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Es war, als würde alles in Zeitlupe ablaufen. Erschrocken sah ich auf. Es war ein Mann Mitte 50. Er hatte eine graue cap auf. Sein Gesicht wirkte eingefallen. Die kurzen, weiße Bartstoppeln und seine viel zu große und löchrige Kleidung ließen ihn sehr verwahrlost aussehen. Ohne das dicke Gewehr in seiner Hand würde er total harmlos aussehen. Ein Knall nach dem anderen drang in mein Ohr. Es fielen Sachen aus den Regalen, Geschirr zersprang und die Bedienung stand wie paralysiert hinter der Theke. „Geld, alles was du hier hast! Pack es ein" schrie der Mann mit seiner rauchigen Stimme. Plötzlich war es still. Er hatte aufgehört zu schießen. Die Musik im Hintergrund war das einzige was ich noch hörte. Keiner sagte ein Wort. Niemand gab auch nur das kleinste Geräusch von sich. Das Gewehr hatte der Mann auf die noch immer schockierte Bedienung gerichtet. „Sofort" schrie der Mann. Bevor sie reagieren konnte fielen erneut Schüsse. Plötzlich wurde ich am Arm gepackt und unter den Tisch gezogen. Bevor ich realisieren konnte was gerade passierte hörte ich wie die Glasfenster zersprangen. Kleine Glasscherben verteilten sich auf der Sitzbank, auf der ich vor wenigen Sekunden noch saß. Ich wollte schreien aber Liam drückte seine Hand auf meinen Mund. Ich spürte jeden einzelnen Herzschlag meines rasenden Herzes. „Sei leise" flüsterte mein großer Bruder mir zu. Er zog mich zu sich heran und drückte mich fest an sich. Er legte seine straken Arme um meinen Kopf und kniete sich vor mich. Mein Kopf lag direkt auf seiner Brust. Ich konnte seinen Herzschlag spüren. Er war langsam. Wie konnte er nur so ruhig bleiben. Ich hatte so Angst. Die Schüsse wollten einfach nicht aufhören. Durch Liams Arme hörte ich alles nur noch gedämpft. Voller Angst kniff ich meine nassen Augen zusammen und presste meine Lippen aufeinander. Zusammengekauert saß ich unter dem Tisch. Das einige was sich zwischen dem Mann und mir befand waren ein paar Meter und Liam. Was ist wenn er herkommt. Was ist wenn er uns unter dem Tisch findet. Plötzlich wirkten meine ganzen Probleme so klein und lächerlich. Das einzige was ich will ist hier lebend raus zu kommen, lebend und mit Liam. Mein ganzer Körper zitterte. Ich musste mir Mühe geben nicht laut los zu heulen. „Bleib ruhig" flüsterte mir Liam erneut zu. Es fühlte sich an als würden wir hier schon eine Ewigkeit sitzen, dabei waren es höchstens ein paar Sekunden. Als ich kurz davor war durchzudrehen hörten die Schüsse auf. Wieder war es still. Ich konnte nicht sehen was gerade passiert. „Geld. Sofort" schrie der Mann. Ich hörte eine Frau aufschluchzen. Wahrscheinlich die Bedienung. Kurz darauf vernahm ich leise schnelle Schritte. „Hier, das ist alles was ich habe" sagte eine leise, zittrige Frauenstimme. „Willst du mich verarschen" schrie der Mann „Wenn dir dein Leben was wert ist dann holst du mir jetzt gefälligst alles". „Ich hab nicht mehr, heute war nicht viel los" schluchzte die Frauenstimme. Statt einer antwortete hörte ich schwere langsame Schritte. Im nächsten Moment schrie die Frau schmerzerfüllt auf. Was passiert hier nur. Ich will hier weg. Tränen tropften aus meinen Augen, direkt auf den kalten Holzboden. Es war so schwer ruhig zu bleiben. Alles in mir wollte laut los heulen. Als erneut Schüsse fielen konnte ich es mir nicht mehr verkneifen. Schluchzende Geräusche verließen meinen Mund. Was passiert gerade? Hatte er jetzt die Frau erschossen. Bevor ich mehr darüber nachdenken konnte legte Liam mir wieder die Hand auf den Mund, was nur noch mehr Panik in mir auslöste. „Du musst still sein. Dir passiert nichts, ich pass auf dich auf, aber du bist ruhig sein" flüsterte er während im Hintergrund immer mehr Schüssel fielen. Seine Hand presste sich fest auf meinen Mund sodass ich gar nicht die Chance hatte einen Ton von mir zu geben. Ich hatte so Angst. Noch nie in meinen Leben hatte ich so Angst. Alles an mir zitterte. Ich will hier raus. Ich kann nicht hier bleiben. Voller Panik wollte ich unter dem Tisch hervor krabbeln aber Liam hielt mich fest. Dadurch wurde meine Angst nur größer. Seine eine Hand presste er gegen meinen Mund und mir er anderen drückte er mich fest gegen seinen Körper. Ich kann das nicht, ich muss hier weg. „Bleib ruhig" flüsterte mein großer Bruder. Wie soll ich ruhig bleiben. Ich kann nicht ruhig bleiben. Alles in mir wollte hier weg. Aufstehen und weg laufen. So schnell es geht. „Raus aus meinem Laden" schrie plötzlich eine andere Männerstimme. Das nächste was ich hörte waren wieder Schüsse. Andere Schüsse. Sie kamen aus einem anderen Gewehr. Ein paar Sekunden später war es wieder still. Totenstill. „Ist er... ist er tot" fragte die zittrige Frauenstimme. Ich hörte Schritte. „Nein, ruf die Polizei und einen Rettungswagen" hörte ich eine wütende Männerstimme. „Ich hab die Polizei schon alarmiert" sagte eine andere, raue Männerstimme. Was passiert da? Ist es vorbei. „Ist jemand verletzt" hörte ich eine laute Stimme. Langsam nahm Liam seine Hand von meinem Mund und lockerte seinen Griff. Verschwommen sah ich wie er an der Sitzbank vorbei schaute. „Es ist vorbei" sagte er nach ein paar Sekunden. Heulend brach ich zusammen. Was ist gerade nur passiert. „Komm vor" hörte ich die Stimme meines Bruder aber ich reagierte ich. Ich spürte wie er meine Hände nahm und mich vorsichtig unter dem Tisch hervor zog. Mein ganzer Körper zitterte. Wie durch einen Schleier nahm ich meine Umgebung war. Noch immer saß ich auf dem Boden. Ein paar Meter vor mir lag der verwahrlost aussehende Mann mit dem Rücken auf dem Boden. Er bewegte sich keinen Zentimeter. Sein helles Shirt war voller Blut. Ein anderer Mann kniete über ihm und drückte seine Hände gegen seine Brust. Neben den zwei lag das Gewehr, mit dem der Mann geschossen hatte. Hinter ihnen stand ein etwas dickerer Typ, in seiner Hand ebenfalls ein langes Gewehr. Er war hektisch am telefonieren. Die Bedienung stand am Tresen. Mit der einen Hand musste sie sich abstützten während sie sich die andere vor ihr heulendes Gesicht hob. Sie sah total fertig aus. Die anderen Gäste sahen ebenfalls total schockiert zu dem Bewusstlosen, blutenden Mann. „Schau da nicht hin, schau mich an" sagte plötzlich mein großer Bruder und kniete sich in mein Suchfeld. Seine verwuschelten Haare hingen ihm wie immer ins Gesicht. Sein Blick wirkte total klar und gefasst. Keine Spur von Angst. Was ist hier nur passiert. Überfordert schloss ich die Augen, wodurch neue Tränen über mein Gesicht liefen. Was ist hier nur passieren. Ich spürte jeden Zentimeter meines zitternden Körpers. Als mich etwas an meiner Hand berührte öffnet ich schockiert meine Augen. Es war nur Liam. „Komm hoch, hier ist alles voller Scherben" sagte er leise und zog mich vorsichtig auf die Beine. Mein Blick fiel auf unseren Tisch. Er war voller Scherben. Sie waren überall. In unserem essen, auf der Sitzbank, auf dem Boden. Das Fenster war komplett zersprungen, alleine der Rahmen war übrig geblieben. In der Ferne hörte ich Sirenen. Ich versuchte das alles zu verstehen. Was ist hier gerade nur passiert...

Hey ihr!
Da wären wir wieder beim Thema Waffen. In unserem Land gibt es mehr Waffen als Einwohner! Ich privat kennen keinen der keine Pistolen zuhause hat. Jeder hat welche. Also wie ihr sehr ist so etwas wie in dem Kapitel beschrieben gar nicht so unwahrscheinlich. Immer wieder gibt es Amokläufe, Schießereien oder bewaffnete Überfälle. Immer wieder gibt es verletzte und tote. Das ist inzwischen nichts besonderes mehr. Also ihr bracht jetzt nicht denken das wenn ihr mal in ein Diner geht das ihr erschossen werdet, aber die Gefahr das sowas passiert ist hier einfach größer als anders wo.
Ich selber stand auch mit 10 Jahren auf dem Schießplatz und hab mit Pistolen geschossen, und verhältnismäßig war ich noch spät dran. Ich hab kein Problem mit Waffen und so weiter, aber sie werden leider immer öfters für abscheuliche Taten missbraucht und da bin ich absolut dagegen...

Big Brothers 2Where stories live. Discover now