Kapitel 31

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Yoongi POV:
Ich habe Angst. Wahnsinnige Angst. Angst, dass dieses hübsche Mädchen ihr Leben aufgibt, anstatt zu kämpfen. Das hat sie nicht verdient.
"Du bist mir gar nichts schuldig! Ich habe dir schon oft gesagt, dass DU keine Schuld daran trägst, verdammt nochmal!", spuckte sie mir förmlich ins Gesicht.
Autsch! Das hat gesessen. Seufzend erhebe ich mich.
Dann habe ich eine Idee. Hektisch krame ich mein Handy hervor und nehme meine Kopfhörer zur Hand. Ich suche DEN Song und stecke ihr die Stöpsel in die Ohren. "THE LAST". Der Song, der meine schwerste Zeit im Leben beschreibt, wird abgespielt. Im Laufe des Songs merke ich, wie sie förmlich zusammenfällt bis sie schließlich richtig los weint. Rasch beuge ich mich zu ihr herunter und nehme sie fest in den Arm.
Als der Song zu Ende ist, stoppe ich die Musik und entferne die Kopfhörer aus ihren Ohren.

"Ich weiß durchaus, was beschissene Zeiten sind.", fange ich an zu reden. "Vielleicht nicht so beschissen, wie es derzeit bei dir ist. Eben anders beschissen. Aber beschissen ist beschissen. Jeder hat mal schlimme Zeiten. Ich habe sie überwinden können. Mir geht es soweit gut. An und ab falle ich auch heute noch in das ein oder andere Loch. Aber da sind meine Jungs, die hinter mir stehen und mich immer wieder aus dem tiefsten Loch heraus holen.
Ich will für dich da sein, so gut ich es kann und dir aus deinem Loch heraus helfen. Wir alle stehen hinter dir - ich und auch die Jungs. Du kannst es schaffen! Du musst es nur wollen und die Kraft und die Geduld aufbringen zu kämpfen. Gib nicht auf! Ich weiß gut, was es heißt mit seinem Problem alleine zu sein. Und ich will nicht, dass du dich alleine fühlst. Wir sind für dich da."

Es schüttelt sie nun förmlich durch, so sehr weint sie. Verzweifelt halte ich sie etwas fester und streiche ihr beruhigend über den Kopf und ihren Rücken. Wir sitzen einige Zeit so da, bis sie aufhört zu weinen.
Vorsichtig versuche ich, ihr ins Gesicht zu sehen, doch sie bedeckt es. Schämt sie sich etwa?
Aish! Dieses Mädchen ist einfach süß. Daran ändern auch rotgeweinte Augen nichts.

Ich hole einen Waschlappen und befeuchte ihn mit kaltem Wasser. Anschließend ziehe ich vorsichtig ihre Hände vom Gesicht und wasche sie etwas ab. Sofort greift sie nach dem Lappen und hält ihn sich an die Augen.
Geduldig wartend knie ich mich vor sie, bis sie ihre Hände wieder senkt. Liebevoll lächel ich ihr zu. Ihre sonst so strahlendblauen Augen wirken kalt und grau. Sie ist gebrochen. Sie hadert mit ihrer Situation. Wer würde das nicht?
Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen. Eigentlich wäre ICH in dieser Situation, wenn sie nicht gewesen wäre. Sie hat sich für mich geopfert. Ich versuche, den Gedanken zu verdrängen.
Allmählich verschieben sich auch ihre Mundwinkel zu einem kleinen Lächeln. Ein sehr kleines schiefes Lächeln, aber immerhin! Ein kleines Glücksgefühl durchströmt meinen Körper und mir wird warm.
Zaghaft nehme ich ihre kleinen zarten Hände in meine. Sie sind eiskalt. Ich überdecke sie mit meinen Händen und versuche ihre damit zu wärmen.

"Danke, dass du gekommen bist.", flüstert sie leise.
Ausgiebig mustere ich sie. Das sonst so fröhliche Mädchen ist irgendwo da verborgen. Ihre Haare wirken stumpf, die Haut mausgrau. Wie lange war sie eigentlich nicht mehr an der frischen Luft?
Von oben sieht man deutlich ihre Schlüsselbeinknochen. Vor allem im Gesicht wirkt sie sehr eingefallen.
"Komm, wir gehen ein bisschen raus an die Luft. Hier hat es einen wunderschönen kleinen Park, der zur Klinik gehört. Du musst mal raus."
Sie schüttelt energisch den Kopf. Doch ich löse schon die Bremse und drehe den Rollstuhl in Richtung Tür.
"Bitte nicht!", schluchzt sie verzweifelt und hält die Räder fest.
"Hey, du musst mal raus! Mal was Anderes als diese vier Wände hier sehen!" Wieder schüttelt sie den Kopf, lässt aber los. Erneut nehme ich ihre Hände, gehe zu ihr in die Hocke und schaue ihr fest in die Augen.
"Du musst dich nicht vor der Welt verstecken. Du bist ein hübsches Mädchen. Eines, welches zwar gerade großen Kummer hat, aber sich nicht von der Welt da draußen zurückziehen muss. Ein bisschen Ablenkung tut dir bestimmt gut! Du siehst aus, als hätte dich die Sonne seit drei Jahren nicht mehr gesehen..."
Schließlich nickt sie verlegen. Ich schiebe sie vor die Tür und gebe der Schwester in gebrochenem Englisch bescheid, wo wir hingehen.
Sie lächelt mir freundlich zu und winkt ab.

Wir machen uns auf den Weg und haben nach wenigen Minuten den Park erreicht. Die Wege sind eingesäumt mit Bäumen, Blumen und Sträuchern. Es ist bereits Herbst. Das Laub der Bäume erstrahlt in knalligen Rot- und Orangetönen.
Unter meinen Füßen rascheln die bereits heruntergefallenen Blätter.
Nach ein paar Metern erreichen wir eine Parkbank. Die Sonne scheint darauf und ich stelle den Rollstuhl dort ab, richte ihre Decke, damit sie es warm hat und setze mich neben sie auf die Bank.
Aus den Augenwinkeln bemerke ich, dass Angie die Sonne zu genießen scheint. Sie hat die Augen geschlossen.
Schweigend sitzen wir nun so da und genießen beide die warmen Sonnenstrahlen.

Do you love the Bangtan Style? Pt.1 - Yoongi-FFWhere stories live. Discover now