~𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 20

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Am nächsten Morgen kriechst du förmlich aus deinem Bett. Ganz langsam machst du dich auf den Weg zum Badezimmer. Es ist Freitag - 6:30 Uhr. Der Tag der Abreise.

Du hast kaum geschlafen und bist einfach nur erschöpft. Der Abend gestern mit Fünf war wunderschön und du wünscht, ihr könntet es wiederholen. Jedoch sieht es wohl momentan so aus, als ob ihr euch für eine Zeit lang nicht mehr sehen werdet. Es führt kein Weg an diesem blöden Camp vorbei. Wenn Vater sich etwas in den Kopf setzt, dann wird es auch ordentlich durchgeführt - das weißt du ganz genau. Es macht keinen Sinn, gegen ihn anzukämpfen.

Dein Blick fällt auf den Badezimmerboden. Gestern lag da noch Fünfs Jacke - mit dem sonderbaren Zettel in der Brusttasche. Die Jacke ist allerdings verschwunden. Wahrscheinlich hat Fünf gemerkt, dass er den wichtigen Zettel einfach hat liegen lassen. Du würdest nur zu gerne wissen, was es mit dem Zettel so auf sich hat. Aber du reist in etwa einer Stunde ab und wirst Fünf für eine lange Zeit nicht mehr zu Gesicht bekommen.

Geknickt schleppst du dich aus dem Bad zurück in dein Zimmer. Doch auf dem Bett sitzt kein Geringerer als - Fünf. 

"Fünf? Was machst du denn hier?" Verwundert legst du deine Handtücher ab und setzt dich zu ihm aufs Bett. Du faltest deine Hände zusammen. "Hey... hast du etwa mein Bettzeug zusammengelegt? Ich bin doch kein kleines Kind mehr."
Er lacht auf. "Ich bin schließlich immer noch dein Aufpasser... nicht wahr?"
"Stimmt schon." Du stimmst kurz in sein Gelächter mit ein, verstummst dann aber relativ schnell wieder.
"Aber jetzt mal wirklich...was willst du?"
"Nun ja...", fängt er an, "Eigentlich wollte ich dir nur das hier geben." Er drückt dir einen kleinen Plüschteddy in die Hände. "Hier, bewahre ihn gut für mich auf."
"Was... was soll ich damit?" Irritiert nimmst du den weichen Teddybär entgegen. Dabei berühren sich eure Hände für einen kurzen Moment. Du siehst, wie Fünf seinen Hand augenblicklich zurückzieht. Er räuspert sich und steht auf.

 Er räuspert sich und steht auf

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"Keine Fragen, y/n. Vertrau mir einfach, ja?" Du nickst verwirrt und verstaust das Plüschtier in deinem kleinen, bereits prallgefüllten Koffer.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren und mit beiden Händen in den Taschen verlässt Fünf dein Zimmer. Du schaust ihm gedankenverloren hinterher.

Am Esstisch ist es ziemlich ruhig. Genau genommen ist es hier nie besonders geräuschvoll und belebt, was an Vaters strengen Regeln liegt. Dieses Mal ist der Grund jedoch, dass deine Geschwister noch tief und fest schlafen. Immerhin ist es Freitag und freitags ist es euch normalerweise erlaubt, etwas länger zu schlafen. Nur du bist munter. Du seufzt leise. 

Nachdem du dir ein Brot geschmiert und gegessen hast, bleibst du noch einen kleinen Moment sitzen. Du schaust dich ganz genau um. Du wirst das alles hier schon ziemlich vermissen - da bist du dir sicher. Klar, Vater und Fünf nerven ab und zu schon ein wenig, aber trotzdem ist das hier dein Zuhause, deine Heimat. Dir kommen bereits wieder die Tränen, doch du musst dich jetzt zusammenreißen. Du schaffst das schon irgendwie! 

Ein letztes Mal machst du dich auf den Weg nach oben, um nochmal kurz ins Bad zu gehen und anschließend deinen Koffer zu holen. Während du die große, alte Treppe hoch zum 2. Stock hinaufsteigst, hörst du, wie sich das Eingangstor quietschend öffnet. Du bleibst abrupt stehen und drehst dich zum Tor hin. Vielleicht sind das ja die Leute, die dich ins Camp mitnehmen werden?

Zwei große Männer betreten das Anwesen und schauen sich im Flur um. Irgendwie sehen sie ziemlich seltsam aus. Der eine Mann trägt eine dunkelgrüne Uniform, während der andere ganz in schwarz gehüllt ist. Seine schwarze Kapuze hat er sich ins Gesicht gezogen. Sofort rennst du nach unten um abzuchecken, was sie vorhaben.

"Guten Morgen, die Herren. Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?" Höflich lächelst du ihnen zu. Der Typ in der Uniform erwidert das Lächeln. Es sieht allerdings eher wie ein schiefes Grinsen aus. Außerdem sieht man seine Goldzähne. Der Mann neben ihm zieht langsam seine Kapuze vom Kopf und fängt plötzlich an, auch so komisch zu grinsen.

Dann trifft es dich wie ein Schlag. Du kannst dich noch ganz genau erinnern: Der Abend im Park... Die zwei Gestalten... Die Peitschenhiebe mit deinem Gürtel... Der Typ, der heulend sein Gesicht verdeckt...
Das sind sie. Du bist dir ganz sicher. Man erkennt nämlich die große Wunde, die das Gesicht von dem Kapuzentyp verziert. Es blutet zwar nicht mehr, allerdings ist es auch lange nicht vollständig verheilt. Das kann wohl noch einige Zeit dauern. 

Wie angewurzelt bleibst du stehen. Das ist doch nicht wahr! Was haben DIE denn hier zu suchen? Am liebsten würdest du schreien. So laut, dass dir die anderen zu Hilfe kommen. Aber du bist immer noch in Schockstarre. Kein einziger Ton entwischt dir.

Plötzlich eilt Vater herbei. 
"Meine Herren, entschuldigen Sie bitte das Warten. Meine Wenigkeit hat sich ein kleines bisschen in der Zeit geirrt. Nichts desto trotz heiße ich Sie herzlich willkommen. Schön, dass Sie uns nun endlich einmal besuchen kommen. Bitte hier entlang." Er leitet sie in das gemütliche Wohnzimmer und deutet auf das alte, schwarze Sofa. Du fängst dich und gehst ihnen nach.
"Setzen Sie sich doch. Ich bin jeden Augenblick wieder da." Mit diesen Worten dreht er sich um, packt dich an der Uniform und schleift dich aus dem Wohnzimmer. 

"Nummer Acht, höre mir jetzt ganz genau zu. Du wirst dich im Camp benehmen, haben wir uns da richtig verstanden? Dass du mir auch ja keinen Ärger machst!" Du nickst deutlich und schaust dann geknickt auf den Holzboden. 
"Wie oft muss ich das noch sagen? Schaue mir gefälligst in die Augen, wenn ich mit dir spreche!" Du zuckst zusammen und schaust sofort wieder auf. Er schüttelt verärgert den Kopf. "Aber das werden sie dir sicherlich im Camp beibringen. Und jetzt hole deinen Koffer. Ihr fahrt ab."

Wie bitte??? Diese zwei Gestalten, die dich im Park angegriffen haben, sollen nun deine Betreuer sein? Du musst unbedingt etwas dagegen unternehmen! Doch Vater wird nicht auf dich hören, da bist du dir sicher. Du musst es Fünf sagen. Du musst Fünf darum bitten, dir zu helfen. Auch, wenn das das Letzte ist, was du tun willst. 

Blitzschnell saust du die Treppe hinauf. Hin zu Fünfs Zimmer. Du klopft einmal. Keine Reaktion. Du klopfst ein zweites Mal. Immer noch keine Reaktion. Du klopfst ein drittes Mal, diesmal ein wenig fester. 
"Fünf? Fünf! Kann ich bitte kurz reinkommen?"
Keine Reaktion.
"Es ist wichtig!"
Keine Reaktion.
Na gut, dann stürmst du eben einfach so in sein Zimmer.
Doch das Zimmer ist... leer? Fünf ist nirgends aufzufinden. Nicht einmal in seiner Lieblingsecke auf dem Dachgeschoss. Nicht einmal an der Kaffee-Maschine. Du seufzt schwer. Das war's wohl. 

Betrübt schnappst du dir deinen Koffer und machst dich auf den Weg nach unten. Im Flur stehen auch schon deine zwei neuen Aufseher. Als sie dich erblicken grinsen sie nur noch dreckiger. Einer von ihnen öffnet das Akademie-Tor und deutet auf das große, schmale Auto vor dem Anwesen. 
"Dann wollen wir mal." 
Du folgst ihnen hin zu dem silbernen Auto und lässt dein Gepäck im Kofferraum verstauen. Vater steht direkt vor dem Eingangstor und winkt dir kurz zum Abschied. Du winkst nicht zurück. Dieser Mann lässt dich hier einsperren und tut dann auch noch so, als hätte er da gerade eine "gute Tat" getan.

Der Uniform-Typ startet den Motor und das Auto rollt langsam in Richtung Ausfahrt. 

Tschüss, Akademie!
Tschüss, Fünf...

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𝐓𝐢𝐦𝐞 𝐢𝐬 𝐫𝐞𝐥𝐚𝐭𝐢𝐯𝐞 ⟜ Nummer Fünf FanfiktionWhere stories live. Discover now