15

34.7K 1K 50
                                    

Ein missmutiges Brummen verließ meine Lippen als Raelynn mich am Arm packte und aus dem Wagen zog. Mein ganzer Körper fühlte sich durch das lange sitzen an wie zusammen gedrückt. Noch immer sah ich auf den Boden, ich wollte dieses verdammte Anwesen nicht sehen. Mir war klar, dass ich mich verhielt wie ein Kleinkind, aber ich hatte in dem Fall auch jedes Recht dazu!

Ein warmer Finger legte sich unter mein Kinn und hob sanft meine Kopf an, schnaubend sah ich Raelynn an. "Was?!", zischte ich. Seine Lippen umspielte ein amüsiertes Lächeln. So weit kam es noch! Ich stieß seine Hand weg, er lachte. Tatsächlich hatte er gelacht. Wie als hätte ich einen Alien gesehen, stand ich da und starrte ihn an. Natürlich war er lockerer jetzt wo wir in seinem Gebiet waren, weit weit weg von allem was ich lieber mochte als diesen verbrühten Idioten.

Und Zack, da war es wieder. Das Pochen in meinen Schläfen und die Kälte in Person vor mir. Als hätte er meine Gedanken gehört erstarb sein Lachen, das wenige Mondlicht, welches sich einen Moment in seinen Augen gefangen hatte und sie leuchten ließ, verschwand gleich mit dem Klang seiner tiefen Stimme.

Im nächsten Moment fand ich mich mit dem Rücken an den Wagen gepinnt wieder. Seine Hände waren links und rechts neben mir an das Dach gelehnt und seine Augen starrten direkt in meine. "Und das ist auch besser so", seine Stimme war rau, nicht mehr als ein leises Knurren, welches mir einen Schauer über den Rücken hetzen ließ.

"Warte, was?", er schnaubte argwöhnisch. "Pass auf welche Gedanken du mir entgegen schreist und welche in deinem Kopf bleiben, Kleines."

Na super. Es war also nicht nur als ob, er hatte sie gehört. Genervt pustete ich Luft aus und sah zur Seite, ließ den Blick nun doch über den Hof schweifen um meinen Mate nicht ansehen zu müssen. Mate... das hat bei anderen immer so einen schönen Klang. Bei dir klingt es eher wie ausgespuckt. Als Antwort auf den Wolf in meinem Kopf brachte ich nur ein müdes Lächeln zu Stande.

Der Vorhof bestand aus einer recht großen Art Parkplatz, an den Stellen wo wohl die Wiese anfing, prangten hohe Hecken und verbargen die Sicht auf den Garten, wie ich vermutete. Am Ende der hohen Hecken, war der beleuchtete Eingang zu einer, ungefähr drei stöckigen, Villa zu sehen. Ansonsten war es dunkel. Hätte er mir gesagt, dass wir den ganzen verdammten Tag in dieser Kiste verbrachten, hätte ich mir wohl oder übel was gemütlicheres angezogen.

Das Einzige was ich gerade wollte war meinen Arsch in irgend ein Bett zu schwingen, in welchem ich heute Nacht wahrscheinlich ohne hin kein Auge zu bekam, doch das hielt mich nicht von diesem Gedanken ab. Wärme, eine Decke die ich eng um meinen Körper ziehen konnte, so wie ich es damals immer getan hatte wenn ich Angst hatte. Ich spürte den musternden Blick der grünen Augen auf meinem Gesicht, welcher unruhig über meine Züge zu huschen schien. "Na komm..." er stieß sich vom Wagen ab "...wir gehen rein, ich zeig dir wo alles ist."

Untergeben ließ ich meine Schultern hängen. Musste das jetzt noch sein? Gib einfach nach Lia, weniger Stress für alle... zumindest für heute. Seit wann auch immer Nyx so kooperativ war, heute schien es mir zu helfen. Missmutig trottete ich dem Älteren in die Höhle der Löwen nach.

Als wir in die große Eingangshalle traten umgarnte uns eine angenehme Wärme. In der Mitte der hoch gelegten Decke prankte ein großer Kronleuchter, welcher den gesamten Raum mit einem warmen Licht beleuchtete. Das Parkett unter unserem Füßen war dunkel, beinahe schwarz und bildete einen drastischen Unterschied zu den weißen Wänden. In gleichmäßigen Abständen ragten an den Wänden Marmorsäulen bis an die Decke empor und ließen den riesigen Raum noch edler aussehen, als er ohnehin schon wirkte.

Am anderen Ende der Halle, welche man genau so gut als Ballsaal hätte bezeichnen können, war eine, ebenfalls schwarze, Treppe zu sehen die zu einem Podest hoch führte. Das hölzerne Geländer, welches dieses umrahmte, sollte einen wohl davor bewahren die guten zwei einhalb Meter herunter zu stürzen. Unter dem Podest war eine einzelne Tür zu sehen, mal abgesehen von dem Eingang die einzige Tür im ganzen Saal.

Nightmare - please Trust meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt