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„Ryder Mason James", der Direktor seufzte „was soll ich mit dir machen?"

„In die Mittagspause entlassen", ich setzte ein gespielt freundliches und übertriebenes Lächeln auf, wie er es schon von mir kannte.

„Ich weiß etwas besseres", oh nein „du darfst bei einer unserer Außenstellen helfen. Ungefähr zwanzig Minuten von hier weg", jetzt lächelte er mich so an. Nachmacher.

„Schulen haben Außenstellen?", ich zog meine Augenbraue hoch. Er sollte mir keinen Scheiß erzählen. Davon hab ich noch nie gehört.

„Wir haben uns vor ein paar Jahren erweitert. Es ist eine Außenstelle für... besondere Kinder", der dunkelhäutige Mann mit Brille, grauen Haar und Bart- was ein wirklich lustiger Kontrast war- sah zur Deckenlampe und kratzte sein Kinn.

„Besonders inwiefern?", misstrauisch kniff ich meine Augen zusammen und sah kurz auf das Bild auf seinem Schreibtisch, auf dem er einen Arm um seinen Lebensgefährten gelegt hatte und ein Zwillingspärchen- höchstens acht- vor ihnen standen. Gemeinsam grinsten sie breit in die Kamera. Würg.

„Es sind Kinder mit Behinderungen. Von taub bis geistig ist alles dabei. Aber du solltest vor allem als Hilfe für den Hausmeister strammstehen", er legte so ein Brocheuren Teil vor mich.

„Wann genau soll ich das erledigen wenn ich bis vier Schule hab?", ich schob das Teil zu ihm zurück.

„Du meinst wenn du dann auch zur Schule kommst", nun war es an ihm die Augenbraue hochzuziehen „Die Schule hat andere Zeiten. Es ist ziemlich Internats ähnlich. Einige bleiben dort die ganze Woche, weil die Eltern sich nicht um sie kümmern können. Aber du würdest nach der Schule bis sagen wir... spätestens neun arbeiten"

„Krieg ich dafür Geld oder so?"

„Nein. Das ist eine Strafe und kein Job Ryder. Jetzt geh. Deine erste Schicht fängt heute an. Wenn du das nicht machst muss ich zur Polizei gehen. Und ich bezweifle, dass du eine Anzeige auf dir sitzen haben willst", er wank mit der Hand, was mir das Zeichen geben sollte endlich meinen perfekten Arsch aus dem Raum zu schwingen.

Genervt tat ich dies auch.

„Und? Was hat der gesagt?", wie zu erwarten hatten meine Jungs draußen gewartet.

„Ich soll nach der Schule bei so nem komischen Internatsteil helfen. Mit Behinderten", ich verzog das Gesicht.

„Da wirst du dich sicher wohlfühlen", sagte Fridge.

„Sagt der, der Kühlschrank heißt?", ich sah meinen Cousin vielsagend an.

„Nur mit zweiten Namen!"

„Also musst du nach der Schule so komischen missratenen Dingern helfen im Leben klar zu kommen? Was n scheiß", spottete Zark, von dem ich nichtmal wusste, warum genau er hier war, weil er als einziges von uns sechs nicht auf diese Schule ging. Auf welche Schule er stattdessen ging oder ob er überhaupt zur Schule ging war mir aber ein Rätsel. Fragen tat ich aber auch nicht, weil wir uns nicht in das Privatleben der anderen einmischten. Das war einer der ersten Regeln, die wir als Gruppe aufgestellt hatten.

„Scheint so", ich zuckte mit den Schultern „also wir sehen uns", ich sprang-als wir draußen ankamen- auf mein Skateboard und fuhr die Straße lang.

Wie kam der Direx jetzt auf so eine Idee? Ich komm mit den doch sicher nicht klar. Selbst wenn ich nur fürs verdammte Klo putzen da bin werde ich es nicht vermeiden können den übern Weg zu laufen. Und was dann? Sag ich den ‚Hallo'? Was wenn die mich nicht hören? Einfach nicken? Oder soll ich die erst garnicht beachten? Viellicht werden sie denken ich bin einer von denen und dann bin ich nicht mehr Ryder James sondern Ryder Missgeburt oder so. Was wenn sich das dann auch noch rumspricht? Gott, ich hatte noch nie mit Behinderten zu tun.

Loving the blind girl Where stories live. Discover now