~𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 16

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Komplett versteinert stehst du da. Damit hast du nun wirklich nicht gerechnet, immerhin macht Vater zu diesem Zeitpunkt eigentlich seinen langen Mittagsschlaf. Du erinnerst dich noch an die Zeit, als ihr euch dann alle heimlich aus der Akademie geschlichen habt. Das waren gute Zeiten. Alles war so unbeschwert und leicht. Doch die Zeiten haben sich geändert -  das haben sie tatsächlich. 

"Nummer Acht. Schaue mich gefälligst an, wenn ich mit dir spreche."
"Ja, Vater. Entschuldigung." Du blickst auf. Er seufzt und schüttelt den Kopf.
"Wie du dir doch hoffentlich denken kannst, haben wir uns alle die größten Sorgen um dich gemacht. Ich hoffe dir ist bewusst, dass eine solche Tat auch ihre gewissen Konsequenzen mit sich bringt, Nummer Acht."
"N-natürlich.", murmelst du. Mist. Das hört sich echt nicht gut an. Stille.
 Vater dreht sich um und setzt dann seinen Weg zur Limousine fort.

Plötzlich knarrt das große Eingangstor und Vanya kommt zum Vorschein. Sie lächelt erleichtert und rennt auf dich zu. Du hast sie so vermisst!

"Oh mein Gott, y/n. Ich bin so so froh, dich wiederzusehen!" Sie fällt dir in die Arme und drückt dich kräftig.
"Vanya... es... es tut mir so leid!"
"Nein das muss es nicht, y/n. Ich habe doch gehört, was passiert ist!"
Verwundert löst du dich aus ihrer Umarmung. Was meinte sie da gerade? Woher weiß sie, was letzte Nacht vorgefallen ist? Hat Fünf ihr etwa davon erzählt? Wie ist das nur möglich? Bei dem bloßen Gedanken an ihn wird dir für einen kurzen Moment schwindelig.
"Na du hast mich vor Vater verteidigt... Das war das Netteste, was je eine Person für mich gemacht hat." Sie lächelt dich an. Du lächelst zurück. DAS hat sie also gemeint... nochmal Glück gehabt.
"Das war doch nicht der Rede wert." Du streichst ihr über die Schultern. Die arme Vanya... sie tut dir wirklich leid. Deine Flucht aus der Akademie hat sie sicher schwer geschockt. Vor allem, weil du ihr ja nicht einmal bescheid gesagt hast, dabei ist sie ja deine Freundin. 

"Komm erst einmal rein. Du hast bestimmt Hunger!" Sie reißt dich aus deinen Gedanken. 
"Du hast recht... Ich habe seit 24h nichts mehr gegessen." Du grinst. Sie kennt dich einfach zu gut. 
"Na dann auf geht's."
Du willst ihr folgen, doch plötzlich zieht ein stechender Schmerz durch dein rechtes Bein. Autsch! Mit zugekniffenen Augen schreist du auf. Das hattest du ja komplett vergessen...

"Y/n! Was... was ist los?" Sie schaut dich bestürzt an.
Du verkneifst dir ein paar dicke Tränen, die dir ins Auge geschossen kommen. Jetzt ist nicht gerade die beste Zeit zum Heulen. Damit musst du wohl warten, bis du auf deinem Zimmer bist.
"Alles gut. Ich bin nur falsch aufgetreten vorhin."
"Umgeknickt?"
Du nickst und zeigst ihr dann den Verband. Sie schüttelt lachend den Kopf.
"Was hast du denn jetzt schon wieder angestellt... also wirklich." Du stimmst in das Gelächter mit ein, lässt ihre Frage allerdings unkommentiert. Sie greift dir unter die Arme und hilft dir in die Akademie. 

"Y/n!!! Da bist du ja." Du hörst lautes Treppengetrampel und vor dir stehen... deine Geschwister. Alle sind da: Luther, Diego, Allison, Klaus, Ben und Vanya. Nur einer fehlt. Fünf ist nicht hier. Du bekommst ein schlechtes Gewissen. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, einfach abzuhauen? Eigentlich hast du ihm ja versprochen, so etwas nie wieder zu tun.
Dein Geschwister schauen dich erwartungsvoll an. Sie begrüßen dich heiter. 

"Mensch sind wir froh, dass es dir gut geht!" Klaus umarmt dich fest.
"Wo warst du denn die ganze Zeit?", fragt Allison aufgeregt.
"Woah, das war echt mutig von dir!" Ben schaut dich bewundernd an.
Diego gibt dir nur einen lässigen Fist Bump und nickt dir zustimmend zu.
"Schön, dass du wieder da bist. Wir haben dir übrigens etwas vom Mittagessen aufgehoben.", ergänzt Luther lächelnd. 

"Stop Leute." Du schmunzelst. "Da komm ich ja gar nicht mehr mit, macht mal halblang. Und ich habe euch natürlich auch alle vermisst!"
Nachdem sie dir berichtet haben, wie sie dich überall gesucht haben und wie Vater sich mal wieder aufgeregt hat, führt dich Vanya langsam ins Esszimmer. Du setzt dich auf deinen Platz. Sitzen tut wirklich gut.

"Hier, wir haben Mutters Eintopf für dich aufbewahrt. Ein bisschen Brot ist auch noch da." Sie reicht dir die Brotschüssel und einen großen, runden Teller mit Eintopf.
"Vielen Dank, Vanya." Eigentlich magst du Eintopf nicht besonders, aber nach einem langen, schweren Tag schmeckt Mutters Eintopf wie das Hauptgericht eines 5-Sterne-Restaurants. Köstlich. Du schlürfst genüsslich die warme Brühe. 
"Also...", beginnt Vanya. Sie mustert dich für einen Augenblick. "Wo warst du? Und was ist mit dir passiert?"
"Nun ja-", fängst du gerade an zu erzählen, aber die bedrohlichen Schritte im Flur unterbrechen dich. Du erkennst sofort, wer da auf euch zukommt. Vater. 

Die Türen schnellen auf.
"Nummer Sieben, bitte begebe dich jetzt auf dein Zimmer. Ich muss ein äußerst wichtiges Anliegen mit Nummer Acht besprechen und das ist keinesfalls für deine Ohren bestimmt." Sein durchdringlicher Blick scheint Vanya förmlich zu durchbohren. Sie schenkt dir einen bemitleidenden Blick und macht sich dann wortlos auf den Weg in ihr Zimmer. Du schaust Vater nur verdutzt an.

"Nun, Nummer Acht, wie ich bereits erwähnt habe, wird es Konsequenzen für dein außerordentlich unvernünftiges Benehmen geben." Er nimmt auf dem leeren Stuhl gegenüber von dir Platz. Dort sitzt eigentlich immer Fünf. Du senkst deinen Blick. Er räuspert sich geräuschvoll. 
"Ich habe mir deshalb überlegt, dich wegzuschicken." 

𝐓𝐢𝐦𝐞 𝐢𝐬 𝐫𝐞𝐥𝐚𝐭𝐢𝐯𝐞 ⟜ Nummer Fünf FanfiktionWhere stories live. Discover now