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Ich bin mittlerweile wieder wach und muss mitansehen, wie Taehyung in einen Leichensack gepackt und abtransportiert wird.

Meine Eltern sind gerade bei Taehyungs Eltern, um ihnen beizustehen. Eine schlechte Idee, denn ich gehe in das Sterbezimmer und schließe es ab. Sie haben die Infusion stehen lassen und es ist tatsächlich noch einiges drinnen. Vielleicht habe ich Glück.

Ich setze mich auf das Bett und starre an die Wand.Mein Leben ist ein Alptraum und ohne Taehyung halte ich dieses nicht mehr aus.

Wie betäubt greife ich zu der Nadel, an der sein Blut klebt.

Ich suche eine Vene und drücke mir die Nadel rein. Ich zische auf. Der Zugang hängt noch dran. Ich weiß nicht mal, ob so Luft in mein Blut kommen kann, aber dann bin ich wenigstens sofort tot.

Aber es funktioniert auch so.

Ich lege mich hin und schließe meine Augen.

Stumme Tränen fließen über mein Gesicht.

Er hätte ganz normal weiterleben können und ich bin Schuld, dass er dies nun nicht mehr kann. Mein Körper verkrampft sich schmerzvoll und gleichzeitig merke ich, wie ich immer müder werde.

Mein Herzschlag wird immer langsamer.

Jetzt schlägt mein Herz wirklich schmerzhaft langsam gegen meine Brust und mein Atem geht immer flacher.

Dennoch sind wir Seelen die keinen Seelenverwandten finden können, was wird mit uns passieren?

Meine Augen schließen sich, ich habe das Gefühl zu ersticken, doch ich bin unfähig noch irgendetwas zu tun."JUNGKOOK, WAS TUST DU DA?", höre ich meine Mutter noch verzweifelt schreien, ehe mein Herz einen schmerzhaften letzten Schlag macht.

Es tut mir so leid, Taehyung.
-

Was ist das Schicksal von den Seelen, die keinen Seelenverwandten bekommen haben?

Nun ja, sie bekommen eine zweite Chance.

Ich habe es selbst nicht glauben können, aber ich bin heute genau 19 Jahre und Zehn Monate alt. "Du musst öfters raus gehen Jungkook. Du brauchst nicht glauben, dass deine große Liebe hier klingelt", schimpft meine Mutter und ich kann es auch wie damals schon einfach nicht mehr hören.

Dann klingelt es zum Glück und mein Herz rast wie verrückt. Meine Eltern gehen an die Tür. "Hallo, wir sind die Kims, ihre neuen Nachbarn. Das ist Taehyung, unser Sohn. Ich heiße Yoona und mein Mann heißt Bogum", höre ich und mein Herz klopft immer stärker.

"Oh Hallo! Willkommen in der Nachbarschaft, wir sind die Jeons! Kommt ruhig rein", höre ich danach und ich will mich auf mein Zimmer verpissen, da ich noch nicht bereit bin. "Jeon Jungkook, hier geblieben", sagt mein Vater streng und seufzend drehe ich mich wieder um. Ich sehe zwei Erwachsene Menschen und einen Jungen mit blauen Haaren.

Meinen Jungen mit blauen Haaren.

Er mustert mich intensiv und dann erhellt sich sein Gesicht. Ohne zu zögern rennen wir aufeinander zu und umarmen uns, als gäbe es kein Morgen mehr.

"Da hat die Seelenverwandtschaft aber heftig zugeschlagen",  höre ich es verwirrt.

Nein, keine Seelenverwandtschaft, aber Schicksal. Gott hat wohl unsere Zeit zurück gedreht, denn wir konnten verdammt nochmal nichts für unsere DNA.

"Jungkook...", haucht er in mein Ohr und ich fange still an zu weinen. Das ist doch Wahnsinn. Einfach nur wahnsinnig..

"Wir gehen auf mein Zimmer", sage ich einfach nur schnell und ziehe Taehyung mit. "Hast du Angst?", fragt er wie damals und dieses mal verneine Ich. "Nein", antworte ich sicher und Taehyung bleibt stehen. "Ich habe schon Angst. Wir sind nicht aneinander gebunden. Wir können streiten und uns trennen", erklärt er und ich umrahme sein wunderschönes Gesicht.

"Und genau so sollte es auch sein, Taehyung. Unsere Liebe ist echt, nicht von der Natur erzwungen weil es ohne sie kein überleben gibt. Wir haben mit unserer Genetik ein Geschenk bekommen" , erwidere ich und Taehyungs Gesicht erhellt sich.

"Aber um ganz sicher zu gehen... ", flüstere ich dann und verbinde unsere Lippen zu einem Kuss, den ich niemals wieder in meinem Leben vergessen werde.

Ich habe Taehyung wieder.

Wir sind füreinander bestimmt, egal was die Natur will. Sonst wären wir jetzt nicht hier an diesem Punkt. Sonst hätten wir nicht zueinander gefunden.

Wir, mit dieser außergewöhnlichen Genetik.

Das ist ein Geschenk, welches wir auf ewig wertschätzen müssen.  Wir lösen uns und fallen uns wieder in die Arme.

"Hast du den Ring noch?", fragt er leise und ich nicke. "Ich auch", erklärt er und wir sehen auf unsere Hände. "Dann haben wir diesmal etwas anderes zum planen", sagt er glücklich, hebt mich hoch und dreht uns im Kreis. Ich lache nur auf.

"Gott ich liebe dich so sehr Taehyung. Bitte stirb nie wieder", erwidere Ich und er küsst meine Stirn. "Ich liebe dich auch", sagt er dann endlich und ich kann mein Schicksal kaum fassen.

Unser Schicksal

Ist es die Realität oder ist das unser Himmel?

Es fühlt sich wie das echte Leben an.

Doch egal, was es jetzt letzendlich ist...

.. solange wir letztendlich zusammen sind, ist mir das egal.

Die Uhr bleibt endlich stehen.

Ende

Time ¶ TaeKook Where stories live. Discover now