Der Rum, bei dem eine einzige Flasche um die 150 Mäuse kostet, muss dazu gesagt werden. "Das hört sich definitiv noch besser an, als die andere Idee." Stimmte ich ihr zu. Wir erzählten noch ein paar Minuten lang und ich wünschte wirklich, dass Mitch heute Abend da wäre. Was schon wieder so verdammt verweichlicht von mir war. Aber es war nun mal so. Wir beide sind uns in den letzten Monaten noch näher gekommen.

Nein, wir hatten keinen Sex. Haben uns nicht mal geküsst. Ich war meiner Freundin treu, denn alles was ich mit Mitch tat, war Händchenhalten, wenn wir irgendwo hingingen, oder sie in den Arm nehmen, oder sie auf meinem Schoß sitzen haben, sowas halt. Einfache kleine Dinge. An manchen Abenden lagen wir auch einfach zusammen auf der Couch und sahen uns einen Film an, aßen dazu was vom Chinesen und wir... Ich gebe das jetzt wirklich ungern zu... Aber wir kuschelten und es fühlte sich gut an.

Da! Ich habe meine Eier noch, obwohl ich es wirklich zugegeben hatte. Kuscheln macht Spaß und ich bin nicht schwul.

Ihr seht also, ich habe meine Freundin technisch gesehen nicht betrogen. Wobei das mein Gewissen auch nicht unbedingt erleichterte. Dann fiel mir ein, dass ich ja noch Leah anrufen sollte. Scheiße. Ich telefonierte schnell mit ihr und sagte, dass ich nach dem Essen bei ihr vorbei kommen werde und zog mich schnell an. Mitch hatte mir extra ein Hemd und ein Sportsacko für das Essen gekauft, weil ich es ihnen unter die Nase reiben sollte, dass ich mich verändert hatte. Meinte sie zumindest. Ich dagegen hatte in meinem Leben noch niemals ein Hemd angehabt und fühlte mich unwohl. Vorallem als ich noch das dunkelgraue Sportsacko überzog. Keine Ahnung, wo der Unterschied zu einem normalen Sacko bestand, aber als ich mich im Spiegel ansah, fand ich es gar nicht mal so übel. Außerdem fühlte es sich unglaublich toll auf der Haut an. War das... Seide? Nein, Mitch hatte niemals soviel Geld ausgegeben und für mich ein Seidenhemd gekauft. Zusammen mit meinen Skinnyjeans sah es halbwegs cool aus.

War auch besser so, denn hätte ich wie ein Schnösel im Anzug ausgesehen, hätte ich das niemals in der Öffentlichkeit getragen. Onkel Tim fielen beinah die Augen raus, als ich an ihm vorbei in den Flur ging. "Kein einziges Wort, oder ich poliere dir die Fresse. Nur weil ich diesen Scheiß trage, bin ich noch lange kein Weichei." Drohte ich ihm, woraufhin er nur grinste, aber tatsächlich nichts zu meinem Outfit sagte. Er wusste halt was gesund für ihn war.

Dann fuhren wir zum Haus meiner Eltern, was nicht länger mein zu Hause war, und ich bekam schwitzige Hände. Ich blickte im Auto hin und her und versuchte irgendwas zu finden, was mich ablenkte. Da entdeckte ich einen Briefumschlag auf dem Amarturenbrett. Ich machte ihn auf und zum Vorschein kam... eine ganze Menge Bargeld. "Hast du vor Drogen zu kaufen? Illegale Waffen? Oder so was? Weil das ist ein ganz schöner Batzen Bargeld."

"Nein." Sagte Onkel Tim und nahm mir den Umschlag weg. "Der ist für deine Mutter."

"Für meine Mutter?" Fragte ich nach, wie ein Volltrottel. Sein Ton sagte mir zwar, dass ich nicht weiter nachfragen sollte, aber ich war nun mal nicht dafür bekannt, dass ich ein einfacher Junge war. "Seit wann gibst du meiner Mutter Geld und wofür?"

Tim schaute mich verwirrt an, als er vor einer roten Ampel hielt. "Hältst du mich echt für so ein Arschloch, dass ich meiner eigenen Familie nicht helfe, wenn ich das Geld habe und sie nicht?"

Ähm... Nein, eigentlich nicht. Ich hatte mir in letzter Zeit schon öfters Gedanken darüber gemacht, warum ich einen Millionär als Onkel habe aber trotzdem in einem alten verfallenen Haus gelebt habe. "Nein... Ich meine, es ist ja dein Geld und was du damit machst, geht mich ja nichts an... Ich wusste es einfach nur nicht."

"Was auch besser so ist. Hör zu, du darfst keinem erzählen, dass ich deiner Mutter dieses Geld gebe, verstanden?"

Ich, wie ich nunmal war, konnte diese ganze Sache nicht einfach auf sich beruhen lassen. "Warum?"

Carpe diem...Where stories live. Discover now