Kapitel 15

4.9K 121 10
                                    

Kleines Feiertagsgeschenk

"Sie haben immer Masken getragen. Ich kenne ihre Gesichter nicht. Nur ihre Augenfarben. Das war das einzige, was ich sehen konnte." Meine Stimme war glaubhaft, fest, aber auch etwas ängstlich, als ich über die drei Tage sprach.

"Warst du die ganze Zeit in den Keller?" Wollte der Mann wissen.

Ich schüttelte dne Kopf.

"Ich wurde ein mal zum Duschen hochgelassen und immer wenn....naja, wenn ich sie befriedigen sollte." Ein Kloß bildete sich in meinen Hals und Tränen bildeten sich in meinen Augen als ich daran zurück dachte.

"Die Männer haben dich vergewaltigt." Hakte die Polizistin nach.

"Nur Mund. Aber sie wollten mehr. Als ich Klara geschrieben habe, bekam der eine eine Nachicht. Ich glaube, dass sie mit mir zusammenhängt. Zumindest hätte das mit einen Gespräch zusammengepasst." Meinte ich.

"Kennst du den Namen der Person? Wie war er eingespeichert?"

"Als Alpha. Es tut mir leid  ich kann nicht wirklich helfen." Ich sah auf den Tisch.

"Du gibst dein bestes, dass wissen wir zu schätzen. Schließlich ist das alles ja auch erst zwei Tage her. Der Schock könnte jedoch auch verursachen, dass du ein paar Dinge vergessen hast. Wenn dir etwas wieder einfällt, melde dich bei uns. Gibt es sonst noch was?"

"Sonst weiß ich nichts."

Ich wusste nicht, wieso ich sie Polizei anlügte. Vielleicht hatte ich einfach Angst, dass wenn ich die Wahrheit sagen würde, dass die Jungs sich an mir rächen würden. So würden sie hoffentlich schnell das Interesse an mir verlieren und mich vergessen. Die Polizisten verabschiedeten sich und ich drehte mich zu meiner Mutter, welche meine Sachen in der Hand hielt. Ich wurde vor wenigen Stunden aus den Krankenhaus entlassen. Dannach waren wir gleich zur Polizei gefahren. Ich nahm meine Jacke und zog sie an. Es war zwar warm, schließlich war es immernoch Sommer, aber ich frierte schnell. Ich hatte mir etwas im Keller eingefangen. Aber die Ärzte meinten, es war nur eine leichte Erkältung.

"Ich habe ein paar Therapeuten herausgesucht, wie wäre es wenn du dir jemanden raussuchst?" Fragte sie.

Ich sah zu der zierlichen Frau. Augenringe und blasse Haut. In den drei Tagen hatte sie ganz schön an Farbe verloren. Irgendwie fühlte sich die Zeit bei ihnen wie eine Ewigkeit an. Die Polizei hatte den ganzen Tag nach mir gesucht und mich erst am Abend gefunden. Von den vier Männern keine Spur. Aber es schien, als hätten sie eilig das wichtigste zusammengepackt und wären dann gegangen. Keiner der Dorfbewohner konnte sagen, wer die Männer waren, da man sie kaum sah und die Scheiben ihrer Autos dunkel waren. Aber man suchte nun nach den Autos, wobei die Polizei nicht glaubte, sie zu finden.

"Ich gehe zu keinen Therapeuten. Dafür habe ich meine Freunde und die Kosten nichts." Stritt ich ab.

Die erste Schulwoche bleib ich zu Hause, erholte mich, ging zwei mal zum Arzt und diskutierte oft mit meiner Mutter, wegen den Psychologen, zu dem ich doch gehen sollte. Mein Vater respektierte meine Entscheidung und er verstand, dass ich erst einmal nicht von den männlichen Geschlecht angefasst werden wollte.

Doch nach drei Monaten, es war nun Mitte Oktober, war alles wieder normal. An meinen Handgelenken waren keine Narben entstanden und auch auf meinen Rücken war alles so weit in Ordnung und wenn ich mich ordentlich um die überraschend zarten Narben kümmere, so werden auch diese in einem Jahr nicht mehr zu sehen sein. Zumindest meinte das ein Arzt. Meine Freunde waren nach all dem bei mir geblieben. Zumindest die Freunde, die ich von Anfang an als solche bezeichnen konnte. Hanna, Luise und meine Rettung Klara, welche von mir mit Tränen begrüßt wurde, als ich sie das erste mal nach dem ganzen wieder gesehen hatte. Paula, welche mich eigentlich mehr oder weniger in die ganze Situation gebracht hatte, meinte, dass ich alles nur schlimmrede und hat sich von mir abgewandt. Ich verstand nicht, wie sie überhaupt auf den Gedanken kam, dass ich Aufmerksamkeit wollte. Denn diese war mir mehr als unangenehm und von der ganzen Schule wollte ich diese garantiert nicht. Aber naja, damit hatte sich herausgestellt, dass sie wirklich keine richtige Freundin war.

"Freitag! Ok, ich hab Sturmfrei. Wie immer?" Hanna war wie immer übermotiviert.

Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen und ich verdrehte meine Augen. Typisch. Sie liebte Übernachtungspartys und irgendwie wurde es ein Ritual, dass wir Freitag Abend bei irgendwem übernachteten. Ich sah auf mein Handy, stellte fest, dass ich morgen nirgends hinmusste und nickte.

"So wie immer oder denkst du, dass du es nach der Schule nicht so lange ohne uns aushälst?" Scherzte Luise und zog die Jacke enger um sich.

Ich schaute raus, draußen schüttelte es, aber heute Abend sollte es sich bessern. Hoffte ich. Eigentlich wurde das selbe besprochen wie jede Woche und jedesmal kam das selbe raus. Obwohl ich nun 16 Jahre alt war, so besuchte ich erst die neunte Klasse. Das lag daran, dass meine Familie umgezogen war, als ich eigentlich eingeschult werden sollte. Da der Umzug wegen ein paar Komplikationen länger dauerte, als geplant, haben meine Eltern beschlossen mich ein Jahr später einschulen zu lassen. Aber ich fand es gut so, sonst hätte ich meinen Haufen von Verrückten wohl nie kennengelernt. Als unser Bus kam, gingen wir raus in den Regen. Noch bevor der Bus hielt, waren wir klitschnass. Aber wir machten uns recht wenig daraus. Ich legte meinen Kopf in den Nacken, was mir Klara gleichtat. Wir stiegen schlussendlich ein und dann ging es nach Hause. Endlich. Der Schultag hatte sich stark in die Länge gezogen, was wohl daran lag, dass wir heute Deutsch, Englisch und Physik hatten. Eigentlich haben wir im letzten Block Musik, aber unsere Lehrerin ist krank, sodass wir leider Gottes Vertretung hatten.

Ich steckte meine Kopfhörer rein und hielt mich an der Stange fest. Da nun alle aus hatten, war der Bus entsprechend gefüllt. Wir fuhren eine viertel Stunde, bis ich an meiner Haltestelle ankam. Ich stieg zusammen mit den anderen vier aus udn verabschiedete mich kurz, ehe ich in zügigen Schritten nach Hause ging. Der Geruch von Lasagne schoss mir entgegen und die Wärme ließ meine Muskeln entspannen. Ich genoss den Augenblick kurz, ehe ich die Tür hinter mir schloss. Ich zog meine Nassen Schuhe aus und ließ meinen Rucksack an der Treppe von meiner Schulter gleiten, dann ging ich in die Küche.

Geisel - kein EntkommenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt