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„Mace komm mal her", rief Az.

„Ja, was gibts?", ich stand im Türrahmen und sah abwartend zu meinem Bruder, der mit seinem besten Freund James in der Küche stand und grinste wie ein Honigkuchenpferd.

Oh nein. Was haben sie angestellt?

„Wir haben Kuchen gemacht. Willst du was?", er zeigte stolz auf seine Schokotorte.

„Sicher, dass das essbar ist?", ich zog skeptisch eine Augenbraue hoch und umkreiste den Kuchen während ich ihn musterte. Der beste Koch oder Bäcker war er ja eigentlich nicht.

„Mal hoffen. Es ist alles drin, was rein muss, gemixt und er war im Ofen", er sah mich besorgt an „wann hast du das letzte mal was gegessen?"

Ich verdrehte die Augen und nahm mir einen Teller „gib mal ein Stück"

Wenn er mit dieser Frage kam, hatte ich keine Chance mehr. Dann blieb er auch hartnäckig.

„Ich will auch!", Aaron kam in die Küche gestürmt und griff direkt nach einem Teller.

„Dann mal hinsetzten und los", enthusiastisch klatsche Az in die Hände.

Er schnitt die Stücke und verteilte sie auf uns.

„Mal hoffen, dass wir nicht alle sterben", James lachte. Das war aber kein Scherz. Wir konnten wirklich nur hoffen.

Der Kuchen war tatsächlich garnicht so schlecht. Überraschend. Aber nur weil er nicht schlecht war, hieß es nicht, dass er gut war.

„Hey Kleiner wollen wir gleich mal mit James runterfahren? Zum Strand oder so", fragte Az mich nebenbei.

„Klar", ich nickte kauend. Nach einem Stück konnte ich dann aber auch nicht mehr.

Ich setzte mich keuchend auf und sah mich um. Es war kein Traum. Kein Traum. Az lag im Zimmer neben mir und schlief. Er schlief. Er atmete. Er lebte.

„Ryder?", Lexi berührte mich am Arm. Ich zuckte zusammen. Az kannte Lexi nicht. Doch kannte er. Aber nicht als meine Freundin. Er war tot.

„Alles gut", ich atmete tief durch „Schlaf weiter"

„Hattest du einen Albtraum?", sie setzte sich auf. Ich sah es nicht, weil es in meinem Zimmer komplett dunkel war, aber ich spürte es.

„So was in der Art", ich fuhr mir mit den Händen übers Gesicht. Beruhigen. Alles gut.

„Hast du das öfter?"

„Ja", ich legte meinen Kopf auf ihren. Natürlich. Ich dachte oft an meinen Bruder.

„Willst du drüber reden?", bot sie an und fing an meine Haare zu kraulen.

Ich atmete tief durch und wollte es ihr erzählen. Wollte ihr alles sagen, aber es ging nicht. Mir fehlte die Kraft „Ich kann nicht"

„Es ist ok", sie lehnte sich mit mir wieder zurück und kraulte weiter meine Haare.

Kurze Zeit war es still und man hörte nur unser Atmen.

„Hey Lex?", fragte ich in die Dunkelheit. Ich war mir nicht sicher, ob sie noch wach war, weil ihre Hand langsamer wurde.

„Mhm", antwortete sie.

„Willst du mich morgen wohin begleiten? Es- es ist ein schwerer Tag". Az' Todestag.

„Natürlich. Wenn du möchtest", sie nahm meine Hand und küsste sie.

„Danke"

„Nicht dafür. Versuchst du nochmal zu schlafen?", sie kraulte weiter.

„Ich weiß nicht. Viellicht"

Loving the blind girl Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt