und sehe raus.
"Minho."
"Was?"
"Ich bin schwanger."
Wäre ich gefahren, dann hätte ich eine Vollbremsung gemacht oder wir sind gegen den Baum gefahren.
Zum Glück bin ich nicht gefahren.
"Was?"
"Ich bin schwanger."
Sie legt eine Hand auf ihren Bauch, weswegen ich dorthin sehe.
"Wie lange? Von wem? Warst du deswegen so zu mir?"
"Lass uns Zuhause darüber reden, Engel."

Zuhause angekommen, setzen wir uns ins Wohnzimmer auf die Couch. "Der Vater ist ein Arbeitskollege von mir. Ich weiß total klischeehaft und das wollte ich nie, aber ich habe mich in ihn verliebt und er sich in mich. Und irgendwie bin ich schwanger geworden. Ich habe es erst vor kurzem erst herausgefunden und musste damit klar kommen, dass ich jetzt nochmal schwanger bin. Schließlich ist mein Sohn fast achtzehn und ich nicht mehr die jüngste..und ich bin im dritten Monat, Engel.."
Ich lege die Arme um meine Mom und ziehe ihren Duft ein.
"Wenn du glücklich bist dann ist das okay, Mom. Ich bin dir nicht böse und wahrscheinlich ist es gut, wenn du ein Baby bekommst. Dann kannst du deine Aufmerksamkeit auf den Zwerg richten und nicht auf mich."
"Meine Aufmerksamkeit wirst du immer bekommen. Tut mir leid das ich die letzten Wochen so drauf war. Ich musste mich erst selbst wieder ein kriegen."
"Mom...du hast vorhin geraucht! Man darf nicht rauchen..."
Sie lacht und küsst meine Stirn.
"Keine Sorge, ich habe nicht geraucht. Ich wollte ja, aber dann hab ich es sein gelassen."
Ich habe sie so vermisst.
"Und jetzt sagst du mir, wieso Jisung dir plötzlich aus dem Weg geht."
"Ich weiß es nicht..Ich weiß es einfach nicht." murmle ich und drücke mich enger an sie.
Ich brauche liebe..
"Ich vermisse ihn, Mom...aber er will mir nicht sagen ob ich was falsch gemacht habe. Ich weiß nicht mal ob ich dies getan habe."
"Weißt du Engel...manchmal ist besser jemanden ziehen zu lassen. Vielleicht kommt er ja wieder."
"Und wenn ich es dann nicht mehr will?"
"Dann weiß er was er gehen lassen hat und wird es bereuen.."
"Mom? Ich glaube ich bessere mich..Ich glaube ich werde wieder normal."
"Schatz. Du warst immer normal. Nur etwas anders, aber immer noch normal.. obwohl wer ist schon normal? Genau niemand."
Ich sehe auf mein Handy als dieses vibriert.
Jeongin.
Verwirrt gehe ich ran. "Ja?"
"Hör zu...Felix...er.."
Fast sofort setze ich mich gerade hin und fahre mir durch die Haare.
"Was ist mit Felix?"
"Er ist zusammengebrochen und nun im Saint Moriel Krankenhaus. Es sieht nicht gut aus..." haucht er.
"Gib mir zehn Minuten dann bin ich da."
Er legt auf, ich springe auf und nehme meinen Helm. Ich bin schon ewig nicht mehr gefahren, aber jetzt muss ich ins Krankenhaus.
Es geht um Felix.
Hoffentlich wird alles gut.

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Ich weiß selbst noch nicht ob Felix stirbt oder er wieder gesund wird.
Kommt auf meine Laune an xD









Cause I like you (boyxboy)Where stories live. Discover now