★10.Kapitel★

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Jisungs Sicht:

Ich hasse ihn.
Ich hasse Lee Minho.
Okay nein eigentlich nicht.
Aber trotzdem habe ich keine Lust und Kraft ihn gleich zu sehen.
Eine Woche habe ich es geschafft diesem Idioten nicht zu schreiben oder sonst was zu tun. Ich habe mich abgelenkt und ja was eigentlich? Ich weiß wie Minho drauf ist, schließlich ist er so und eigentlich ist es auch mein Ziel gewesen ihm wieder etwas leben ein zu hauchen und ihm bei allem anderen auch zu helfen.
Ich weiß nicht mal wieso ich das bei ihm wollte. Wegen der Herausforderung? Weil er unfassbar schön ist?
Eigentlich ist er ein toller Mensch, aber dieser Satz am Freitag hat mir wehgetan, obwohl es die Wahrheit ist.
Ich würde mir das Leben nehmen, was er nicht würde. Er würde nur irgendwann alleine sein und daran sterben. Hätte er seine Mom nicht, wäre er eh komplett am Arsch.
Mehr als er eh schon ist.
Als er Freitag so komisch war und dann diese Panikattacke erlitten hat, habe ich selbst mit gefühlt. Ich wollte ihm helfen, aber in diesem Augenblick wusste ich nicht mal wie.
Zuhause bin ich heulend zusammen gebrochen. Wieso genau weiß ich selbst nicht, aber irgendwie habe ich endlich kapiert, dass ich wieder essen brauche.
Fragt mich nicht wieso.
Ich bin komisch.
Also bin ich zu meinem Bruder in die Küche gegangen und habe mir die Nudeln, die ich von Minho bekommen habe, aufwärmen lassen.

Nun sitze ich mit Felix und ein paar anderen in dem Raum und höre Chan zu, wie er vor sich hin murmelt. Er tut mir schon leid. Sein Studium, die Hochzeit, seine Selbsthilfegruppen und dann noch ich...Das er vor Überforderung oder Übermüdung nicht schon einen Kollaps hatte, wundert mich wirklich. Aber wahrscheinlich liegt es an Changbin..mein Bruder weiß ganz genau wie er Chan davon weg bekommt, damit er sich selbst mal entspannt.
Seungmin setzt sich neben Felix und lächelt uns süß an. Dieser Junge...
Er ist einfach nur zum durchknuddeln.
"Wisst ihr wo Minho bleibt?" fragt er und zeigt auf dem leeren Stuhl neben mir.
Ehrlich gesagt, habe ich mich das auch schon gefragt, sonst ist er einer der ersten, die hier drinnen sitzen.
Aber wahrscheinlich wird er nicht mehr aufkreuzen. Wahrscheinlich ist es gut, dann muss ich nicht weiter an ihn denken oder mir Sorgen machen.
Was sage ich da?
Ich werde es trotzdem tun.
Seufzend lege ich den Kopf in den Nacken und spiele mit meinem Hoodie, ehe ich zu Felix sehe, seine Kekse weg nehme und sie esse.
Seid dem ich Minho kenne, habe ich öfters mal fressattacken und behalte es sogar in mir drinnen. Das Problem ist nur, wenn ich mich auf die Waage stelle und sehe das es dreihundert Gramm mehr als am Vortag sind, drehe ich durch. Ich weiß das ich dünn bin, aber wenn ich mich in den Spiegel sehe, sehe ich nur den pummligen Jungen, der deswegen gemobbt wurde. Ich hatte schon immer Probleme mit dem essen, mal aß ich zu viel. Mal zu wenig, aber seid dem Mobbing wurde es immer weniger, bis ich mich so schlecht fühlte, etwas in mir zu behalten, dass ich mich erbrochen habe, oder ausreden erfunden habe, wenn es um das essen ging. Sport und tanzen habe ich dazu angefangen und von Zeit zu Zeit wurde ich immer dünner...Meine Eltern und Lehrer wollten sich das nicht mehr mit ansehen, aber das Mobbing ging weiter. Für die anderen war ich immer noch fett, weswegen ich immer mehr abgenommen habe.. Irgendwann haben meine Eltern sich das nicht mehr mit ansehen wollen, wie ich mich selbst versuche langsam umzubringen und haben mich zu Changbin geschoben. Ich glaube sie denken eh schon das ich Tod bin. Naja..nach fünf versuchen würde ich als Eltern auch keine Lust mehr haben und mein Kind einfach machen lassen... Obwohl nein. Ich würde alles dafür tun, dass es meinem Kind wieder besser gehen würde. Egal wie lange es dauert. Egal wie lange es schmerzt und egal wie viele Rückschläge mein Kind erleidet. Solange ich für dieses da bin und ihr oder ihm liebe, Aufmerksamkeit und ein offenes Ohr gebe, dann ist mir all der Schmerz wert, wenn es wieder gesund ist.
Ich wünschte meine Eltern wären so..
Aber dafür habe ich ja Binnie.
Es tut mir wirklich leid, dass ich ihm jeden Nerv raube und er ständig Angst um mich hat, aber auch er hat bemerkt das es endlich bergauf geht.
Ich versuche jedenfalls das bisschen essen in mir drinnen zu behalten und auch meine Stimme im Kopf wird endlich etwas leiser.
Ich schaffe es endlich...
Schritt für Schritt..
Chan will grade anfangen mit der Stunde, als die Tür aufgeht und Minho rein kommt. Er sieht mich nicht mal an, aber er sieht schrecklich aus. Als hätte er lange nicht mehr geschlafen und als würde die Mauer um ihn herum immer dicker und höher werden.
Er stößt alles und jeden von sich nur um diese Gefühle nicht zu zu lassen. Er hat einfach zu viel Angst davor und das macht mir Sorgen.
Ich habe schon verstanden das er Angst davor hat verlassen oder verletzt zu werden, weswegen er jeden von sich stößt, aber wieso er dies tut, verstehe ich nicht.
Als er sich neben mich setzt, sehe ich das er zittert und sich nicht wirklich beruhigen kann.
Er hat zwar ein Kopfhörer im Ohr, aber es beruhigt ihn nicht.
Warum auch immer ich dies tue, aber ich greife nach seiner Hand und drücke sie. Ich habe schon kapiert das ich der einzige bin der ihn nach seiner Mom berühren kann..oder darf.
Er umklammert meine Hand und so langsam lässt sein zittern nach.
Dieser Junge macht mich fertig.
Ich helfe ihm ohne das er es so wirklich kapiert, während ich selbst merke, dass dieser blöde Idiot mir hilft.
"Geht's?" frage ich leise und wollte meine Hand zurück ziehen, weil wir schon komisch beäugt werde, aber er umklammert sie fester.
Da habe ich wohl meine Antwort. Es geht ihm unfassbar dreckig.

"Minho."
Ich hocke mich vor ihm, nachdem alle draußen waren und streiche sanft über sein Knie.
"Du solltest dich von mir fernhalten." haucht er.
"Vielleicht, aber das werde ich nicht, weil ich dich irgendwie lieb gewonnen habe."
Minho schüttelt panisch den Kopf. "Das darfst du nicht. Ich werde dir nur weh tun."
"Minho, sieh mich an."
Er sieht mich an und beißt sich auf die Lippe.
"Selbst wenn du mir weh tun würdest, würde ich weiterhin an deiner Seite bleiben, okay? Für Menschen die man gern hat, steckt man den Schmerz weg und das wirst du auch verstehen, wenn du es endlich wieder zu lassen würdest..Wir können ja erstmal nur mit mir anfangen und..."
Er schluchzt auf, was mich tatsächlich überrascht.
"Was ist denn los?"
Er nimmt seinen Beutel und gibt mir einen Brief.
"D-Den habe ich vorhin gefunden, nach einem Wutanfall.."
Leicht schmunzle ich. "Darf ich ihn wirklich lesen?"
"Ja."
Ich streiche weiterhin sanft über sein Knie, während ich mit der anderen Hand den Brief öffne und anfange zu lesen.

//Hay mein Engel,
Ich weiß das du mich hassen wirst, dass ich dich und deine Mom alleine gelassen habe, aber ich muss gehen. Ich weiß das ich sagen werde, dass ich eine neue Frau und eine neue Familie haben werde, aber das stimmt nicht. Ich möchte einfach nicht das mein kleiner strahlender Sonnenschein, mitbekommt wie ich nach und nach sterben werde. Ich möchte dir das nicht antun. Du bist mein Sonnenschein und ich möchte das du mich so in Erinnerung hast, wie ich jetzt bin.
Es tut mir leid, dass ich dir nicht weiter zu sehen kann, wie du aufwächst. Ich wünsche mir nur, dass du niemals dieses unfassbar strahlende lächeln verlierst und glücklich wirst. Auch ohne mich.
Ich liebe dich mein Sonnenschein.
Dein Dad.//

Darunter waren ein paar kraklige Herzen gezeichnet. Ich sehe zu Minho.
"All die Jahre habe ich ihn gehasst und jetzt das..." haucht er und nimmt den Brief wieder an sich.
"Er war krank und wollte einfach keinen fünfjährigen dabei zu sehen lassen kann, wie sein Vater stirbt. Er hat es alleine durchgestanden...alles alleine. Ohne jemanden..Jisung..."
Ich glaube das hat etwas in ihm ausgelöst, was ich selbst noch nicht verstanden habe.
Er sieht mich weinend an. Und scheiße.
Selbst heulend ist er wunderschön.
Wieso ist er selbst dabei wunderschön?
Wenn ich heule, dann sehe ich aus wie ein tollwütiges sonst was.
"Wollen wir gehen?" frage ich leise, weswegen er nickt und mir aus dem Haus folgt.
"Jisung?"
"Ja?"
"Ich hoffe du weißt, dass ich dir noch oft weh tun werde?"
Lachend sehe ich ihn an. "Ja das weiß ich. Und ich werde dir dein Lächeln zurück bringen."
"Wir sind so gestört...das wir versuchen uns gegenseitig zu helfen." haucht er und hielt mir plötzlich eine Box mit Nudeln hin.
"Minho...Ich liebe dich!"
Glücklich nehme ich die Box und sehe ihn an, während er auf dem Boden sieht.
Scheiße..
Dieser Junge ist so süß.
Irgendwann erleide ich noch einen fucking Zuckerschock wegen ihm!

Cause I like you (boyxboy)Where stories live. Discover now