Prolog

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Es war ein schöner sonniger Tag. Kinderlachen erfüllte die Luft. Die Mutter trat auf die Veranda ihres kleinen, aber gemütlichen Hauses und schaute ihrem Kind beim Spielen zu. Lächelnd wandte sie sich wieder um und wollte ins Haus zurück gehen, als sie merkte, dass Wolken aufzogen. Es waren dunkle, bedrohliche Wolken. Schnell rief sie: „Schatz, komm bitte rein. Es wird bestimmt bald regnen." Das kleine Mädchen verabschiedete sich von ihren Freunden und lief zu ihrer Mutter in Haus.

Plötzlich hörte die Mutter vereinzelte Schreie. Die dunklen Wolken wurden immer dichter und schwärzer. In diesem Moment begann eine Warnglocke viermal schnell hintereinander zu läuten. Angreifer an der Stadtmauer!

Der Vater des Kindes kam, schaute seine Frau und seine Tochter an und sagte mit sanfter Stimme: „Ich liebe euch beide. Bitte bleibt hier im Haus in Sicherheit." Dann wandte er sich um und rannte mit gezogenem Schwert zur Stadtmauer.  

Seine Seelengefährtin schaute ihm nach. „Mommie, was ist los?", fragt ihre Tochter mit weit aufgerissenen Augen und riss sie aus ihren Gedanken. „Alles ist gut, mein Schatz. Papi kommt bestimmt gleich wieder." Sie wollte zuversichtlich klingen, aber in ihr machte sich Angst breit. Angst um ihren Seelengefährten. Was ist los?  rief sie über ihr Band. Ich liebe dich. Plötzlich spürte sie den Schmerz ihres Seelengefährten und dann das Reißen ihres Seelenbandes. Er ist tot. Sie schluchzte. Ihr Seelengefährte war tot. Sie konnte es nicht fassen. In ihr tobte ein so allumfassender unbeschreiblicher Schmerz, dass sie kaum noch Luft bekam. Sie wollte zusammensinken und nie wieder aufstehen, doch...

„Mommie? Warum weinst du? Wo ist Papi?" fragte das Mädchen, verunsichert, weil sie ihre Mutter noch nie weinen gesehen hatte. Tränenüberströmt blickte die Mutter ihre Tochter an. Sie musste jetzt stark sein. Für ihre Tochter. Sie sah aus dem Fenster; die Dunkelheit hatte schon fast die ganze Stadt umhüllt und das konnte nur eines bedeuten. Sie hatten sie gefunden.„Komm mit, Liebling. Ich bringe dich in Sicherheit." Sie nahm ihre Tochter an die Hand und zog sie zu einer kleinen Luke in den Fußbodendielen. „Du musst jetzt gut zuhören. Unter dieser Luke befindet sich ein Gang. Er führt aus der Stadt hinaus. Lauf so schnell du kannst bis ins nächste Dorf. Frage dort nach der Familie Elenwen. Sie wird dir helfen." 

„Und du?" fragte die Kleine. Auch ihr liefen jetzt Tränen über die Wangen, denn langsam erkannte sie, dass nun nichts mehr sein würde, wie es vorher war. „Ich werde sie aufhalten. Ich habe dich lieb und selbst wenn du mich nicht siehst, ich werde immer bei dir sein und über dich wachen. Und jetzt lauf!" Das Mädchen schluchzte auf. „Ich will bei dir bleiben, Mommie." Doch schließlich umarmte sie ihre Mutter ein letztes Mal und zwängte sie sich durch die Luke in den Gang hinein. Ihre Mutter schloss die Luke gerade rechtzeitig, denn plötzlich polterten Männer im Haus.

Das kleine Kind wollte sich umdrehen und weglaufen, wie ihre Mutter es ihr befohlen hatte, aber ihre Beine gehorchten ihr nicht. Und so musste sie durch die Dielenritzen mitansehen, wie ihre Mutter kämpfte, sich wehrte, aber schließlich von einem Schwert durchbohrt wurde. Die Mutter fiel mit dem Gesicht direkt auf die Dielenritzen. Ihre Augen weiten sich vor Angst, als sie ihre Tochter immer noch unter der Luke stehen sah und mit ihrem letzten Atemzug formte sie das Wort Lauf.

Das weinende Mädchen presste ihre Hand gegen ihren Mund, um nicht laut aufzuschluchzen, dann nickte sie und drehte sich um und lief los. Mit jedem Schritt in die Dunkelheit des Ganges zerbrach ihr junges Herz bis ihr nur noch ein Gedanke blieb. Rache.

Tänzerin im Licht (ACOTAR Fanfiction)Where stories live. Discover now