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7. Überraschung

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Als ich am Nachmittag endlich zu Hause ankam, stellte ich verwundert fest, dass ein mir unbekanntes Auto in unserer Einfahrt geparkt hatte. Zögerlich passierte ich das Fahrzeug und betrachtete es misstrauisch. Handelte es sich etwa um den Wagen von Robert? Allein die Vermutung führte augenblicklich dazu, dass sich mein Magen unangenehm zusammenzog. Fast schon trotzig wandte ich den Blick von dem Fahrzeug ab und setzte meinen Weg zu unserem Haus fort.

„Sophia? Kommst du mal bitte ins Wohnzimmer?", begrüßte mich meine Mom, als ich gerade die Haustür aufschloss, und ich ahnte bereits, dass sich meine Befürchtung bewahrheiten würde. Nervös legte ich meine Tasche auf dem Treppenabsatz ab und leistete anschließend widerwillig der Bitte Folge.

Wie schon erwartet, war Robert tatsächlich anwesend. Als ich in den Wohnbereich betrat, erhob er sich sogleich von unserem Sofa und lächelte mich freundlich an. „Ich muss mich wirklich bei dir entschuldigen. Es war ungeschickt, dich gestern so zu überfallen. Meinst du, wir können nochmal von vorne anfangen?"

„Ähm ... Ich denke schon", erwiderte ich nach einem kurzen Zögern und blickte schließlich nickend von Robert zu meiner Mom. Erst hatte ich in Erwägung gezogen, mich für mein Verhalten zu entschuldigen, aber ich wollte keine Entschuldigung aussprechen, die ich nicht ernst meinte.

„Das freut mich sehr", gab Robert sichtlich erleichtert zurück. Er nahm wieder auf der Couch Platz und bedeutete mir mit einem Handzeichen, dass ich mich zu ihm und meiner Mom setzen sollte. „Es gibt noch etwas, was wir sehr gerne mit dir besprechen würden."

Ich ließ mich angespannt auf das weiche Polster sinken und signalisierte ihnen, dass sie mit der Sprache rausrücken sollten, während ich automatisch begann, nervös meine Finger zu kneten. Was für eine Hiobsbotschaft würde mich nun wieder erwarten?

„Es geht um die Wohnsituation", ergriff nun meine Mom das Wort, während sie einfühlsam meinen Blick suchte. „Robert und ich würden gerne einen gemeinsamen Haushalt gründen, wie du dir sehr wahrscheinlich vorstellen kannst, aber wir möchten die Tatsache gerne mit dir gemeinsam bereden."

„Ich möchte aber nicht hier weg", antwortete ich schockiert und schüttelte abweisend meinen Kopf. Es kam für mich überhaupt nicht in Frage, dieses Haus zu verlassen.

„Das haben wir uns gedacht und deshalb werden wir auch nicht zu Robert ziehen", erklärte meine Mom und griff vorsichtig nach meiner Hand, um sie zu drücken. „Allerdings bedeutet diese Tatsache im Umkehrschluss, dass Robert zu uns ziehen wird. Gabe wird wohl hauptsächlich bei seiner Mom wohnen, aber wir richten ihm natürlich ebenfalls ein Zimmer hier ein. Das ehemalige Arbeitszimmer deines Vaters wird aktuell eh nur als Abstellraum genutzt."

Ich war natürlich nicht begeistert, aber mir schien das Angebot fair und ich war froh darüber, dieses Mal miteinbezogen worden zu sein. Außerdem erleichterte mich die Tatsache ungemein, nicht mit Gabriel zusammenleben zu müssen. Auch wenn er eine Art Gästezimmer bekommen würde, rechnete ich nicht damit, ihn wirklich oft hier anzutreffen. Immerhin lag sein Lebensmittelpunkt weiterhin bei seiner Mom und so konnte ich ihm weitestgehend aus dem Weg gehen. Hinzu kam noch die Tatsache, dass ich lediglich das letzte Jahr der High School hinter mich bringen musste und anschließend sowieso die Stadt verlassen würde, um irgendwo weit weg ein Studium aufzunehmen.

„Geht klar", antwortete ich also mit einem Schulterzucken und ich konnte an den überraschten Gesichtern von Robert und meiner Mom sehen, dass sie anscheinend mit mehr Widerstand gerechnet hatten.

„Wirklich?", vergewisserte sich meine Mutter verblüfft und zog mich augenblicklich in eine dankbare Umarmung.

„Wenn du mich nicht sofort loslässt, überlege ich es mir vielleicht doch noch anders", kommentierte ich scherzhaft ihren Überfall auf mich, woraufhin sie von mir abließ und mit ihren Lippen ein stilles Danke formte.

****

Der nächste Schultag verlief glücklicherweise genauso unauffällig, wie der Tag davor. Ich hatte Gabriel lediglich einmal kurz auf dem Schulkorridor gesehen, als er mit seinen Jungs auf dem Weg zum Footballtraining gewesen war. Allerdings schenkte er mir keinerlei Beachtung, was mich augenblicklich erleichtert aufatmen ließ.

„Ich freue mich wirklich, dass du bei den Schwimmern aufgenommen wurdest", richtete ich das Wort an Amy, nachdem wir den letzten Kurs hinter uns gebracht hatten. Wir waren gerade dabei, ihren Spind aufzusuchen, damit sie ihre Trainingssachen holen konnte.

„Danke, das ist wirklich lieb von dir und bedeutet mir sehr viel", entgegnete sie mit einem aufrichtigen Lächeln, während sie die Sporttasche über ihre Schulter schmiss und ihren Spind wieder verschloss. „Der Literatur-Club wird auch ohne mich laufen, davon bin ich überzeugt."

Wir liefen noch ein Stück gemeinsam den Korridor entlang, bis Amy sich schließlich mit einer Umarmung von mir verabschiedete. Das Trainingsbecken unserer High School befand sich im Kellergeschoss und so blieb ich noch kurz am Treppenabsatz stehen, um meiner Freundin nachzusehen, bis sie auf der unteren Etage angekommen war. Anschließend machte ich mich gutgelaunt auf den Weg zu unserem Clubraum, da ich dort mit Jackson und Lauren an einem Artikel über die geplante Abschlussfahrt arbeiten wollte.

Ich hatte mein Ziel fast erreicht, als Rachel plötzlich meinen Weg kreuzte. Ich konnte bereits aus der Entfernung erkennen, dass sie ziemlich wütend zu sein schien, und so beschloss ich, möglichst unauffällig in eine andere Richtung zu sehen. Immerhin hatte ich sie in der Mensa einfach stehen lassen und ich konnte mir denken, dass sie aktuell wohl nicht sonderlich gut auf mich zu sprechen war.

Sie setzte ihren Weg jedoch unbeirrt fort und ich war froh darüber, von ihr ignoriert worden zu sein. Ihr Verhalten in der Mensa war bereits unangenehm gewesen, da wollte ich mir lieber nicht vorstellen, wie sie im aufgebrachten Zustand sein mochte.

Gerade, als ich die Tür zu unserem Clubraum öffnen wollte, trat Jackson eilig aus dem Raum. Er schloss hektisch die Tür hinter sich und zog mich mit einer schnellen Bewegung an die Seite.

„Was ist denn mit dir los?", wollte ich irritiert von ihm wissen und musterte ihn skeptisch. Normalerweise war Jackson die Ruhe in Person, aber irgendwas schien ihn aufgeschreckt zu haben.

„Wir haben einen Bewerber für unseren Club", brachte er schließlich flüsternd hervor und zupfte nervös am Ärmel seiner Jacke.

„Das ist doch gut. Oder nicht?" Ich verstand überhaupt nicht, wo sein Problem lag. Immerhin konnten wir über jede Unterstützung froh sein.

„Am besten machst du dir selbst ein Bild. Aber sag hinterher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt", entgegnete Jackson daraufhin geheimnisvoll und deutete anschließend mit seinem Kinn in Richtung der geschlossenen Tür. Er konnte manchmal wirklich theatralisch sein.

Kopfschüttelnd legte ich anschließend meine Finger um die Klinke und drückte die Tür auf. Noch bevor ich einen Fuß in den Raum setzen konnte, wurde mir schlagartig bewusst, was Jackson so verstört hatte.

Gabriel hatte sich auf einem der Stühle niedergelassen und seine Collegejacke wie selbstverständlich über die Lehne gehangen. Er war gerade dabei, etwas auf einen Notizblock zu notieren, als er mich bemerkte und sich mit einem Grinsen zu mir wandte:

„Hey Turner, was geht?"

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von Sarah Jo Clark
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