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[clubintern]

|hermine|

"Möchtest du eine ehrliche Antwort?", Ginny rührte den Zucker in ihren Tee. Ihre Augen lagen jedoch auf Hermine, die auf dem Wohnzimmerteppich saß und sich an den Kamin gelehnt hatte.

"Weiß ich nicht. Ich habe Angst vor deiner Ehrlichkeit.", das Grinsen auf Ginnys Gesicht ließ sie kurz Hoffnung schöpfen. Doch es zerfloss zu einem schmalen Strich.

"An der Idee mit Malfoy bei Ron aufzutauchen ist zunächst vielleicht nichts Verwerfliches. Wenn man bedenkt, was er getan hat vielleicht sogar verdient. Allerdings–", Ginnys Pupillen senkten sich nun ruhig auf Hermine um sicherzugehen, dass ihre Freundin ihr auch zuhörte, "muss ich zugeben, dass ich nicht ganz hinterherkomme."

An Hermines plötzlich wechselndem Gesichtsausdruck erkannte Ginny wohl, dass nun Hermine es war, die nicht mitkam.

"Dass ihr euch irgendwie nicht mehr hasst, okay. Ist angekommen. Aber wann ist daraus bitte Potential für Körperliches geworden?", genüsslich führte sie die Tasse an ihren Mund und schenkte Hermine ein schmunzelndes Lächeln, die nun ihren Kopf gegen die Steinmauerung fallen ließ und seufzte.

"Es ist wirklich merkwürdig, aber es fühlt sich nicht nur körperlich an. Also, es hat sich nicht nur körperlich angefühlt. Da war etwas. In seinen Worten. Den ganzen Abend über, und am Morgen.",
"Nun, das mag sein. Wenn ich über deine Erzählung nachdenke ist das sogar sehr offensichtlich. Aber, also..", offensichtlich in Not, die richtigen Worte zu finden, stammelte die Rothaarige einige Sekunden herum, "Es ist nun mal Malfoy. Ich nehme ihm das nicht so ganz ab, was er da am Morgen zu dir gesagt hat."

"Meinst du, er hat nur Sex gewollt?", in Hermines Stimme schwang Enttäuschung und Unbehagen mit.
"Könnte ich mir vorstellen. Aber dafür hat er vorher zu viel Aufmerksamkeit an dich «verschwendet». So viel Einsatz für eine Nacht? Auch schwer zu glauben."

Hermines Gedanken drifteten etwas weiter ab und ehe sie sich versehen konnte, stand sie wieder nackt in Dracos Schlafzimmer.

ㅇㅇㅇ

"Du gehst?",
"Ich muss arbeiten." Mit hektischen Bewegungen sammelte Hermine ihre Klamotten vom Boden. Dracos Blicke auf ihr machten sie nervöser als ihr lieb war.

"Es ist Samstag, Granger.",
"Ist das eine Ausrede bei einer 60 Stunden Woche?", ihre Stimme klang kaum lauter als ein Flüstern. Unwohl zog sie sich ihre Unterwäsche an und taumelte dann etwas unsicher Richtung Wohnzimmer und Küche.

"Iss was, bevor du apparierst!", seine Stimme rief aus dem Bett. Oder doch schon vom Türrahmen?

"Nein, nein. Das geht schon. Ich sollte mich beeilen. Meine Schuhe–",
"Die Fußmatte.", peinlich berührt, aufgrund der erneuten Erinnerung an die Fußmatte, trat Hermine durch die Wohnungstür.

Draco stand mittlerweile nur wenige Schritte von ihr entfernt, als sie sich ein letztes Mal umdrehte.
"Danke für deine Hilfe und–", sie schluckte trocken, "die Nacht."

Und mit einem weiteren Schritt und einem letzten Erhaschen von Dracos Gesichtszügen, apparierte sie davon.

ㅇㅇㅇ

"Deinen Abgang verstehe ich noch immer nicht. Das im Bett war doch eine schöne Konversation."

"Ich selbst hab doch keine Ahnung. Habe wohl einfach Panik bekommen. Ich wollte nicht, dass es mir gefallen hat, aber das hat es.", Ginny lächelte schwach und ließ ein sanftes Kopfschütteln los.

"Ich würde ja sagen, da solltest du mit ihm drüber sprechen. Aber ehrlich gesagt hat sprechen selten geholfen, wenn es um Draco Malfoy ging.",
"Er ist kein Mann der Worte.",
"Nett gesagt.", keifte Ginny und trank noch einen Schluck Holunderblütentee.

|draco|

Der Regen prasselte hörbar auf die Holzbalken. Sie waren nicht mal dicht, weshalb von Zeit zu Zeit Regentropfen durch die Dachbalken drangen und neben ihm auf der Werkbank niederfielen.
Seit knapp zwei Stunden hockte er über den Silberkufen, welche nicht am Besen halten wollten.

Er selbst war verwundert über seinen Eifer, beinahe krankhaft kam es ihm vor, wie er dort stand und mit Gewalt versuchte die Kufen in der richtigen Position zu befestigen.
Immer wieder schlug er auf den Besen mit flacher Hand, rüttelte an der Tischkante oder trat hinter sich gegen das Regal. Und ob all diese Wut nur von den Silberkufen kam, wagte er zu bezweifeln.

Als Draco das Knarzen der Tür bemerkte überkam ihn für den Bruchteil einer Sekunde ein Schrecken. Bis ihm klar wurde, dass es nicht Astoria sein würde, die dort hineinkommen würde.

Stattdessen trat ein dunkelblonder, großer Mann herein. Als dieser in das Licht der Glühlampe trat, seufzte Draco erleichtert auf.

"Higgs.",
"Wen hast du denn erwartet? Deine Perle?", Draco schnaubte entrüstet aus und schmiss die Kufen achtlos auf die Werkbank.
"Sie ist nicht mehr meine Perle.",
"Oh, sorry. Wollte da nicht–",
"Nein, nein. Ist vielleicht besser so. Nur ungewohnt.", Terence nickte bekennend und ließ sich auf einem Hocker gegenüber von der Werkbank fallen, die in der Mitte des Schuppens stand.

"Wieso hast du dir nicht einfach eine Luxuswerkstatt gezaubert?", Terences Augen musterten die klobigen Balken und die klappernden, vollgestopften Regale.

"Ist ein netter Kontrast, auch mal unter solchen Umständen zu arbeiten.", dieser Gedanke schien mit Terences Überzeugungen nicht ganz in Einklang zu kommen, doch der Ältere zwang sich dennoch zu einem Grinsen.

"Verstehe. Au Naturell, also.", nickend tat Draco das Thema ab und streifte sich anschließend die Pulloverärmel hoch.

"Also, was willst du? Du bist wohl kaum durch den Regen gekommen um meine Werkstatt zu inspizieren.",
"Nein, das trifft es nicht ganz. Es gibt da etwas, das dich eventuell interessieren könnte.", die Augen des Blonden ruhten auf der Werkbank, als würde er jedes Detail einzeln betrachten.

"Das da wäre?",
"Eine Wette. Sie kam Clubintern auf und ich dachte, das wäre interessant für dich. Es geht um 'ne Menge Asche."

Draco versuchte einen Haken bei der Sache zu finden. Kritisch blickte er zu Terence, der seinen Blick jedoch nicht anhob und weiterhin den Tisch untersuchte.

"Worum geht's?",
"Zunächst mal, das solltest du wissen, wäre der Kontrahent ich selbst. Ich bin schon drin." Dracos Interesse wurde nun doch geweckt und er lehnte sich an die Werkbank.

"Wieso bist du schon drin? Wie entstand die Wette?",
"Zacharias und Kembo haben sich wohl aus siegestrotz besoffen und sind dann auf die Idee gekommen, eine Clubinterne Wette zu starten. Nach Möglichkeiten mit den stärksten Mitgliedern.",
"Dir und mir.",
"Korrekt. Es soll um ein Duell gehen. Ausschließlich mit verbotenen Flüchen.",
"Bitte?", Dracos Stirn lag in Falten, doch Terence grinste ihn nur amüsiert an.

"Naja, einfach etwas Dampf ablassen und neue, verbotene Flüche ausprobieren, die man sich im Vorfeld aneignen muss. Also unbekannte Flüche."

"Ein Ding des Wahnsinns, Terence. Das weißt du genauso gut wie ich. Das hat nichts mit Kampflust oder Herausforderung zu tun, sondern mit Mordlust.",
"Und voilá, unsere Wette. Beziehungsweise Kembo's und Smith's. Sie wetten um ihre wertvollsten Besitztümer."

"Und das wäre? Was sollten die zwei schon besonderes haben?"
Terence schien Dracos Bemerkung für witzlos zu halten. "Bitte, denk mal nach. Kembo hat noch immer den Durmstrang-Stab. Und Zacharias.. naja, der hat seinen Abschluss.", grinsend stand Terence auf und fuhr sich lässig durch die Haare.

"Ich finde es klingt nach Spaß. Bist du dabei?",
"Es ist bescheuert, Higgs.", ignorierte Draco die ihm entgegengestreckte Hand.
Doch das Grinsen auf seinen Lippen spielte ein anderes Lied.

what do i say to you? | dramioneWhere stories live. Discover now